Nach einem Rückgang der kriminellen Handlungen während der Pandemie wurden im Jahr 2022 wieder mehr Verbrechen registriert. Allerdings ist der Anstieg moderat geblieben.
Die Polizeipräsidien Freiburg (zuständig auch für die Kreise Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Waldshut), Offenburg und Konstanz (zuständig u.a. für die Kreise Schwarzwald-Baar und Rottweil) haben am Freitag ihre Kriminalstatistiken für das Jahr 2022 vorgestellt. Insgesamt ist die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Allein für Freiburg listet die Polizei 23.179 Straftaten auf, ein Plus von rund 1.200 Fällen im Vergleich zum Jahr davor. Südbadenweit legten die Straftaten in vielen Bereichen leicht zu, es gibt aber auch gute Entwicklungen.
Weniger Straftaten durch Videoüberwachung in Freiburg
Mit dem Abflauen der Corona-Pandemie kam im Jahr 2022 das Leben zurück auf die Straße und somit auch die Kriminalität im öffentlichen Raum, erläutert der Präsident des Polizeipräsidiums Freiburg, Franz Semling. In diesem Zusammenhang habe sich die Videoüberwachung in Freiburgs Kneipenviertel "Bermudadreieck" gut bewährt. Diese habe den einst als "gefährlich" eingestuften Ort in der Freiburger Innenstadt deutlich sicherer gemacht. Denn im Führungs- und Lagezentrum würden die Kolleginnen und Kollegen das Bermudadreieck am Wochenende beobachten. Bei kritischen Situationen, etwa wenn Menschen dort aggressiv würden, könnten sie umgehend eine Streife vorbeischicken.
Lörrach hat die meisten Straftaten - Waldshut die wenigsten
Der Landkreis Lörrach führt die landesweite Polizeiliche Kriminalitätsstatistik an. Im vergangenen Jahr sind dort mit fast 8.500 Straftaten pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner die meisten Straftaten aller Landkreise in Baden-Württemberg begangen worden. Der Landkreis Lörrach ist laut Polizei trotzdem genauso sicher wie die anderen Kreise im Polizeipräsidium Freiburg. Die hohe Zahl der Straftaten gehe vor allem darauf zurück, dass immer mehr geflüchtete Menschen illegal die Grenze übertreten oder später ohne gültige Papiere aufgegriffen werden.
Im Landkreis Waldshut wurden im Polizeipräsidium Freiburg im Jahr 2022 am wenigsten Straftaten begangen. Allerdings sind die Zahlen bei Gewalt in Beziehungen um 56 Prozent gestiegen. Das liegt laut Polizei daran, dass im Landkreis Waldshut wegen guter Netzwerkarbeit Gewalt in Beziehungen immer häufiger angezeigt wird.
Mehr Vergewaltigungsopfer gehen zur Polizei
Das Polizeipräsidium Offenburg meldet bei Vergewaltigungen einen deutlichen Anstieg. 2022 gab es im Ortenaukreis 103 registrierte Vergewaltigungen, 39 mehr als im Vorjahr. Da die Dunkelziffer in diesem Bereich sehr hoch sei, bewertet Raoul Hackenjos, Leiter der Kriminaldirektion Offenburg, diese Zunahme als positiv. Denn allzu oft passierten Vergewaltigungen im Familien- oder Bekanntenkreis und die Opfer würden sich nicht trauen, zur Polizei zu gehen. Inzwischen zeige sich endlich eine gesteigerte Anzeigenbereitschaft und das sei erfreulich.
Hoher Schaden durch Telefonkriminalität
Allein das Polizeipräsidium Konstanz, das auch für die Kreise Rottweil und Schwarzwald-Baar zuständig ist, beziffert die Schadenshöhe durch Anrufstraftaten im vergangenen Jahr auf 2,3 Millionen Euro. Und das, obwohl 96 Prozent der Betrugsfälle gescheitert seien. Eine Zunahme bei Schockanrufen verzeichnen auch die Polizeipräsidien Offenburg und Freiburg. Franz Sämling appelliert an die Bevölkerung, jeden Versuch bei der Polizei zu melden. Die Strategie der Täter habe sich in der letzten Zeit geändert. Bis vor kurzem sei es darum gegangen, die Opfer lange in der Leitung zu halten und hohe Geldbeträge zu fordern. Inzwischen seien die Telefongespräche kürzer und es ginge um geringere Geldbeträge.
Programm gegen Jugendkriminalität
Ein weiteres Sorgenkind ist die ansteigende Jugendkriminalität. In der Ortenau nahm die Zahl der Tatverdächtigen unter 14 Jahren um rund ein Viertel auf 554 Mädchen und Jungen zu. Das Polizeipräsidium Freiburg zählt rund 2.700 jugendliche Strafverdächtige, 586 mehr als 2021. Um die Jugendkriminalität einzudämmen oder kriminelle Karrieren im Vorfeld zu verhindern, soll es in Freiburg, Lörrach und Waldshut bald sogenannte "Häuser des Jugendrechts" geben. Alle zuständigen Behörden sollen dort mit dem Ziel der Prävention zusammenarbeiten.