Wut und Enttäuschung unter Mitarbeitern und Eltern: Noch bis Weihnachten werden in der Oberberg Tagesklinik in Freiburg Kinder und Jugendliche behandelt. Danach ist Schluss.
Für die Patienten und die Beschäftigten kam die Nachricht überraschend: Die Oberberg Tagesklinik für Kinder und Jugendliche in Freiburg schließt zum Jahresende. Bereits vor Weihnachten wird die Patientenversorgung der privaten Tagesklinik eingestellt. Sie sei wirtschaftlich nicht tragfähig, so das Urteil der Klinikgesellschaft. Damit fallen 15 teilstationäre Plätze zur Behandlung psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher im Raum Freiburg weg.
Freiburger Klinik bittet Kollegen um Patientenübernahme
Dem SWR liegt ein Schreiben der Freiburger Oberbergklinik vor, welches nach dem Klinik-Aus an Ärztinnen und Ärzte in der Region verschickt wurde. Darin ist zu lesen, dass die Geschäftsleitung des Klinikträgers, die Oberberg GmbH, seine Mitarbeiter am Standort Freiburg "mit ihrer kurzfristigen Entscheidung überrascht" habe. Das Team wünsche sich, dass Ärzte anderer Kliniken und Praxen aushelfen und den von der Schließung betroffenen Familien "offen gegenübertreten".
Die größte Einrichtung in der Region, die vielleicht aushelfen könnte, ist die Freiburger Uniklinik. Doch hier hat man selbst zu kämpfen. "In Bezug auf die Versorgungsituation brennt es hier lichterloh und es wird immer kritischer", sagt Christian Fleischhaker. Er ist kommissarischer Ärztlicher Direktor. Die Uniklinik bietet aktuell rund 30 teilstationäre Plätze für Kinder und Jugendliche an.
Wartezeit bis zur Behandlung macht Kinder krank
Die lange Warteliste führe dazu, dass Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen teilweise ein Jahr auf einen Behandlungsplatz warten müssten. "Wissenschaftlich gesehen verschlechtert sich die Prognose, wenn sie mehr als sechs Monate auf einen Platz warten müssen", sagt Fleischhaker. Für ihn ist das ein untragbarer Zustand.
Vom Land habe man zwar bereits 15 zusätzliche Plätze genehmigt bekommen, es fehlen allerdings die Räumlichkeiten. Die ehemalige Kinderabteilung der Uniklinik müsse für viele Millionen saniert werden, bevor in Fleischhakers Bereich neue Stationen aufgemacht werden können.
Schock über die Schließung sitzt tief bei den Mitarbeitenden
Aus Mitarbeiterkreisen der Oberbergklinik heißt es, man sei wütend und fassungslos über die Schließung. Offen sprechen will niemand. Auch die Eltern der Patienten seien enttäuscht.
Klinikträger: Schließung mit fehlender Wirtschaftlichkeit
Der Klinikträger begründet die Schließung: Die Klinik sei nicht profitabel. Zwar gebe es einen hohen Bedarf an Behandlungsplätzen, aber auch die personellen Kosten seien hoch. "Dies ist umso herausfordernder, desto stärker der Kostendruck steigt, dem das Gesundheitssystem und die Kliniklandschaft ausgesetzt sind. So ist es leider in Freiburg nicht gelungen, die Tagesklinik gleichmäßig auszulasten", sagt Karin Cofalka, eine Sprecherin des Klinikträgers Oberberg.
Andere Oberbergkliniken in Südbaden bleiben
Die Oberberg GmbH mit Sitz in Berlin betreibt als privater Träger bundesweit rund 30 Kliniken - davon vier in Südbaden. Neben der Kinderklinik in Freiburg werden Erwachsenenkliniken in Bad-Säckingen (Landkreis Waldshut), in Hornberg (Ortenaukreis) und in Friedenweiler bei Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) von der Oberberg GmbH betrieben. Betroffen von der Schließung sei aber nur die Kinderklinik in Freiburg.
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