Wolfgang Schäuble wurde in seiner Heimat beerdigt. Seine Weggefährten nahmen Abschied von ihrem Freund und Vorbild. Die Anteilnahme in Offenburg war groß.
Ein würdevoller Abschied für den großen Staatsmann Wolfgang Schäuble: In einer Trauerfeier in Offenburg ist dem langjährigen CDU-Bundespolitiker am Freitag die letzte Ehre erwiesen worden. Im Trauergottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche wurde Schäuble als "leidenschaftlicher Europäer", "großer Sohn unseres Landes" und als "Gesamtkunstwerk" gewürdigt. Im Anschluss daran zog ein Trauerzug durch die Innenstadt. Wolfgang Schäuble wurde im Beisein von Familie, hohen Amtsträgern und politischen Weggefährten auf dem Waldbachfriedhof beigesetzt.
Trauergottesdienst mit Familie und Politprominenz
Wie geplant hat der Trauergottesdienst um 11 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche, Schäubles Heimatgemeinde, begonnen. Der Sarg des Verstorbenen war vor dem Altar aufgebahrt. Davor war ein riesiges Herz mit roten Rosen und der Aufschrift "Deine Ingeborg" zu sehen, der letzte Gruß seiner Ehefrau.
An der Feier nahmen rund 400 Gäste teil. In den ersten Reihen in der Kirche saß die Familie von Wolfgang Schäuble. Neben ihnen nahmen prominente Politiker Platz, zum Beispiel der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz, der mit Wolfgang Schäuble befreundet war. Unter den Trauergästen waren auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, der frühere CDU-Chef Armin Laschet, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), sein Vorgänger Günther Oettinger (CDU), Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU), CDU-Landeschef Manuel Hagel und der frühere luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker.
Heike Springhart, die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, leitete den Trauergottesdienst. Sie zeichnete Schäubles Leben nach und zitierte ihn: "Wer Angst vor dem Sterben hat, darf nicht geboren werden." Schäuble habe immer gezeigt, was möglich sei - auch nach dem Attentat.
Merz, Kretschmann, Hagel und Strobl halten bewegende Trauerreden
Als erster Redner trat Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ans Rednerpult. Kretschmann hob die demokratische Vorbildrolle von Wolfgang Schäuble hervor. Das Land verliere eine große politische Persönlichkeit. Die Menschen der Ortenau hätten Schäuble seit 50 Jahren immer wieder ins Parlament gewählt - eine Wertschätzung und Besonderheit, so Kretschmann. Zum Abschluss hob der Ministerpräsident noch einmal hervor, dass Schäuble ein Baden-Württemberger durch und durch gewesen sei.
Die "SWR Extra"-Sendung zur Trauerfeier von Wolfgang Schäuble zum Nachschauen:
Zu den Trauerrednern gehörte auch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz. Der Partei- und Fraktionschef würdigte das Leben und Wirken seines langjährigen Freundes. "Ohne ihn stände ich heute nicht hier", sagte Merz. Schäuble habe "Generationen von Abgeordneten unserer Fraktion eine Prägung mitgegeben, auch mir ganz persönlich", so Merz. Er beendete seine Rede mit: "Wolfgang, du hast Großes geleistet und es ist gut geworden."
Als vorletzter Redner sprach der Vorsitzende der CDU in Baden-Württemberg, Manuel Hagel. Wolfgang Schäuble habe die Kontroverse geliebt, aber nicht das Klatschen. Auch nach Reden sei es ihm sichtbar unbehaglich gewesen, wenn die Menschen applaudierten. Schäubles unglaubliche Disziplin habe ihn sein ganzes Leben lang geführt.
Zum Abschluss trat Wolfgang Schäubles älteste Tochter, Christine Strobl, nach vorne. Sie sprach in ihrer gefühlvollen Rede von ihrem "Papa", dessen Rollstuhl nie eine Rolle spielen sollte. Von vielen Erkrankungen und gesundheitlichen Problemen habe die Öffentlichkeit deshalb nie erfahren. Diese Weihnachten habe Schäuble sich noch einmal für seine Familie "aufgerafft". Bei aller Anstrengung, die ihm das letzte Weihnachtsfest gekostet habe, habe er auf allen Bildern glücklich ausgesehen.
Ihr Vater sei ein "Gesamtkunstwerk" gewesen und ein Vorbild, wie man keinen Druck auf seine Kinder aufbaue und sich selbst nicht so wichtig nehme. Strobl beendete ihre Ansprache mit: "So, Papilein, jetzt ist alles erledigt, wir lassen dich jetzt gehen, dankbar für die gemeinsame Zeit."
Militärische Ehren und Trauerzug zum Waldbachfriedhof
Soldaten des Bundeswehr-Wachbataillons nahmen nach dem Gottesdienst in einer Ehrenformation Aufstellung. Das Heeresmusikkorps Koblenz spielte mehrere Musikstücke, darunter die deutsche Nationalhymne und den Trauermarsch aus dem Oratorium "Saul" von Georg Friedrich Händel. Danach bewegte sich der Trauerzug mit dem Sarg in Richtung des örtlichen Waldbachfriedhofs. Hunderte Anteilnehmende säumten die Straßen. Die Beerdigung war öffentlich - das hatte sich Schäuble ausdrücklich gewünscht.
Neben den Trauergästen aus der Stadtkirche versammelten sich zahlreiche Offenburgerinnen und Offenburger auf dem Waldbachfriedhof. Schätzungsweise über 500 Menschen warteten in einer Traube vor Schäubles Grab, um Blumen niederzulegen. Familie Schäuble nahm die Beileidsbekundungen entgegen.
Rund zwei Wochen später Trauerstaatsakt in Berlin
Eine weitere große Ehrung wird es in rund zwei Wochen in Berlin geben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat einen Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble angeordnet. Dieser wird vom Bundestag am 22. Januar im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes ausgerichtet.
Zum Trauerstaatsakt werden hunderte Ehrengäste aus dem In- und Ausland erwartet, darunter auch die Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Wolfgang Schäuble war am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Der Badener hatte wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er - insgesamt 51 Jahre.
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