Sie ist größer und produziert mehr Strom als die beiden alten Windräder zusammen: Die neue Repowering-Anlage auf der Holzschlägermatte bei Freiburg. Warum manche Anwohner sich nun Sorgen machen.
229 Meter hoch, 67,5 Meter lange Rotorblätter: Das neue und hochmoderne Riesenwindrad ist ein Gigant. Auf Freiburgs Hausberg, dem Schauinsland, ersetzt es künftig zwei alte Anlagen, die hier vor 21 Jahren gebaut worden sind und nun ausgedient haben. Damit können laut Betreiber rund 3.300 Haushalte versorgt und etwa 9.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.
Lob für die schnelle Genehmigung des Riesenwindrads
Bei der Einweihung am Donnerstag gab es viel Lob für das neue Windrad, vor allem für die schnelle Genehmigung. Auch die Kandidatin für den Grünen-Parteivorsitz, Franziska Brantner, war für die Einweihungsfeier auf die Holzschlägermatte gekommen. Brantner wurde in Lörrach geboren, ging in Freiburg zur Schule. Sie sagt, sie sei stolz auf ihre Heimat und das neue Windrad zeige, was möglich sei.
Zwischen Genehmigung und Fertigstellung der Anlage hätten nur 26 Monate gelegen, so Brantner. Das sei ein Fortschritt und ein Zeichen dafür, wie wichtig Bürokratieabbau für den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland sei. Letztlich gehe es aber vor allem darum, sich von anderen Ländern unabhängig zu machen, so die Grünen-Politikerin.
Anwohner haben Angst vor Lärm
Unten im Tal, im Freiburger Stadtteil Günterstal, sind manche weniger begeistert von der Windkraft. Andreas Leipold-Weißenfels zum Beispiel. Er sei extra nach Günterstal gezogen, um seine Ruhe zu haben, erzählt er. Die alten Windräder, die in etwa fünf Kilometer Entfernung stehen, hätten ihn nicht gestört. Auch das neue Riesenwindrad ist für ihn kein Problem.
Viel mehr Sorgen machen ihm die ebenso großen und angeblich lauten Windräder, die noch geplant sind - auf dem benachbarten Illenberg, teilweise in nur 700 Metern Entfernung von der Bebauung. Aus dem Grund hat er sich der "Bürgerinitiative Windkraft Günterstal" angeschlossen. Deren Mitglieder fühlen sich überhört.
Leipold-Weißenfels befürchtet außerdem, dass beim Bau der neuen und größeren "Industrie-Anlagen", wie er sie nennt, Landschafts-, Arten- und Wasserschutzbestimmungen nicht berücksichtigt werden. Auch die Schlagschatten der geplanten Windräder bereiten ihm Sorge.
Staatliche Einspeisevergütung läuft aus
Die Bürgerinitiative aus Günterstal vermutet, dass das Riesenwindrad die beiden alten Anlagen nicht nur aus Gründen der Energieeffizienz ablöst: Es gebe ja Subventionszusagen der Bundesregierung für 20 Jahre, sagt Leipold-Weißenfels, "und das Alte rentiert sich nicht mehr, weil die 20 Jahre um sind". Um weiterhin Geld zu verdienen, sei nun das neue Windrad aus dem Boden gestampft worden, unterstellt er.
Windkraftanlagenbetreiber Lukas Schuwald von der Ökostromgruppe Freiburg formuliert es anders: Den Betreibern werde eine Einspeisevergütung garantiert. Das aber eben nur für 20 Jahre. Und ohne die Bezuschussung rechne sich der Betrieb älterer Windräder meist nicht mehr.
Lukas Schuwald von der Ökostromgruppe Freiburg zu den Vorwürfen der Bürgerinitiative:
Oberbürgermeister verspürt Zuspruch von Bürgern und Stadt
Auch wenn es in Günterstal und auch in der Nachbargemeinde Au nun Gegner weiterer Rotoren gibt, spricht Lukas Schuwald von großem Zuspruch für die hochmoderne Windmühle. Die beiden alten Anlagen gehören seit dem Bau 474 Bürgerinnen und Bürgern der Regiowind GmbH. So wie nun auch das neue, leistungsstärkere Windrad. "Ein echtes Bürgerprojekt."
Auch die Stadt Freiburg freue sich über jede neue Anlage. "Wir bauen Windräder da, wo sie sinnvoll sind", so Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos). Es gebe für solche Projekte einen "großen Rückenwind aus der Freiburger Bevölkerung", sagt Horn.
Weitere Repowering-Anlagen bei Freiburg geplant
Und es sollen noch weitere Repowering-Anlagen kommen. Schuwald bestätigt: Noch dieses Jahr soll auf dem Taubenkopf, unweit des neuen Riesenrads am Schauinsland, die nächste Anlage fertiggestellt werden. 2025 sollen die vier Räder am Roßkopf durch zwei neue Riesenwindräder ersetzt werden. Was die geplanten Windenergieanlagen am Illenberg betrifft, so könne es noch vier bis fünf Jahre dauern, bis diese gebaut werden könnten, so Schuwald.
Die frisch eingeweihte Anlage geht offiziell erst in wenigen Wochen ans Netz. Schlechtes Wetter hatte zu Verzögerungen beim Rotorblatttransport gesorgt. Auch die Sprengung der zweiten Anlage soll bald folgen. Die erste wurde schon im letzten Herbst gesprengt und kontrolliert zurückgebaut.
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