Ein 40 Meter hoher Berg aus Salz sorgt für Ärger, ein Camper parkt einen Blitzer zu und West Ham-Fans erzählen von ihrem Club. Der Wochenrückblick für die Region Südbaden.
Hi ihr Lieben, ich bin Damian und schaue mit euch zusammen auf die Themen der vergangenen Woche zurück, die mich besonders interessiert haben:
- Der "Kalimandscharo" in Buggingen - Relikt aus einer (fast) vergessenen Zeit
- Schadenfreude über blockierten Blitzer in Rottweil - muss das sein?
- Stadionsprecher und Fan-Club-Gründer: West Ham-Fans erzählen von ihrem Verein
Der "Kalimandscharo" in Buggingen - Relikt aus einer (fast) vergessenen Zeit
Der Berg mit dem klangvollsten Namen Südbadens steht in Buggingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Der "Kali-mandscharo", wie ihn die Bugginger liebevoll nennen. Streng genommen ist er eine Abfallhalde. In den goldenen Zeiten des Kali-Abbaus wurden hier die Salze aufgeschüttet, die aus der Förderung übriggeblieben und unbrauchbar waren. Kalisalz wird zum Beispiel als Dünger oder zur Herstellung von Infusionslösungen gebraucht.
Bei Umweltverbänden sorgt der Monte Kali (der Bugginger Wortwitz für ihren Hausberg ist unerschöpflich) schon seit Jahren für Ärger. Grund: Der Berg wäscht jeden Tag zwischen 1,5 und 2,5 Tonnen Salz ins Grundwasser, sagt der Geschäftsführer des BUND Südlicher Oberrhein, Stefan Auchter. Das hört sich tatsächlich nach einer ganzen Menge an. Der in der Trinkwasserverordnung festgelegte Grenzwert wird damit weit überschritten. Vor 16 Jahren hat ein Gericht deshalb beschlossen: Die Kalihalde muss saniert werden. Die verantwortliche Firma Kali und Salz AG in Kassel hat den Berg genaustens kali-briert (sorry, der musste sein) und jetzt mit den Arbeiten begonnen - 16 Jahre nach dem gerichtlichen Beschluss. Die Firma will die Kalihalde mit einer großen Haube abdecken, um sie vor Regen zu schützen und so zu verhindern, dass noch mehr Salz abgewaschen wird. Bis 2026 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Meterhohe Kaliberge gibt es in ganz Deutschland
Irgendwas fasziniert mich an diesem Berg. Und scheinbar geht es nicht nur mir so. In Hessen gibt es beispielsweise einen Kaliberg, der über 500 Meter hoch und ein richtiges Touristenziel ist. Da kann man Bergtouren machen mit Sicht auf den Brocken.
In Buggingen lockte das Kalisalzbergwerk einst Hunderte Arbeiter an
Der Bugginger Berg ist nicht für die Besteigung gedacht. Aber mit seinen fast 40 Metern Höhe lässt der "Kalimandscharo" im Markgräflerland erahnen, was in der kleinen Stadt nördlich von Müllheim mal losgewesen ist. "Die mit Abstand größte Firma bis Freiburg" sei das Kali-Bergwerk in Buggingen seinerzeit gewesen, erzählt mir Elmar Späth, der Vorstand vom Bergmannsverein. 1.200 Menschen arbeiteten zu Hochzeiten in der Mine. Der Job galt als attraktiv. Die Bergleute wurden überdurchschnittlich gut bezahlt, wegen der Gefahren. Bei einem großen Feuer in der Grube starben 1934 insgesamt 86 Menschen, einer der größten Unfälle in der deutschen Bergwerksgeschichte. Im Jahr 1973 wurde das Bergwerk dann geschlossen - aus wirtschaftlichen Gründen.
Die Spuren der Vergangenheit zeigen sich noch heute
Die Spuren der bewegten Vergangenheit finden sich noch heute in Buggingen: Am Ortseingang steht die große Seilscheibe der ehemaligen Mine. Außerdem gibt es mehrere Werkswohnhäuser, ein Kali-Museum und sogar einen richtigen Bergstollen, den Elmar Späths Bergmannsverein von Hand nachgebaut hat. Der Verein bietet Führungen durch den Stollen an, wo man alte Geräte, Grubengleise und Signalanlagen besichtigen kann. Wer mag, kriegt am Ende der Tour zu einem Bergsteigerlied nach guter alter Sitte einen Schnaps serviert.
Elmar Späth selbst hat übrigens nie in der Mine gearbeitet. Was ihn an dem Kali-Bergwerk so fasziniert? "Einfach diese verschworene Gemeinschaft, diese Kameradschaft und Herzlichkeit". Jeder müsse sich in der Mine auf den anderen verlassen können, so habe es ihm sein Vater erzählt, der dort gearbeitet hat. Das Betriebsklima sei "einfach unerreicht" gewesen.
Über die Sanierungsarbeiten an der Kalihalde in Buggingen berichtete SWR4 Baden-Württemberg am 4.3.2024 um 16:30 Uhr.
Schadenfreude über blockierten Blitzer in Rottweil - muss das sein?
Geärgert habe ich mich diese Woche über die Blitzer-Geschichte in Rottweil: Ein Fahrer hatte am Dienstag seinen Wohnwagen direkt vor einem Blitzer geparkt und ihn damit vorübergehend unbrauchbar gemacht. Für den Besitzer des Campers hatte das keine rechtlichen Konsequenzen. Der Wagen war auf einem normalen Parkplatz abgestellt - ganz legal. Was mich aber echt genervt hat, waren einige Reaktionen im Netz. "Bundesverdienstkreuz", "bester Mann, feier dich" oder "geil".
