Missbrauchsbetroffene sind schockiert: Die Ergebnisse des Berichts zu sexualisierter Gewalt zeigen bewusste Verschleierung im Erzbistum Freiburg.
Der Betroffenenbeirat der Erzdiözese Freiburg hat unmittelbar nach der Vorstellung des Missbrauchsberichts der AG Machtstrukturen und Aktenanalyse eine erste Stellungnahme abgegeben. Sie trägt die Überschrift: "Ein Schutzraum für Missbrauchstäter, eine Hölle für Kinder." Der Missbrauchsbericht dokumentiere schwarz auf weiß, dass der Kirche in Freiburg "missbrauchte Kinder und verletzte Kinderseelen über Jahrzehnte gleichgültig waren". Dagegen seien die Täter grausamster Verbrechen geschützt worden.
In einer Extra-Sendung wurde die Pressekonferenz zur Veröffentlichung des Missbrauchsberichts im SWR Fernsehen live gestreamt und inhaltlich eingeordnet:
Mindestens 540 Opfer, Kommission geht von Dunkelziffer aus
Mehr als 250 Priester sind laut der Untersuchungskommission des Missbrauchs schuldig oder beschuldigt worden. Die Zahl der Opfer wurde mit mindestens 540 angegeben. Zugleich hieß es, dass diese Zahlen mit großer Vorsicht zu sehen seien, weil von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen sei.
Sexualisierte Gewalt in der Kirche Missbrauchsbericht: "Toxische Strukturen" im Erzbistum Freiburg
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Der Bericht zum Umgang von Verantwortlichen mit Missbrauch im Erzbistum Freiburg hat zu Tage gebracht, dass die ehemaligen Freiburger Erzbischöfe Oskar Saier und Robert Zollitsch jahrzehntelang sexuelle Gewalt von Priestern an Kindern und Jugendlichen systematisch vertuscht haben. Die Betroffenen seien völlig im Stich gelassen worden.
Betroffener "so aufgewühlt wie nie zuvor"
Raphael Hildebrandt aus Oberharmersbach (Ortenaukreis) ist ein Betroffener und entsprechend erschüttert. Nach dem Mitverfolgen des Livestreams der Pressekonferenz zur Veröffentlichung des Missbrauchsberichts, fühle er sich "so aufgewühlt wie nie zuvor", sagte er dem SWR. Vor allem stelle sich ihm die Frage: "Was passiert denn jetzt mit den Betroffenen?"
In emotionalen Worten schildert Raphael Hildebrand Fragen und Zweifel, die für ihn offen geblieben seien:
Zollitsch praktizierte offenbar das Versetzungsmodell
Laut dem Bericht habe Robert Zollitsch als Personalreferent von 1983 bis 2003 in Absprache mit dem damaligen Erzbischof Oskar Saier das sogenannte Versetzungsmodell praktiziert: Priester, die sich an Kindern vergriffen hatten, wurden versetzt, beurlaubt oder in den Ruhestand geschickt. In den Personalakten steht davon jedoch kein Wort. Auch eine Zusammenarbeit mit staatlichen Ermittlungsbehörden sei verweigert worden. Der AG-Aktenanalyse zufolge hatte Zollitsch diese Praxis auch als Erzbischof fortgeführt. Für den Missbrauchsbericht wurden geheime Akten gesichtet sowie 180 Personen, darunter auch 20 Betroffene, befragt.
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