Bislang war Reinhold Messner im Guinness-Buch als der erste Mensch verzeichnet, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat. Doch das war einmal - mit weitreichenden Folgen.
Der Lörracher Himalaya-Experte Eberhard Jurgalski hat mit seinen Veröffentlichungen einen Prozess in Gang gebracht, der immer weitere Kreise zieht: Der 71-Jährige hatte mit dazu beigetragen, dass dem weltweit bekannten Bergsteiger Reinhold Messner der Weltrekord-Titel abgesprochen worden war, als Erster alle 14 Achttausender der Welt bestiegen zu haben. Nachdem Messner ihn daraufhin hart kritisierte, kündigte Jurgalski im SWR an, den Bergsteiger anzeigen zu wollen - und berichtete jetzt in der "Kronen Zeitung" von einem regelrechten Shitstorm.
Demnach habe er "im gesamten deutschsprachigen Raum keine Freunde mehr, weil ich scheinbar Gotteslästerung gemacht habe", wird Jurgalski zitiert. Dabei habe nicht er den Fehler Messners auf dem Annapurna aufgedeckt, sondern sein Kollege aus Frankreich. "Doch der ganze Zorn richtet sich gegen mich. Nur was kann ich dafür, wenn ein Mensch einen Fehler macht, der nach 35 Jahren herauskommt. Ich habe den Fehler nicht gemacht", so Jurgalski weiter.
Das sagte Jurgalski im SWR-Interview:
Streit um exakte Gipfel-Position
In dem Streit geht es um die Frage, ob Bergsteiger Messner tatsächlich alle Gipfel der Achttausender erreicht hat. Grundlage der Guinness-Entscheidung sind neue Berechnungen mit Geodaten, wonach manche Gipfel bislang nicht korrekt identifiziert wurden. Viele Kletterer hätten deshalb vor Erreichen des "wahren Gipfels" angehalten und seien dann umgekehrt.
Gipfelforscher Jurgalski beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit topografischen Daten der höchsten Berge. Er gilt als einer der führenden Himalaya-Chronisten. Er behauptet schon länger, dass Messner nie ganz oben auf dem Gipfel des 8.091 Meter hohen Annapurna stand. Jurgalskis Berechnungen spielten bei der Guinness-Entscheidung nun auch eine Rolle.
Messner ist seinen Weltrekord los: Welle der Sympathie in sozialen Netzwerken
In den sozialen Netzwerken hatte Messner in mehreren Postings auf seinem Instagram-Kanal direkt und indirekt die Thematik aufgegriffen und dabei unter anderem betont, dass es seiner Meinung nach im traditionellen Alpinismus keine Rekorde gebe. Tausende Userinnen und User reagierten auf seine Statements - vereinzelt mit deutlichen Worten gegen Jurgalski, zumeist mit Sympathie-Bekundungen für die Leistungen Messners.
Messner selbst hatte den Lörracher scharf attackiert und ihm unter anderem vorgeworfen, seine Bekanntheit ausnutzen zu wollen, "um Verschwörungstheorien zu verbreiten". Jurgalski hatte dem SWR gesagt, dass er sich die Aussagen Messners nicht länger gefallen lassen wolle. Die Vorwürfe des Südtirolers, Jurgalski habe keine Ahnung, sei kein Experte und habe einfach den Berg verwechselt, hatte dieser im SWR mit den Worten gekontert: "Da muss ich lachen. Ich arbeite seit 42 Jahren daran und mit Dankesschreiben von Bergsteigern und Expeditionsleitern könnte ich die Wände tapezieren."
Als erster Mensch alle 14 Achttausender der Welt erklommen: Der Titel für Messner ist weg
Bislang war Messner im Guinness-Buch als der erste Mensch verzeichnet, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat. Und er galt außerdem als erste Person, die dies ohne Hilfe von Sauerstoff aus der Flasche geschafft hat. In der neuen Ausgabe des Buchs wird aber dem US-Amerikaner Ed Viesturs dieser Titel zugesprochen.
SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!
Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.
Berechnungen von Eberhard Jurgalski haben Folgen Himalaya-Experte aus Lörrach sorgt dafür, dass Messner Rekorde im Guinness-Buch verliert
Reinhold Messner gilt seit Jahrzehnten als erster Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat. Doch jetzt ist der Bergsteiger zwei Titel los - und reagiert auf seine Weise.