Immer wieder kommt es in Südbaden vor, dass Spieler auf dem Fußballplatz rassistisch beleidigt werden. Betroffene vermissen klare Konsequenzen.
Es gibt sie immer wieder im deutschen Amateurfußball: rassistische Beleidigungen und Diskriminierungen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zählte in der Saison 2022/2023 genau 2.679 Diskriminierungsfälle. In Südbaden waren es nach Aussage des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) rund rassistische 70 Vorfälle.
"Jeder Fall ist einer zu viel", sagt Johannes Restle, Geschäftsführer des SBFV. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren zwar nicht gestiegen. Dennoch versuche der Verband, die Trainer und Jugendleiter während der Ausbildungslehrgänge für den Umgang mit Rassismus zu sensibilisieren, um solche Vorfälle zu verhindern.
Maßnahmen, die noch nicht nachhaltig greifen. Immer wieder kommt es auf Fußballplätzen zu Rassismus - egal, ob in vollbesetzten Stadien oder sonntags in der Kreisliga vor einer Hand voll Zuschauer. Nicht immer zeigen die Umstehenden dabei Zivilcourage und machen deutlich, dass im Sport kein Platz für Rassismus ist.
Mutmaßlich rassistischer Vorfall in Sasbach am Kaiserstuhl
Der 23-jährige Souleymane Traoré vom FV Nimburg hat solche Anfeindungen nach eigenen Angaben selbst schon erlebt. Bei einem Spiel in der Kreisliga A (Bezirk Freiburg) Mitte August wurde er wenige Minuten vor dem Schlusspfiff mit einem Platzverweis des Feldes verwiesen und daraufhin von Anhängern des FV Sasbach rassistisch beleidigt - so schildern es der Spieler und Zuschauer, die dabei waren. "Ein Mann hat auch versucht, Bier in mein Gesicht zu schütten. Er hat mich nicht getroffen, sondern eine Frau neben mir", erzählt der Stürmer.
Auch vier Wochen nach dem Vorfall steht ein Urteil des Sportgerichts aus
Traoré kam 2016 als Flüchtling aus Mali nach Deutschland. Nach einer vierjährigen Ausbildung zum Winzer arbeitet er heute auf einem Weingut in Pfaffenweiler bei Freiburg. Er fühlt sich wohl in seiner neuen Heimat, auch weil er über den Fußball und das Vereinsleben schnell Anschluss gefunden hat. Immer wieder bekomme er mit, dass Schwarze Fußballspieler rassistisch beleidigt werden, sagt er. Im Fußball gehe es emotional zu, aber "ich habe einfach nicht gedacht, dass das so vorkommt“, so Traoré.
Die Mannschaft des FV Nimburg verließ nach dem Vorfall im August das Spielfeld und erzwang so einen Spielabbruch. Seitdem liegt der Fall beim Sportgericht des Südbadischen Fußballverbands. Nach der Rechts- und Verfahrensordnung des Verbandes drohen bei einer Diskriminierung sowohl der beschuldigten Person als auch dem ihr zugehörigen Verein Geldstrafen, Platzsperren und Aberkennung von Punkten.
Der FV Nimburg zeigt Unverständnis über das Verhalten des FV Sasbach
Der FV Nimburg wartet seit Wochen auf eine Reaktion aus der Kaiserstuhlgemeinde. Alexander von Fürstenberg, der Anwalt des Vereins, hätte erwartet, "dass derjenige, der diesen Ausfall seinerzeit begangen hat, sich bei dem Spieler in irgendeiner Form entschuldigt. Es ist nichts geschehen und es ist über drei Wochen her." Von Fürstenberg, der selbst beim Spiel in Sasbach als Zuschauer anwesend war, vermisst auch eine Entschuldigung des FV Sasbach. "Es wäre schon in Ordnung gewesen, sich beim FV Nimburg zu melden. Nach dem Motto: Sagt eurem Spieler: Das tut uns leid und das sind nicht unsere Werte." Der FV Sasbach lehnt eine Stellungnahme gegenüber dem SWR ab.
Souleymane will weiter Fußball spielen
Für Traoré ist klar, dass er auch nach diesem Vorfall weiterhin Fußball spielen möchte. Dass es auf südbadischen Fußballplätzen in den vergangenen Jahren rund 70 Diskriminierungsfälle pro Saison gab, mache ihn traurig, sagt er. "Das ist kein Leben. Fußball ist ein Hobby und ich möchte gerne Fußball spielen, aber man sollte auch Spaß haben."