Was bleibt übrig, wenn bei einem Konzert alles Tierische draußen bleiben muss? Auf diese Frage gab es in der Mensa der Freiburger Universität eine musikalische Antwort.
Alles, was aus Tier ist, muss draußen bleiben: Der Verein Mehrklang hat ein veganes Konzert konzipiert und in der Freiburger Uni-Mensa aufgeführt. "Wir wollten den Gedanken einfach mal für ein Konzert durchdeklinieren, was es heißt auf alles Tierische zu verzichten", erklärt der Vorsitzende Bernhard Wulff. Der Verein fördert mit ungewöhnlichen Konzerten die Attraktivität von Neuer Musik.
Tierisch ernst meint der Verein das mit dem veganen Konzert nicht. Es geht eher darum, mit viel Spaß ein Zeitgeist-Thema zu bespielen. Wer morgens kein Frühstücksei esse, könnte sich auch mal fragen, ob ein Konzert vegan sei.
Tierisches fliegt raus
Stück für Stück verwandelt sich ein fünfköpfiges Ensemble mitten im Konzert auf der Bühne in ein veganes Ensemble. Die Geigerin hört auf zu spielen und singt ihren Part, weil in ihrem Geigenbogen Pferdehaare verarbeitet sind, die Trompeterin steckt ihr Mundstück in einen ausgehöhlten Kürbis und das Tambourin mit Kalbfell wird durch indische Schellen ersetzt, um den Rhythmus zu schlagen. Das Renaissance-Stück, das sie spielen, ist ziemlich simpel. Es bleibt erkennbar, aber natürlich klingt es völlig anders.
Eine Flöte aus Karotte
Die musikalische Bandbreite ist riesig: Sie reicht von Mozart, gespielt auf der Glasharfe, bis zu einem Stück von John Cage, das das Freiburger Schlagzeugensemble tatsächlich mit Feuerzeugen spielt. Manche Instrumente entstehen erst kurz vor dem Konzert. Flötistin Sophie Legat muss ziemlich viele Karotten mit Bohrmaschine und Messer bearbeiten, damit daraus eine Art Flöte wird. Im YouTube-Anleitungsvideo sah das gut machbar aus, in der Realität braucht sie viele Versuche, damit dabei etwas rauskommt, womit sie sich auf die Bühne traut. Damit die Konzert-Karotte frisch bleibt, wird sie eingeschweißt, sonst trocknet sie aus und klingt nach nichts.
Apfel-Akkorde
Nicht nur Gemüse, auch dem Obst ist Mehrklang musikalisch auf die Pelle gerückt, genauer gesagt dem Apfel. Vier sortenreine Apfelsäfte darf das Publikum probieren und bekommt von Geiger Felix Borel zu jedem Saft die extra dafür komponierte musikalische Sequenz dazu. Die fällt dann beim sauren Rheinischen Bohnapfel deutlich kratziger aus als bei der honigsüssen Rubinetten-Sorte.
Moderation mit Socken
Neben der Musik gibt es auch Infos. Ein Instrumentenbauer erzählt auf der Bühne, an welchen Stellen in Instrumenten Tier steckt. Und der Koch der Mensa verrät, dass er jeden Tag bis zu dreitausend vegane Essen zubereitet.
Komponist und Moderator Bernhard Wulff moderiert die ganze Zeit in Socken. "Ich will mich nicht dem möglichen Vorwurf aussetzen, mit Lederschuhen auf der Bühne zu stehen und Turnschuhe hätten nicht zu meinem mongolischen Gewand gepasst." So ernst ist es dann doch gemeint.