An den städtischen Grundschulen in Freiburg gibt es mittags kein Fleisch mehr. Das Thema erhitzt die Gemüter und sorgt beim Freiburger Oberbürgmeister für Irritation.
Seit diesem Schuljahr gibt es an den Kitas und Grundschulen der Stadt Freiburg ausschließlich vegetarisches Essen: Statt zwei Mittagsmenüs wird ein vegetarisches Einheitsessen serviert. Das Thema polarisiert und scheint Medien mehr zu beschäftigen als die Eltern selbst.
Bislang keine Beschwerden beim Gesamtelternbeirat über Schulessen
An der Weiherhof-Grundschule in Freiburg stehen "Linsen mit Spätzle" und "Kircherbsen-Curry" in der ersten Schulwoche auf dem Speiseplan. Beschwerden zum neuen Essen gab es laut Schulleitung in der ersten Woche nicht. Und auch der Gesamtelternbeirat war nach eigenen Angaben mehr damit beschäftigt, Medienanfragen zum Thema zu beantworten als mit besorgten Eltern zu sprechen.
Doch das überrascht den Vorsitzenden des Gesamtelternbeirats, Raban Kluger, nicht. Die Aufregung habe sich mittlerweile gelegt. Der Freiburger Gemeinderat hat bereits im Oktober 2022 das fleischlose Schulessen beschlossen und damit überregional Aufsehen erregt. Viele Mütter und Väter wollten nun erst einmal abwarten, wie das Essen bei den Kindern ankomme, vermutet Kluger.
In der ARD-Sendung "Brisant" haben wir über das Thema vegetarisches Schulessen in Freiburg berichtet:
Kritik: Stadt sollte die Wahl den Eltern überlassen
Doch dass das Thema nach wie vor polarisiert, zeigt sich auf dem Schulhof der Weiherhof-Grundschule. Ein Vater kritisiert, dass er sich bevormundet fühle. Eine solche Entscheidung sollten doch bitte Eltern und Kindern überlassen bleiben, nicht von der Stadt vorgegeben werden. Andere Mütter und Väter sind mit dem vegetarischen Einheitsessen einverstanden, auch wenn sie selbst zu Hause nicht vegetarisch leben.
Kopfschütteln im Freiburger Rathaus über "Fleischverbot"-Kritik
Im Freiburger Rathaus zeigt sich Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) irritiert. Schlagzeilen wie "Fleischverbot in Freiburg" einer großen deutschen Tageszeitung gingen an der Sache vorbei. Sie suggerierten, dass es eine ideologische Entscheidung des Gemeinderats war. Das sei Quatsch. Denn "von Fleischverbot kann keine Rede sein", betont Horn.
Die Kinder könnten so viel Wurst und Fleisch in die Schule mitbringen, wie sie wollen. Aber Kostensteigerung und Inflation würden sich auch bei den Kommunen bemerkbar machen. Seit diesem Schuljahr kostet das Essen 4,40 Euro statt 3,90 pro Mahlzeit. Hätte die Stadt das Fleisch nicht vom Speiseplan gestrichen, wäre das Essen noch teurer geworden. Ziel sei es, dass die Kinder ein qualitativ hochwertiges regionales Essen bekämen.
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Nur jedes vierte Kind isst in der Schule
Hinzu käme, dass nur 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler an städtischen Grundschulen überhaupt in der Kantine essen würden. In den städtischen Kitas seien es laut Stadt sogar nur rund 10 Prozent. Dass allerdings ist etwas, was Gesamtelternbeirat Raban Kluger gerne ändern würde. Das Ziel solle es doch sein, dass mehr Kinder und Jugendliche in den Mensen der Freiburger Kitas und Schulen essen.
Er kritisiert in dem Zusammenhang nicht den Umstieg auf das vegetarische Essen, sondern die mangelnde Auswahl. Für die Schülerinnen und Schüler in den Grundschulen gibt es nur noch ein Essen. Aber sie sollten zwischen zwei verschiedenen Mahlzeiten wählen können, findet Kluger. An den weiterführenden Schulen sei das noch möglich.
Gesamtelternbeirat will Essen evaluieren
Wie das Essen bei den Kindern tatsächlich ankommt, will der Gesamtelternbeirat nun evaluieren. Er will die Zahlen der bestellten Essen von Oktober bis Dezember mit denen von 2022 vergleichen. Dann würde sich zeigen, ob das vegetarische Schulessen der richtige Weg gewesen sei.