Eigentlich sollte zum Jahresende Schluss sein. Das besondere Mitmach-Konzept des Pflegeheims Rheinaue in Wyhl hat keine gesetzliche Grundlage. Nun gibt es doch noch eine Lösung.
Es ist eine Art Weihnachtsgeschenk: Das Haus Rheinaue in Wyhl am Kaiserstuhl (Kreis Emmendingen) darf mit seinem Stambulant-Konzept unbefristet weiterarbeiten. Es ist nicht mehr nur ein Modellprojekt. Das haben die Betreiber der BeneVit-Gruppe jetzt mitgeteilt. Beschäftigte, Gepflegte und Angehörige des Mitmach-Heims hatten bis zuletzt gebangt.
Stambulant in Wyhl war kurz vor dem Aus
Zum Januar sollte das Modellprojekt eigentlich enden - nach acht Jahren Laufzeit. Die Betreiber hatten bereits angefangen, die Verträge umzustellen. Der Betrieb sollte nur noch rein stationär laufen. Denn für das Stambulant-Konzept, eine Mischung aus stationär und ambulant, fehlt die gesetzliche Grundlage. Auf die hatte man in Wyhl lange gehofft. Aber sie kam nicht. Auch, weil der Bundestag das nötige Pflegekompetenzgesetz durch das Ampel-Aus nicht verabschiedet hat.
Kürzlich haben auch die Tagesthemen über das Haus Rheinaue berichtet:
Pflegeheim in Wyhl in den ARD Tagesthemen
Die ARD Tagesthemen haben auch über das Pflegeheim und das besondere Konzept dort berichtet.
Angehörige und Gepflegte packen in Pflegeheim selbst mit an
Seit inzwischen acht Jahren darf das Heim durch das Modellprojekt eine Mischung aus stationären und ambulanten Leistungen anbieten. Auch Angehörige und Gepflegte kochen, waschen und putzen. Verschiedene Leistungen können dazugebucht werden, müssen sie aber nicht. Das kann für die Angehörigen auch die Kosten reduzieren - je nachdem, welche Aufgaben sie selbst erledigen. Das Aus hätte also in vielen Fällen höhere Pflegekosten zur Folge gehabt.
"Pragmatische Lösung auf Landesebene"
Jetzt kann das Heim ab 2025 unbefristet so weiterarbeiten wie bisher. Die BeneVit-Gruppe spricht von einer "pragmatischen Lösung auf Landesebene". Möglich wurde sie demnach durch das Engagement von Bundes- und Landespolitikern, 24 Bürgermeistern, engagierten Angehörigen und Mitarbeitenden sowie vom Bundesgesundheitsministerium und der AOK Baden-Württemberg. Auch das Landesgesundheitsministerium und die Landesverbände der Kranken- und Pflegekassen haben zugestimmt.
Erleichterung im Mitmach-Pflegeheim
Allen im Haus sei ein Stein vom Herzen gefallen, sagt der Gründer und Geschäftsführer der BeneVit-Gruppe, Kaspar Pfister. Nun könnten sie beruhigt Weihnachten feiern und ins neue Jahr starten.
Sonderregelung für Heim in Wyhl
Die gefundene Lösung gilt nur für das eine Haus in Wyhl am Kaiserstuhl. Andere Kommunen und Betreiber können in ihren Pflegeheimen also weiterhin nicht nach dem Stambulant-Konzept arbeiten.
Die BeneVit-Gruppe setzt weiter darauf, dass es langfristig eine gesetzliche Regelung geben wird. Dann könnten auch andere Heime das Konzept übernehmen. Das Interesse daran ist groß. Ob es so kommen wird, hängt vor allem davon ab, wie die neue Bundesregierung damit umgehen wird.
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