Mutmaßliche Misshandlungen aufgedeckt

Schwere Vorwürfe gegen Schweizer Schokoladenhersteller Läderach

Stand

Der Firmengründer der Schweizer Schokoladenfabrik Läderach steht massiv in der Kritik: In einer von ihm mitgegründeten Schule sollen Kinder und Jugendliche geschlagen worden sein.

Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Chef des Schweizer Schokoladenherstellers Läderach belasten den Familienbetrieb mit weltweit rund 150 Filialen, davon auch fünf in Baden-Württemberg. In einer Dokumentation des Schweizer Fernsehen heißt es, dass an einer von Jürg Läderach mitgegründeten evangelikalen Schule Kinder und Jugendliche geschlagen worden seien.

Das Unternehmen bemüht sich seit der Veröffentlichung um Schadensbegrenzung. Das Unternehmen schaue täglich auf die Umsätze, sagte Unternehmenssprecher Matthias Goldbeck der Deutschen Presse-Agentur. Bislang habe es aber keine Auffälligkeiten gegeben. Nachdem die Zusammenarbeit zwischen dem Film Festival in Zürich und Läderach beendet wurde, liefen auch Gespräche mit anderen Kooperationspartnern.

"Wir betonen, dass die jüngsten Berichte mit dem Unternehmen selbst und der dritten Läderach-Generation, die die Firma heute führt, nichts zu tun haben, und dass es keinen Grund gibt, an den Partnerschaften zu rütteln."

Untersuchungsbericht zeigt systematische Gewalt auf

Der Hintergrund: In Kaltbrunn im Kanton St. Gallen steht die christliche Schule Linth. Aufgebaut hat sie der Chocolatier Jürg Läderach mit Gleichgesinnten in den 1990er und frühen 2000er Jahren. Dort sollen Kinder von den Verantwortlichen systematisch geschlagen worden sein. In einem Untersuchungsbericht, den die Schule 2021 selbst in Auftrag gegeben hat, ist von Schlägen aller Art die Rede und von Schlag-Ritualen.

Betroffene äußern Vorwürfe zum ersten Mal öffentlich

Nun erheben Betroffene und Beteiligte erstmals öffentlich den Vorwurf, dass auch die obersten Verantwortlichen, darunter Jürg Läderach, Teil dieses Systems waren. Helga T., ehemalige Leiterin des Internats, erhebt schwere Anschuldigungen: "Sie haben davon gewusst. Sie haben mitgemacht. Sie sind mit meinem Mann in unserem Schlafzimmer gesessen, wenn ein Kind geprügelt wurde, bestraft wurde. Wo ich nicht alles mitbekam."

Michael B., ein ehemaliger Schüler, schildert das Erlebte aus seiner Perspektive: "Ich musste mich meistens über einen Stuhl legen oder übers Knie. Und dann die Hose und die Unterhose runterziehen. Und dann gabs auf den Arsch. Danach konntest du weiterspielen."

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Schokoladenhersteller "Läderach" schon häufiger in der Kritik

An der Spitze des Schweizer Schokoladenproduzenten steht mittlerweile nicht mehr Jürg Läderach, sondern sein Sohn, Johannes Läderach. Der 37-Jährige distanziert sich im Namen seines Unternehmens von den Vorfällen.

"Der seelische Missbrauch, der körperliche Missbrauch, wenn das stimmt, dann verurteile ich das aufs Schärfste. Das geht gegen alles, woran ich glaube und was mir wichtig ist."

Schon in der Vergangenheit geriet der Name Läderach in die Kritik, als 2020 das Engagement Johannes Läderachs beim Marsch gegen Abtreibungen bekannt wurde. Ihm wurde auch Homophobie vorgeworfen, was er strikt zurückwies. Die aktuellen Vorwürfe haben einen Schatten auf das Unternehmen geworfen. Das Zürich Film Festival, das gerade läuft, hat etwa die Zusammenarbeit mit dem Sponsor Läderach beendet.

Dieser Filmbeitrag ist Teil von "Dreiland Aktuell", einem Nachrichtenblock mit Beiträgen aus dem Dreiländereck in der samstäglichen Sendung "SWR Aktuell Baden-Württemberg". In der Ausgabe vom 30.9.2023 ging es thematisch unter anderem um die mögliche Einlagerung radioaktiven Mülls an der Deutsch-Schweizer Grenze und rote Pandas im Zoo von Mulhouse.

Die gesamte Sendung "Dreiland Aktuell" vom 30.09. gibt es hier zum Nachschauen:

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