Viele Pflegekräfte aus dem Elsass pendeln in die Ortenau. Dort verdienen sie meistens mehr Geld als in Frankreich - ein entscheidender Faktor in Zeiten des Fachkräftemangels.
Joelle Süss arbeitet schon seit 29 Jahren im Ortenau Klinikum in Kehl. Die französische Krankenschwester kommt gerne zur Arbeit über die Grenze. Denn medizinisches Personal verdient hier bis zu 30 Prozent mehr als in Frankreich.
Vereinbarung von Familie und Beruf ist besser
Man sei sehr wohlwollend in Deutschland, erzählt die Krankenschwester. Besonders die familienorientierten Arbeitszeiten gefallen ihr: "Man schaut sich die Bedürfnisse der verschiedenen Mütter an. Etwa, wenn sie einen freien Mittwoch brauchen, um ihre Kinder zu betreuen", berichtet Süss. Im Vergleich zu Frankreich, wo die gesetzliche wöchentliche Arbeitszeit bei 35 Stunden liegt, muss die Krankenschwester in Deutschland fünf Stunden mehr arbeiten. Dafür werde man nicht so viel in der Freizeit gestört, so Süss.
Krankenhaus-Betrieb wegen Personalmangels teilweise heruntergefahren
Personal aus Frankreich ist in Südbaden willkommen, denn schon länger können wegen fehlender Pflegekräfte nicht mehr alle Patienten-Betten belegt werden - eine Situation, die man am Ortenau Klinikum in Offenburg kennt. "Wir hätten insgesamt eine Kapazität von 42 Betten auf der Station, fahren aber momentan nur 33 Betten. Und das auch nur, weil wir Unterstützung von unterschiedlichsten Mitarbeitern bekommen, die nicht stationsgebunden sind", erklärt Besnik Rabaj vom Ortenauklinikum Offenburg.
Sprachkenntnisse als Schlüssel
Um dem Mangel entgegenzuwirken, erleichtert die Offenburger Krankenhausleitung die Einstellung französischer Pflegekräfte, mit Deutschkursen und dem Aufbau von Zweierteams. Kathleen Messer, Pflegedienstleiterin am Ortenau Klinikum Offenburg, betreut ihre französischen Kolleginnen und Kollegen. Jeder sei von seinem Sprachlern-Niveau anders, der eine lerne schneller, der andere brauche ein bisschen länger, so Messer. "Daher kann man jetzt nicht pauschal sagen, wir brauchen ein halbes Jahr oder drei Monate oder ein Jahr. Das versuchen wir flexibel zu gestalten", erzählt die Pflegedienstleisterin.