Blitzer schaffen Sicherheit - auch für andere Verkehrsteilnehmer
Dem Fahrer des Campers will ich keine böse Absicht unterstellen. Und klar: Es nervt mich auch total, geblitzt zu werden. Aber letztlich sind die Dinger ja dazu da, damit Autos nicht zu schnell fahren und sich andere Verkehrsteilnehmer sicher fühlen können.
Ich finde, wenn immer von Klimawandel und Mobilitätswende geredet wird, dann muss es auch darum gehen, umweltfreundliche Alternativen möglichst attraktiv zu machen - wie das Fahrrad zum Beispiel. Und dazu gehört eben auch das Thema Sicherheit. Deswegen hat es mich schon als Jugendlicher irritiert, dass im Radio oft vor Radarfallen gewarnt wird oder dass es sogar Apps gibt, die einem zeigen, wo die Blitzer stehen.
Blitzer-Apps sind verboten, Hinweise im Radio eine Grauzone
"Öffentlich vor Radarfallen warnen - ist das erlaubt?" Mit dieser Frage habe ich Arno Heger, einen Verkehrsanwalt aus Freiburg, angerufen. Seine Antwort: Eigentlich nicht. Er erklärte, dass die Nutzung von Blitzer-Apps im Auto verboten ist. Werden Autofahrer dabei erwischt, droht ein Bußgeld von 70 Euro und ein Punkt in Flensburg. Doch die Polizei hat es schwer, diesen Verstoß nachzuweisen. Heger selbst hat noch keinen solchen Fall erlebt.
Interessant finde ich: Die Blitzer-Warnungen der Navigationssysteme warnen scheinbar immer vor einer "Gefahrenstelle" - vor einem "Blitzer" zu warnen, das wäre verboten, sagt Heger.
Über den zugeparkten Blitzer in Rottweil berichtete DASDING am 6.3.2024 um 14 Uhr.
Stadionsprecher und Fan-Club-Gründer: West Ham-Fans erzählen von ihrem Verein
Dieses Los fanden so ziemlich alle blöd: Dass unser SC Freiburg schon wieder gegen den hochkarätig besetzten Arbeiterverein West Ham United aus London ran muss, darüber hat sich kaum jemand gefreut. Und doch: Nach einem starken Auftritt im Hinspiel, bei dem Freiburg durch ein spätes Tor von Michael Gregoritsch 1:0 gewinnen konnte, ist die Sensation plötzlich greifbar. Der SC hat es in einer Woche selbst in der Hand, erstmals in der Vereinsgeschichte ins Viertelfinale der Europa League einzuziehen.
Zwei Londoner waren schon beim ersten Spiel in Freiburg
Auch wenn sich West Ham United gestern geschlagen geben musste, war der Trip in den Breisgau für die Briten John Ratomski und Martin Godleman aus London ein echter Höhepunkt. "Lovely" und "beautiful" finden sie Freiburg und die Menschen seien ja alle so nett.
Sie waren schon beim ersten Spiel im vergangenen Oktober in Freiburg. Vor der damaligen Auslosung kannten sie den SC gar nicht. Manchester, Athen, Serbien: John Ratomski und Martin Godleman fahren zu fast jedem Spiel ihres Vereins West Ham United. Die beiden sind sehr freundlich und interessiert. Sie schwärmen vom Schlossberg, bekunden Sympathie für die deutschen Fan-Proteste gegen den Investoreneinstieg und fluchen über den Brexit.
Beide leben für ihren Verein: Martin ist seit über zehn Jahren Stadionsprecher. Der emotionalste Moment in seiner Laufbahn sei gewesen, als der ukrainische Spieler Andriy Yarmolenko, der seit Kriegsbeginn einige Spiele pausieren musste, nach seiner Einwechslung direkt ein Tor geschossen habe. "Tor für West Ham - und die Ukraine", rief er spontan. Ihm kommen heute noch die Tränen, wenn er davon erzählt.
West Ham-Fans hat sozialen Verein gegründet
John Ratomski hat bei West Ham United die Fangruppe "Irons supporting Foodbank" mitgegründet. Die Gruppe sammelt Essen und Kleider für Menschen, die von Armut bedroht sind. Letztes Jahr war die Gruppe sogar in Marokko, um die von dem Erdbeben betroffenen Menschen im Namen des Vereins zu unterstützen. Seine Idee für den Fanclub: Wenn zu jedem Spiel 60.000 Zuschauer kommen und nur ein Bruchteil von ihnen etwas spendet, dann kann das schon richtig was bringen. Das Stadion liegt genau zwischen einem florierenden Industrieviertel und einem der ärmsten Viertel Londons. "Football embraces life", sagt er, was man übersetzen könnte mit: "Fußball umschließt das ganze Leben".
Ob West Ham im Rückspiel nochmal zurückkommen kann? Martin erwartet ein "close match", ein enges Spiel, und lässt sich zu folgender Prognose hinreißen: Wer in den ersten 15 Minuten das erste Tor schießt, kommt eine Runde weiter.
Über das Spiel SC Freiburg - West Ham United berichtete der SWR unter anderem am 7.3.2024 um 6:00 Uhr in SWR Aktuell am Morgen.
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