In Lörrach hat ein Redner bei einer Bauerndemo rechtsextreme Parolen verbreitet, der selbst gar kein Bauer ist. Das wollten die Lörracher Landwirte nicht auf sich sitzen lassen.
"Wir sind bunt nicht braun", unter diesem Motto hat der regionale Bauernverband in Lörrach erneut zu einer Demo eingeladen. Der Grund: eine Woche zuvor hatten Redner auf der Bühne das Wort ergriffen und rechte Parolen und Verschwörungstheorien verbreitet. Dies wollten die Landwirte mit einer erneuten Kundgebung gerade rücken.
Samstagnachmittag auf dem Lörracher Marktplatz: Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) hat erneut zum Protest gegen die Streichung der Steuervorteile beim Agrardiesel aufgerufen – und gegen Rechtsextremismus.
Eine Woche zuvor: Ein Redner verbreitet rechtsextreme Parolen
Denn eine Woche zuvor hatte auf der offenen Bühne einer Bauern-Demo, ebenfalls in der Lörracher Innenstadt, ein Redner rechtsextreme Parolen verbreitet. Das Delikate daran: Er selbst ist gar kein Bauer. In seiner Rede hatte er unter anderem den Trainer des SC-Freiburg, Christian Streich, beschimpft, weil der sich gegen die AfD stellte. Er bekam dafür viel Applaus.
Für Landwirt Heinz Kaufmann aus Efringen-Kirchen, der auch der Lörracher BLHV-Kreisvorsitzende ist, war das ein Schock. "Ich konnte die Nacht danach kaum eine Minute schlafen." Seiner Beobachtung nach hatten sich in die Demo viele Leute untergemischt, "die da eigentlich gar nicht reingehören. Wenn einer anfängt zu klatschen, dann klatscht schon ein gewisser Teil mit", sagt Kaufmann. Für ihn war klar, das kann er so nicht stehen lassen.
Der Lörracher Kreisvorsitzende des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), Heinz Kaufmann, distanziert sich von rechten Parolen bei einer Bauern-Demo am Wochenende in Lörrach:
Für Demokratie und gegen rechtes Gedankengut
Bei der erneuten Demo am Samstag gab es keine offene Bühne. Wer vors Mikro durfte, darüber entschied der Bauernverband selbst. Und so sprachen bei der Kundgebung auf dem Lörracher Marktplatz unter anderem die grüne Landtagsabgeordnete Sarah Hagmann und Sabine Glaser, Landwirtin und Mitglied im CDU-Kreisvorstand. Auch Heinz Kaufmann trat vors Mikro, um klarzustellen, dass er für die Demokratie in Deutschland stehe und rechtes Gedankengut ablehne. "Landwirtschaft ist bunt und nicht braun. Wir sind aber auch hier, um ganz klar auszudrücken, dass wir für die Demokratie in Deutschland stehen und das nach rechts gerichtete Gedankengut ablehnen."
Nur wenige Bauern waren gekommen
Die letzten Wochen haben Tausende Landwirte mit ihren Traktoren Straßen in ganz Deutschland blockiert. Dieses Mal waren jedoch nur wenige zur Demonstration gekommen – mehr als 70 Teilnehmer dürften es nicht gewesen sein. Heinz Kaufmann ist enttäuscht, dass so wenig Bauern gekommen sind. Er glaubt: Es liegt an der langen Dauer der Proteste: "Die Kraft lässt doch auch ein bisschen nach." Heinz Kaufmann und der BLHV schauen jetzt wieder nach vorne – auf die geplanten Demos in Stuttgart und Berlin.
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