Ballonfahren ein Sport? Nächste Woche beginnt die Heißluftballon-WM in Ungarn. Zum ersten Mal mit dabei: Dieter Ackermann vom Schluchsee.
Schwereloses Gleiten über atemberaubende Landschaften, das kommt den meisten wohl beim Stichwort Heißluftballon in den Kopf. Aber die Ballonfahrt kann auch knallharter Sport sein. Schnelligkeit und Präzision sind da gefordert. Dieter Ackermann vom Schluchsee (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) hat sich dem Ballon-Sport voll und ganz verschrieben. Er ist Teil der deutschen Nationalmannschaft und fährt nächste Woche zu seiner ersten Weltmeisterschaft im Heißluftballonfahren nach Ungarn. Eine Trainingsfahrt war über dem Schwarzwald in der Nähe des Schluchsees.
SWR-Reporter Lukas Herzog hat den Ballon-Sportler Dieter Ackermann auf einer Trainingsfahrt begleitet:
Etwa fünf Meter schwebt Dieter Ackermann mit seinem Ballon über dem Boden. Sein Blick konzentriert auf ein Zielkreuz unten auf der Erde gerichtet. Abwechselnd zieht er an einem Seil oder drückt einen Hebel, dann flammt der Brenner kurz auf. Die Suche nach dem Wind, der ihn möglichst nah ans Zielkreuz trägt, erfordert Fingerspitzengefühl. Langsam sinkt der Ballon. Dieter Ackermann lehnt sich aus dem Korb heraus, nimmt eine Art Ball mit Schweif in die Hand und wirft. Treffer. Mitten auf das Kreuz.
Dieter Ackermann ist zufrieden mit seinem ersten Wurf. "Es war eine spannende Anfahrt. Mit jedem Meter tiefer, ging es sofort nach rechts. Da musst du dich sau konzentrieren. War cool, hey," sagt er euphorisch.
21 verschiedenen Disziplinen gibt es im Ballonsport
Das Abwerfen von sogenannten Markern auf Zielkreuze ist eine von vielen Disziplinen, in denen sich die Ballonsportlerinnen und Sportler bei der WM in Ungarn kommende Woche messen. Aus insgesamt 21 Aufgaben, kann die Wettkampf-Leitung wählen. Dazu gehört etwa eine möglichst lange oder kurze Strecke innerhalb von 15 Minuten zu fahren. Die Pilotinnen und Piloten müssen also die Höhe finden, in der der Wind am besten für die jeweilige Aufgabe ist.
Heißluftballon-WM: 120 Teilnehmende streiten um den besten Wind
Heute hat er den Himmel nahe des Schluchsees für sich allein. Bei der WM in einer Woche starten rund 120 Ballons gleichzeitig. Bei der Anfahrt auf die Zielkreuze kann es schon mal eng zugehen. Gelegentlich berühren sich die Ballone auch. Ganz ungefährlich sei das nicht, passieren würde aber selten etwas, meint Ackermann.
Ballonfahrt ist Team-Sport
Bei seinen Fahrten ist Dieter Ackermann nie allein. Die Ballonfahrt ist Team-Sport. Insgesamt wiegt der Heißluftballon einige hundert Kilo. Den Aufbau kann er nicht alleine machen.
Am heutigen Trainingstag packen vier weitere Personen mit an. Es muss schnell gehen an diesem Morgen. Für einen Blick auf die orangefarbene Sonne, die sich rasant über die Wipfel des Schwarzwalds schiebt, ist trotzdem Zeit. "Das Gefühl, in den Morgenstunden da rauszusteigen. Das ist unbeschreiblich und macht so süchtig," sagt Ackermann. Für ihn gibt es kaum etwas Schöneres als den Schwarzwald von oben.
Doch nicht nur für Aufbau und Abtransport braucht es Leute. Eine Boden-Crew ist bei Wettkämpfen immer schon vor dem Ballon an den Zielkreuzen, um den Bodenwind zu messen und per Funk an den Piloten weiterzugeben. Hat Dieter Ackermann diese Informationen nicht, könnte es passieren, dass er kurz vor Ziel doch noch am Kreuz vorbei fliegt.
Mutter hat Dieter Ackermann "Balloneritis" vererbt
Am heutigen Trainingstag übernimmt Mutter Christiane Ackermann diese Aufgabe. Schon vor Dieter Ackermanns Geburt hat sie die Ballonfahrt für sich entdeckt. Ihrem Sohn habe sie ein seltenes Virus vererbt, wie sie selbst sagt: "Balloneritis". Ihr Sohn sei im höchsten Grade damit infiziert. "Sonst fährt man keine Meisterschaften. Das geht nicht. Da musst du brennen," meint Christiane Ackermann.
Und das tut ihr Sohn. Jede freie Minute steckt er in den Ballon-Sport, analysiert Flüge oder pflegt sein Equipment. Auch ein großer Teil seines Urlaubs geht dafür drauf.
Nach sechs Jahren Beziehung ging es für Ackermann und seine Freundin dieses Jahr zum ersten Mal ganz ohne Ballon in den Urlaub. Für Ackermann eine neue Erfahrung. "Nach vier Tagen habe ich dann schon Fotos von meinem Ballon auf dem Handy angeschaut," sagt der Pilot. Es sei auszuhalten gewesen. Direkt danach ging es aber auch wieder ein Wochenende Ballonfahren.
Was Ackermann so sehr am Ballon-Sport reizt? Neben der fast schon kitschigen Idylle, dem Gleiten über in weißen Dunst gehüllte Landschaften, ist es auch der technische Aspekt des Sports. "Also, ich persönlich bin sehr technikaffin und die Natur mit ihren Spielchen in Einklang mit der Technik und meinen Fertigkeiten zu bringen, das ist genau das, was das Ganze so faszinierend macht," sagt der Ballon-Pilot.
Laptop, Tablet, Höhenmesser: Hightech im Ballonkorb
Diese Faszination für die Technik spiegelt sich auch in Ackermanns Ballon wieder. Laptop, Tablet, Funkgerät und Höhenmesser sind an verschiedenen Stellen angebracht. Bei der heutigen Trainingsfahrt bedient er alles allein. Bei Wettkämpfen ist ein Co-Pilot mit im Korb, der die Technik betreut. Er hat unter anderem Koordinaten und Geschwindigkeit des Ballons im Blick und achtet darauf, dass der Ballon auf Kurs bleibt.
Nach eineinhalb Stunden landet Ackermann seinen Ballon. Die heutige Fahrt war ein voller Erfolg. Insgesamt drei Zielkreuze hat er angefahren. Immer sind die Maker in einem guten Bereich gelandet. Das stimmt ihn optimistisch für die WM in Ungarn.
Wo genau er sich im Feld platzieren wird, kann Ackermann nur schwer einschätzen. Sein Ziel ist, sich von Wettbewerb zu Wettbewerb zu verbessern. "Und das sieht jetzt für die WM gut aus, dass ich mich wieder verbessert habe. Und wenn das genauso weitergeht, dann kann es ja nur hoch hinaus gehen" ist sich der Ballon-Sportler sicher.