Zu spät fertig, viel zu teuer, ständig leer: Das neue Parkhaus am Rheintor in Neuenburg steht in der Kritik. Der Bürgermeister bleibt optimistisch und hofft auf einen Erfolg.
Es hätte alles so schön sein können in Neuenburg am Rhein (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald): Pünktlich zur Landesgartenschau 2022 sollte ein modernes Parkhaus mit Turm, Brücke und neu gestaltetem Münsterplatz zur Verfügung stehen. Langfristig sollte das Parkhaus die Parksituation in Neuenburg verbessern. Doch es kam fast alles anders. Das Parkhaus wurde erst 2023, also nach der großen Landesgartenschau, eröffnet. Die ursprünglich kalkulierten Gesamtkosten des Projekts von 13,7 Millionen Euro wurden weit überschritten: auf 22,7 Millionen Euro. Eine Steigerung von fast 66 Prozent. Und von den 231 Parkplätzen ist täglich nur ein Bruchteil belegt. In Neuenburg ist der Ärger daher groß. Auch, weil eine große überregionale Zeitung schon vom "peinlichsten Parkhaus Deutschlands" spricht.
Neuenburgs Bürgermeister: Verzögerungen wegen Pandemie
Neuenburgs Bürgermeister Jens Fondy-Langela (parteilos) versucht die Misere zu erklären. Im Gespräch mit dem SWR nennt er unter anderem die Corona-Pandemie als Grund für die Verspätungen. Krankheitsbedingte Ausfälle hätten sich auf der Baustelle gehäuft. Die ständig wechselnden Corona-Verordnungen hätten dazu geführt, dass die Arbeiten nicht in vollem Umfang durchgeführt werden konnten, so Fondy-Langela. Während der Pandemie sei daher schnell klar gewesen, dass der ursprüngliche Zeitplan nicht einzuhalten sein wird, erklärt der Rasthauschef.
Havarie eines Containerschiffes hat die Baustelle zusätzlich lahmgelegt
Die Pandemie habe viele Steine in den Weg gelegt. Hinzugekommen sei die Havarie des Containerschiffes "Ever Given" im Suezkanal. Weltweit seien Lieferketten unterbrochen gewesen, Baustoffe seien teurer geworden und auf der Baustelle in Neuenburg gingen die Arbeiten nur schleppend voran, während die Kosten immer weiter gestiegen seien. Jens Fondy-Langela, seit Sommer 2023 im Amt, weist den Vorwurf von Fehlplanungen zurück. Unvorhersehbare Ereignisse wie die Pandemie oder die Havarie hätten das 2019 geplante Projekt durcheinandergewirbelt. Neuenburgs Bürgermeister, der das Projekt von Joachim Schuster übernahm, betont gegenüber dem SWR, dass er Parkhaus, Turm, Brücke und Platz ähnlich geplant hätte.
Parkhaus bleibt meistens leer
Das nigelnagelneue Parkhaus mit insgesamt 231 Plätzen ist mittlerweile fertig gebaut, und doch bleibt es merkwürdig leer. Warum? Auch Jens Fondy-Langela kann das nicht abschließend erklären. Das Parkhaus sei ideal gelegen am Rande der Stadt und Parken sei mit maximal sechs Euro am Tag im Vergleich zu anderen Städten sehr billig. Fondy-Langela beklagt zudem, dass viele Menschen in Neuenburg lieber illegal auf dem Gehweg parken würden, als das freistehende Parkhaus zu nutzen. Das sei nicht nur für das Parkhaus ärgerlich, sondern für alle Passanten, die sich an den im Weg stehenden Autos vorbeiquetschen müssten.
Rathaus will das kostenlose Parken verkürzen
Laut einer Bedarfsanalyse fehlen in der Stadt rund 400 Parkplätze. Der Bedarf könnte also durch das Parkhaus zu einem Großteil gedeckt werden. Der Bürgermeister gibt aber auch zu, dass das kostenfreie Parken in der Innenstadt ein entscheidender Faktor sei. Momentan kann bis zu drei Stunden kostenlos in der Stadt geparkt werden. Dass sich viele Neuenburgerinnen und Neuenburger die Parkgebühr im Parkhaus sparen möchten, sei nachvollziehbar. Aber hier will die Stadtverwaltung nachsteuern. Die kostenfreie Parkzeit in der Innenstadt werde auf eine Stunde verkürzt, kündigt der Bürgermeister an. Gleichzeitig soll das leerstehende Parkhaus stark beworben werden, auch für Gäste von außerhalb. Langfristig sollen die auf dem Platz über dem Rathaus geplanten Wohnhäuser das gesamte Areal beleben und für mehr Publikumsverkehr sorgen, auch durch Cafés mit Außenbewirtung.
"Das Beste aus der Situation machen"
Dass viele in Neuenburg verärgert oder ratlos sind über das leerstehende rote Parkhaus mit Stampfbetonfassade, kann Jens Fondy-Langela verstehen. Zu sachlichen Diskussionen sei er immer bereit. Beleidigungen oder gar Drohungen im Internet gehen für ihn jedoch zu weit. Das Parkhaus sei nun einmal da und jetzt müsse das Beste aus der Situation gemacht werden, sagt er. Und das gehe nur gemeinsam. Der Rathauschef hofft daher auf konstruktiven Dialog in der Stadt und darauf, dass das neue Parkhaus langfristig zu einem Erfolg werden kann: "Es ist meiner Meinung nach im Interesse der Neuenburger Bevölkerung, dass man eine positive Wendung bei diesem Parkhaus hinbekommen kann."