Notdürftig gedämmte Fenster, dreckige Toiletten, Schimmel: An den Schulen in Lörrach herrscht Sanierungsstau. Eltern protestieren dagegen und renovieren teilweise in Eigenregie.
Der Gesamtelternbeirat Lörrach kritisiert die maroden Schulgebäude in der Stadt. Zugige Fenster, schlecht gedämmte Fassaden, zu wenig Räume und Sportflächen - Zustände, die sich dringend ändern sollen.
Die Stadt Lörrach räumt den Sanierungsbedarf ein. In den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren sollen die Schulen modernisiert werden. Die Lörracher Eltern bleiben jedoch skeptisch.
Viele Baustellen am Hebel-Gymnasium in Lörrach
Am Hebel-Gymnasium in Lörrach muss einiges renoviert werden: Im Klassenraum der 9c dichtet Klebeband die zugigen Fenster ab, Fensterbänke faulen vor sich hin und von der Decke kann es auch schon mal tropfen, weiß Katrin Yüksel. Sie engagiert sich im Gesamtelternbeirat von Lörrach. Auch ihre Kinder gehen auf das Hebel-Gymnasium, wo es aktuell an vielen Stellen Sanierungsbedarf gibt.
Dass die Schäden an der Schule immer nur notdürftig geflickt werden, ärgert Katrin Yüksel. Provisorisch werde etwas gemacht, damit sich niemand verletzten kann und nichts Schlimmeres passiert, so Yüksel. Die kaputten Fenster sollen schrittweise ausgetauscht werden, versichert die Stadt. Nur wann das in den nächsten Jahren sein wird, ist noch offen.
Theodor-Heuss-Realschule bekommt vorerst keine neue Turnhalle
Die zweite Schule am Campus ist die Theodor-Heuss-Realschule. Die Fenster sind hier zwar dicht, aber die Turnhalle ist geschlossen. Sie bekommt gerade einen neuen Boden - danach kann die Halle wieder ein paar Jahre genutzt werden. Darin zeigt sich für Gesamtelternbeirätin Katrin Yüksel das grundlegende Problem: In den Schulen würden meist nur Maßnahmen getroffen, die das Problem für den Moment lösen würden.
Die Grundsanierungen aber würden immer weiter nach hinten geschoben. So sei es auch mit der Turnhalle der Realschule gewesen. Laut Yüksel ist eine neue Turnhalle dringend nötig, weil die jetzige Halle einfach zu klein sei.
Provisorische Feuertreppe am Hans-Thoma-Gymnasium
Direkt neben dem Hebel-Gymnasium und der Theodor-Heuss-Realschule steht das Hans-Thoma-Gymnasium, wo seit sieben Jahren eine provisorische Feuertreppe an der Fassade angebracht ist. Es ist eine Notlösung, weil der neue Feuerweg inklusive Aufzug immer noch nicht fertig ist. Baufirmen würden nicht liefern, sagt die Stadt Lörrach.
Stadt Lörrach steckt drei Millionen Euro mehr in Sanierungen
Die Stadt Lörrach ist sich des Sanierungsstaus an ihren insgesamt 14 Schulen bewusst, scheint aber mit dem Ausmaß überfordert zu sein. "Ich gebe zu, dass wir da wirklich am Anschlag sind", räumt Baubürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdić ein. Mehr Geld für Investitionen soll nun helfen. Steckte die Stadt im vergangenen Jahr rund acht Millionen Euro in ihre Schulgebäude, sollen es in diesem Jahr drei Millionen Euro mehr werden.
Allein in diesem Jahr sind an jeder zweiten Schule in Lörrach Sanierungsarbeiten geplant, wie die Stadt mitteilt. Der Sanierungsstau soll sich in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren auflösen.
"Extra3" greift marode Fridolinschule auf
2019 berichtete sogar die NDR-Satire-Sendung "Extra3" über den erbärmlichen Zustand an den Lörracher Schulen. Die Rektorin der Fridolinschule hatte damals ihre Grundschule eigenmächtig geschlossen.
Mit der Begründung: Das marode Gebäude würde Schülerinnen und Schüler gefährden. Das sorgte für Aufsehen. 2022 begann dann die Sanierung der Schule, die in diesem Jahr fertig werden soll.
Eltern renovieren am Hebel-Gymnasium
Am Hebel-Gymnasium haben die Eltern bereits selbst zum Pinsel gegriffen und einige Wände neu gestrichen. Das Material stellte die Stadt, die Idee hatten die Eltern. Solche Aktionen würden aber nicht die Probleme mit dem Wasser oder mit dem Schimmel lösen, sagt Gesamteternbeirätin Yüksel. Sie würden nur dabei helfen, dass die Kinder ein besseres Wohlfühlklima haben und die Wände wenigstens sauber und ordentlich sind.
Es sollte aber nicht allein am Engagement der Eltern hängen, ob eine Schule saniert wird, sagt Katrin Yüksel. Damit das Sanierungsproblem ernst genommen wird, will die Mutter zusammen mit den anderen Eltern weiterhin an Ausschüssen teilnehmen und im Gemeinderat Präsenz zeigen.