Von Schallplatten-Asche bis hin zu Diamanten - wie Bestatter die Trauerkultur neu erfinden und Sterbeammen zum Lachen ermutigen: die Messe "Leben und Tod" in Freiburg.
Bereits zum dritten Mal hat die Messe "Leben und Tod" ihre Tore geöffnet. Sie lädt ein, über das schwierige und oft tabuisierte Thema Tod zu sprechen - und dabei auch herzlich zu lachen.
Bestatter: Beerdigung soll schön sein
Statt schwarzem Samtvorhang hängt am Messestand von Robert Freitag eine knallig-glitzernde Goldfolie. Sieht aus wie ein Partyservice, ist aber ein Bestattungsunternehmen. Für Freitag kein Gegensatz: "Eine Bestattung kann nur tröstend sein, wenn sie auch schön ist". Eine gute Bestattung müsse authentisch die Persönlichkeit des Verstorbenen widerspiegeln. Mit seinem Bestattungsunternehmen "Ab unter die Erde" hat er deshalb schon Bestattungen an den verschiedensten Orten organisiert: im Motorradclub, am Strand, in der Craft-Beer-Lodge - alles sei möglich.
Wer sich bei Robert Freitag bestatten lässt, kann seine Asche in eine durchsichtige Schallplatte pressen lassen. Andere pressen sie zu Diamanten. Der Vielfalt an Bestattungsformen sind keine Grenzen gesetzt.
Trauer mit Humor begegnen
Katja Heitzmann verlor ihre Tochter an Krebs, als diese 16 Jahre alt war. Das Thema Tod lässt sie seitdem nicht los. Mit ihrer zweiten Tochter steigt sie heute in die Fotobox von Robert Freitag. Als das Foto ausgedruckt wird, lachen sie sich kaputt. Für Heitzmann gehört auch das zum Trauern - schließlich habe man mit der Person, die man verloren hat, viel mehr gelacht als geweint.
Totlachen mit einer Sterbeamme
Die Messe präsentiert neben über 100 Ausstellern auch 42 Vorträge. Einen davon hält Karin Simon. Als "Sterbeamme" begleitet sie Menschen am Lebensende. Dafür hat sie ein Kabarett-Programm über das Sterben entwickelt. Einfühlsame Lieder und derbe Witze trägt die Oberpfälzerin in ihrem heimischen Dialekt vor. Das Messepublikum lacht herzlich mit.
Mit ihrer Handpuppe "Babette" spielt Simon ein Gespräch nach, das sie einst mit einer alten Frau führte. Sie gestand, dass sie gern sterben würde, aber als Katholikin fürchtete sie das Fegefeuer. Karin Simon schaffte es, der Frau die Angst zu nehmen. Das Stück endet mit Babettes friedlichem Tod. In dieser Szene applaudiert das Publikum selten, worauf Simon sagt: "Man kann auch mal klatschen, wenn's einer geschafft hat." So will sie auch ihrem Publikum die Angst nehmen.