40.000 Schicksale

Neues Mahnmal für elsässisch-lothringische Opfer des Zweiten Weltkriegs

Stand
Autor/in
C. Peyrot, France 3
Onlinefassung
Anita Westrup

Vermisst, gefallen, ermordet: Bei der Gedenkstätte in Schirmeck soll in zwei Jahren ein neues Mahnmal entstehen. Die Konstruktion ist umstritten.

Jahrelang wurde im elsässischen Schirmeck über eine angemessene Form des Erinnerns an die Opfer des Zweiten Weltkriegs gestritten. Nun ist klar, wie ein neues Mahnmal für gefallene und verschollene Soldaten, Zwangsrekrutierte, Juden und Widerständler aus dem Elsass und dem Département Moselle aussehen soll.

Der Fernsehbeitrag zum Thema in der SWR-Sendung Dreiland Aktuell zum Nachschauen:

Tochter eines Zwangsrekrutierten gibt Anstoß

Geplant ist ein Raum, in dem die individuellen Schicksale von 40.000 Opfern des Zweiten Weltkriegs erzählt werden. So wie das Schicksal von Alfred Simon zum Beispiel. Er wurde zwangsrekrutiert. Seine Tochter Simone Simon war sieben Jahre alt, als sie erfuhr, dass sie ihren Vater nie mehr sehen würde.

Die Trauer darüber brachte sie vor einigen Jahren dazu, einen ersten Vorstoß für ein neues Mahnmal zu unternehmen: Unterhalb der schon bestehenden Gedenkstätte in Schirmeck sollte eine Wand mit den Namen aller elsässischen Opfer entstehen.

Erinnern, aber wie?

Doch die Namensmauer stieß auf ein geteiltes Echo: Es gab Kritik, dass Deportierte neben mutmaßlich Freiwilligen der Wehrmacht stehen würden. Frédérique Neau-Dufour, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats für das Mahnmal, erklärt: "Ein Zwangsrekrutierter stirbt nicht aus dem gleichen Grund wie ein Widerständler, der von den Nazis exekutiert wurde, oder weil man Jude ist. Um Geschichte richtig zu verstehen, muss man diese Unterschiede herausarbeiten." Das Projekt wurde 2018 verworfen.

Das Architektenbüro Benoît Zeimett (Paris/Epernay) unternahm einen neuen Versuch: Statt einer Wand ist nun ein großer Raum geplant. Darin sollen Besucher und Besucherinnen interaktiv per Touchscreen die Namen und die Einzelschicksale aufrufen können. Hinzu kommen 360-Grad-Projektionen. Gérard Michel, Vorsitzender der "Association des orphelins malgré-nous d‘Alsace-Moselle" (zu Deutsch: des "Vereins der Waisenkinder der Zwangsrekrutierten im Elsass und dem Moselgebiet"), sieht das kritisch. "Das erinnert mich nach wie vor an eine Werbung des Kaufhauses Lafayette, mit den Namen, die da aufploppen. Ich hätte eine Wand bevorzugt, auf der man auf einen Blick die Zahl der Opfer sehen kann", sagt Michel.

Eröffnung des Mahnmals 2025 geplant

Die künftige Gedenkstätte soll in zwei Jahren fertig werden – zum 80. Jahrestag der Befreiung Frankreichs von Nazideutschland. Simone Simon erwartet die Eröffnung des Mahnmals mit Ungeduld.

"Das wird ein sehr emotionaler Moment. Aber wir sind das meinem Vater schuldig, und den anderen ebenso. Allen."

Die komplette Sendung "Dreiland Aktuell" vom 12. November 2022 sehen Sie ab Minute 04:10.

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C. Peyrot, France 3
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Anita Westrup

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