Aktivisten haben in Freiburg mehr als 100 SUVs sabotiert. Legitimer Protest oder Gefahr fürs friedliche Zusammenleben? Jan Ludwig, Redakteur im SWR Studio Freiburg, kommentiert die Aktion.
Normalerweise ist eine Geschichte vorbei, wenn die Luft raus ist - hier fängt sie erst an: Da machen Aktivisten in bürgerlichen Stadtteilen von Freiburg SUVs platt, indem sie Luft aus den Reifen der großen, Geländewagen ähnlichen Fahrzeuge lassen. An die 100 Besitzer haben sich bisher bei der Polizei gemeldet. Eines vorweg: Diese Sache kann böse enden. Denn auch, wenn die Verursacher Flugblätter unter die Scheibenwischer klemmen, in denen sie auf die Gefahr hinweisen: Wer kann garantieren, dass diese Zettel auch hängen bleiben, und die Fahrer nicht mit platten Reifen losfahren und einen Unfall bauen?
Was gegen SUVs spricht
Dabei gibt es ja durchaus Argumente gegen SUVs: Sie sind schwerer, größer, vor allem höher als durchschnittliche PKW, verbrauchen deshalb häufig deutlich mehr Sprit oder Strom. Sie benötigen mehr Parkraum, und der wird in Städten wie Freiburg immer knapper. Wer durch die Wiehre fährt, sieht rechts und links neben sich Blechschluchten aus SUVs, Vans und Wohnmobilen aufragen. Das ist hässlich und gefährlich unübersichtlich für alle Verkehrsteilnehmer. SUVs sind außerdem sehr teuer, das macht sie zu einem Statusymbol. Das und ihre Bequemlichkeit sind vermutlich die Gründe, warum jedes Jahr mehr zugelassen werden. In Freiburg soll bereits jedes fünfte Auto ein SUV sein. Eine Entwicklung, die ich durchaus kritisch sehe.
Luftraus-Aktion widerspricht demokratischen Grundsätzen
Und ich kann nachvollziehen, dass Städte die Besitzer solcher Fahrzeuge stärker zur Kasse bitten möchten - siehe Freiburg: Anwohnerparken. Siehe Paris: Parkgebühren. Doch mit ihrer Luftraus-Aktion gegen SUVs liegen die Umweltaktivisten trotzdem daneben. Nicht nur, weil sie sich an fremdem Eigentum vergreifen und Unfälle billigend in Kauf nehmen. Sie stellen sich damit auch außerhalb der Spielregeln, die wir uns selbst gegeben haben, um friedlich zusammenzuleben. Auch andere Meinungen sind zu akzeptieren, solange keine Gesetze verletzt werden. Streiten ja, demonstrieren ja, Reifen platt machen: nein. Man nennt das auch Demokratie und Rechtsstaat.
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Aktivisten schaden sich selbst
Echter Umweltschutz erfordert die Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger sowie die Einhaltung demokratischer Prinzipien und Verfahren. Indem die Aktivisten auf undemokratische Weise handeln, schaden sie am Ende ihrer eigenen Legitimität und Glaubwürdigkeit und polarisieren die Gesellschaft ein weiteres Stück. Man könnte auch sagen: Sie lassen selbst die Luft raus aus ihrem berechtigtem Anliegen nach mehr Umweltbewusstsein.
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