Standort in Grenznähe

Waldshut: Behörden informieren über geplantes Atommüllendlager der Schweiz

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Autor/in
Vanessa Amann
Vanessa Amann, Reporterin Studio Freiburg

Das Atommüllendlager der Schweiz soll nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt gebaut werden. Am Montagabend wurden Bürgerinnen und Bürger informiert.

Am Montagabend haben rund 300 Menschen in Waldshut an einer Infoveranstaltung zu einem geplanten Schweizer Atommüllendlager in der Gemeinde Stadel (Kanton Zürich) teilgenommen. Dabei waren auch Vertreter der schweizerischen Nationale Genossenschaft für nukleare Abfälle (Nagra) anwesend. Grund für die Infoveranstaltung war, dass auch deutsche Gemeinden von einem geologischen Tiefenlager am Schweizer Standort "Nördlich Lägern" betroffen wären, allen voran die Gemeinde Hohentengen (Kreis Waldshut). Nur rund drei Kilometer Luftlinie würden das Endlager von der Kommune trennen. Zu Protesten kam es am Montagabend nicht.

Geplant ist ein geologisches Tiefenlager, in dem die radioaktiven Abfälle mehrere hundert Meter unter der Erde eingeschlossen werden sollen. Dabei muss sichergestellt werden, dass der strahlende Müll sicher entsorgt wird. Bis er für Menschen und Umwelt unbedenklich ist, vergehen mehrere Zehntausend bis zu einer Million Jahre.

Plötzlich doch der sicherste Atommüll-Standort?

Der Standort "Nördlich Lägern" war vor einigen Jahren vorzeitig aus dem Rennen gefallen. Weitere Untersuchungen sollten nur an den Standorten "Jura Ost" und "Zürich Nordost" stattfinden. Die Verwunderung auf deutscher Seite war groß, als die Nagra den Standort im Jahr 2022 als sichersten und damit am geeignetsten verkündete. Politische Gründe habe es keine dafür gegeben. Aus rein geologischen Gründe habe man sich für "Nördlich Lägern" entschieden, so Matthias Braun, Chef der Nagra.

Bei der Standortsuche haben sich die Schweizer Behörden - im Gegensatz zu den deutschen - lediglich auf Tongesteine konzentriert. In geeigneter Tiefe für ein Endlager hat man dieses Gestein vor allem in der Nordwestschweiz in Grenznähe zu Deutschland gefunden.

Die Grafik zeigt, wie nahe das Schweizer Endlager zur deutschen Gemeinde Hohentengen liegt.
Nur rund drei Kilometer von Hohentengen entfernt, will die Schweiz ihren radioaktiven Müll unter der Erde lagern.

Menge an radioaktiven Abfällen ist bislang unklar

Bis in das Jahr 2075 rechnen die Schweizer Behörden mit rund 83.000 Kubikmetern an radioaktivem Müll. Zum Vergleich: Ein olympisches Schwimmbecken fasst ein Volumen von etwa 2.500 Kubikmetern - mit dem radioaktiven Müll der Schweiz könnten also 33 Becken gefüllt werden. Doch wie viele radioaktive Abfälle bis zur Einlagerung wirklich anfallen, bleibt unklar. Denn zwei der dienstältesten Atomkraftwerke der Welt, Beznau I und Beznau II, rund zehn Kilometer südwestlich von Waldshut-Tiengen, bleiben vorerst noch rund zehn Jahre am Netz. Zwar hat die Schweiz den Atomausstieg bereits 2011 beschlossen, doch die Atomkraftwerke dürfen weiterlaufen, solange sie sicher sind.

Einlagerung des Atommüll erst ab dem Jahr 2050

Im November hat die Nagra das sogenannte Rahmenbewilligungsgesuch beim Schweizer Bund eingereicht. Die Ergebnisse der Genossenschaft werden nun von den Behörden geprüft und im Anschluss veröffentlicht. Auf rund 30.000 Seiten geht es um Geologie, Sicherheit und auch die Transportwege von der geplanten Verpackungsanlage in Würenlingen (Kanton Aargau) bis zum Endlager "Nördlich Lägern".

Sollte es zu einer Volksabstimmung in der Schweiz kommen, fällt die endgültige Entscheidung zum Standort voraussichtlich im Jahr 2031. Läuft alles nach Zeitplan, könnte im Jahr 2045 mit dem Bau begonnen werden. Erst im Jahr 2050 soll schwach- und mittelradioaktiver Müll und ab dem Jahr 2060 hochradioaktive Abfälle eingeschlossen werden. Erst im Jahr 2125 soll das das Tiefenlager verschlossen und damit zum Endlager werden.

Deutsche Stellen halten Standort für plausibel

Von deutscher Seite wird das Verfahren vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) begleitet. Eine vom Bund einberufene Expertengruppe hat die Erklärung für den Standort "Nördlich Lägern" als plausibel eingeschätzt.

Die ESchT hält die Begründungen der Nagra zur Wahl von "Nördlich Lägern" als Standortregion für ein Kombilager auf Basis der derzeit vorliegenden Informationen für nachvollziehbar und plausibel.

Mit der Regionalkonferenz "Nördlich Lägern" sollen auch Stimmen aus der Bevölkerung, von Interessengruppen und Behörden in den Prozess einfließen. Die Mitglieder vertreten die Interessen der betroffenen Gemeinden auf deutscher und Schweizer Seite.

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