Vor zehn Jahren hat der Gemeinderat den Bau einer neuen Eishalle in Freiburg beschlossen. Seit Februar liegen erste Pläne vor. Doch wann das Projekt umgesetzt wird, ist ungewiss.
Im Februar hatte das Rathaus eine Visualisierung für einen möglichen Neubau der Eishalle in Freiburg veröffentlicht. Die neue Profisporthalle soll direkt neben der Sick-Arena an der neuen Messe stehen und etwa 4.000 Plätze umfassen.
Die Planung sieht bisher nur eine Eisfläche vor, zwei Eisflächen seien angesichts der Kosten im ersten Anlauf nicht realistisch, so die Stadt Freiburg. Geplant sei allerdings ein erweiterbarer Bau. Dadurch könnte eine zweite Eisfläche gegebenenfalls ergänzt werden.
"Echte Helden Arena" ist Sanierungsfall
Der Bau eines neuen Eisstadions ist enorm wichtig für den Eishockey-Club EHC Freiburg. Der jetzige Zustand der "Echte Helden Arena" im Westen Freiburgs ist nicht mehr ansehnlich. Die Freiburger Wölfe, die dort trainieren, sind genervt. Die Eishockey-Zweitligisten ärgern sich nicht nur über heruntergekommene Umkleidekabinen und eine Eismaschine, die noch aus den 1960ern stammt. Auch das Dach ist undicht, was zu einer hohen Luftfeuchtigkeit innerhalb der Halle führt. Bei Live-Übertragungen der Eishockeyspiele ist das problematisch, weil Grabenkameras teilweise direkt hinter einer beschlagenen Scheibe stehen und deren Aufnahmen dann unbrauchbar sind.
Michael Müller, der Präsident des Eishockeyclubs, schildert die Lage, in der sich der EHC Freiburg momentan befindet, als schwierig. Die Eishalle sei rund sechzig Jahre alt und das Stadion an sich marode und unkomfortabel. Es werde auf absehbare Zeit zwar sukzessive ertüchtigt, doch es sei schon eine traurige Geschichte.
Publikumslauf und Profisport gefährdet
Michael Müller weist außerdem darauf hin, dass die Eishalle aufgrund ihres Zustands für den Publikumslauf immer unattraktiver werde. Zudem könnte auch die Leistung des Profi-Eishockeys in Zukunft unter dem schlechten Zustand der Halle leiden. Die Freiburger Wölfe tragen in der Halle ihre Spiele in der zweiten Eishockey-Liga aus. Ob sich die Freiburger Wölfe in der zweiten Liga halten können, hänge auch vom Zustand der Eishalle ab.
Finanzierung der neuen Eishalle schwierig
Die Kosten für eine neue Halle an der Messe wurden im Jahr 2022 noch auf insgesamt 55 Millionen Euro geschätzt. Mittlerweile dürfte aber auch diese Zahl in die Höhe gestiegen sein - nicht zuletzt, weil die Baukosten aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Lage gestiegen sind. Der EHC soll sich mit 25 Prozent der Gesamtkosten an der Finanzierung beteiligen und bis Ende 2023 ein Finanzierungskonzept dafür ausarbeiten. Das wären, Stand jetzt, fast 15 Millionen Euro. Diesen Betrag durch Investoren abzudecken, hält Michael Müller für äußerst unrealistisch. Die Eishalle werde zu 90 Prozent durch den Breitensport genutzt und dieser sei bei einer Investorensuche nicht sehr gewinnbringend.
Fertigstellung in diesem Jahrzehnt sehr sportlich
Falls der EHC Freiburg bis Ende des Jahres genügend Investoren für den Neubau finden sollte, will sich die Stadt 2024 mit dem Verein und den Geldgebern zusammensetzen und erste Vereinbarungen treffen.
Wie realistisch es ist, dass schon 2029 die neue Eishalle an der Messe steht, kann Robert Staible vom Amt für Projektentwicklung und Stadterneuerung Freiburg nicht genau einschätzen. Er wisse durchaus, dass die Uhr tickt. Andererseits müsse man nüchtern an den Bau herangehen und dem EHC genug Zeit für die Ausarbeitung eines Finanzierungskonzepts geben.
Freiburger Gemeinderat ist sich nicht einig
Ob eine neue Eishalle gebaut wird oder nicht, entscheidet am Ende der Freiburger Gemeinderat. Doch die Fraktionen sind sich bei dem Thema nicht einig. Die Grünen stimmen einem Neubau an sich zu, allerdings nur, wenn es dem EHC möglich ist, die 25 Prozent der Gesamtkosten zu stemmen. Die Fraktion wolle den EHC anderen Vereinen gegenüber nicht bevorteilen, hieß es. Außerdem hinterfragen die Grünen angesichts des Klimawandels auch den Neubau einer Eishalle.
Die Fraktion der Freien Wähler hingegen ist überzeugt davon, dass Freiburg eine neue Eishalle braucht. Selbst wenn der Eishockeyclub Schwierigkeiten mit der Finanzierung hätte, wäre die Fraktion dazu bereit, sich für andere Lösungswege einzusetzen. Ihrer Meinung nach gehört der Eissport genauso zu Freiburg wie beispielsweise der Fußball. Die Freien Wähler würden deshalb den Bau einer neuen Halle klar unterstützen.
Freiburg ohne neue Eishalle wäre schwierig
Der Wegfall einer Eishalle in Freiburg hätte drastische Folgen. Nicht nur die Freiburger Wölfe würden heimatlos werden, auch die Breitensport-Vereine müssten auf andere Eishallen in der Umgebung ausweichen. Die nächstgelegenen Hallen liegen ein ziemliches Stück außerhalb von Freiburg: nördlich erst in Offenburg, südlich in Herrischried (Kreis Waldshut) oder in Basel und östlich in Villingen-Schwenningen.
Auch die Überlegung, Freiburg zu verlassen und die Eishalle woanders zu bauen, wird im Vereinsvorstand des EHC bereits diskutiert. Präsident Michael Müller hält diese Lösung aber für nicht optimal, da der EHC ein Freiburger Verein sei. Diese Möglichkeit sei noch sehr weit weg und müsse erst noch ausreichend geprüft werden, bevor die Idee konkreter werden könne.
Fans der Freiburger Wölfe wollen eine neue Halle
Was die Fans der Wölfe erwarten, steht auf jeden Fall fest. Sie sehnen sich schon lange nach einer neuen Arena. Julia Baumgartner ist zuständig für die Live-Übertragungen der Eishockeyspiele der Wölfe und bekommt regelmäßig mit, wie groß der Wunsch nach einer neuen Halle ist. "Es gibt den Ruf: 'Wir wollen alle eine neue Halle!' Und das hört man bei jedem Spiel eigentlich mehrfach", sagt Julia Baumgartner