Die Schulleiter am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Rottweil haben den Deutschen Lehrkräftepreis erhalten. Sie punkten mit Offenheit und Humor. Wie das geht, erzählt Stefan Maier im SWR-Interview.
Seit knapp 15 Jahren wird der Deutsche Lehrkräftepreis verliehen. Im Vordergrund stehen dabei die Wertschätzung und der Wunsch, das Image des Lehrberufs zu verbessern. Auch das Droste-Hülshoff-Gymnasium in Rottweil ist unter den Gewinnern. Um den dritten Platz beim Wettbewerb zu erreichen, musste sich die dortige Schulleitung von anderen unterscheiden. Aber was macht diese Schule so besonders? Darüber hat Stefan Maier mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich gesprochen.
SWR Aktuell: Was ist denn das besonders Vorbildliche an Ihrer Schule?
Stefan Maier: Ich denke, ein Teil ist mit Sicherheit unser offener Umgang, unsere Art der Kommunikation, wie wir praktisch mit allen am Schulleben Beteiligten kommunizieren. Dass wir versuchen, möglichst viel von der Schulgemeinschaft - also Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler - auf unseren Weg mitzunehmen und nicht einfach nur von oben herab zu sagen: Freunde, so machen wir das jetzt. Wir versuchen praktisch immer, alle von vorneherein in einem Prozess der Kommunikation miteinzuschließen.
Ein weiterer Punkt ist sicherlich die Tradition unserer Videos, die wir für die Schulgemeinschaft drehen. Wir haben einfach auch die Erfahrung gemacht, dass seitenlange Mails komischerweise niemand liest. Es gibt einfach sehr, sehr viele Dinge, die wir ganz einfach mit einem netten, kurzen, prägnanten und vor allem auch witzigen Video sehr viel besser eben in die Schulöffentlichkeit hinein transportieren. Ich glaube, das sind die ausschlaggebenden Punkte, die uns diese durchaus überraschende Nominierung beschert haben.
SWR Aktuell: Offenheit, Freundlichkeit, Verbindlichkeit und sogar Humor - das sagt man Ihnen und Ihrem Kollegen nach. Wie bewahren Sie sich das eigentlich in diesem stressigen Schulalltag?
Maier: Das fragen wir uns manchmal auch. Ich glaube tatsächlich, der Herr Jano und ich sind auf einer Wellenlänge. Für uns spielt Humor einfach eine tragende Rolle. Des heißt nicht, dass wir alles immer nur flapsig und witzig und ohne Hintergrund machen. Wir überlegen uns viele Dinge tiefgründig im Vorfeld und versuchen, wie vorhin angesprochen, sehr viele Menschen im Vorfeld schon mitzunehmen.
Und dann bewahren wir uns auch den Humor im Alltag. Das funktioniert aber tatsächlich nur, weil wir von unserer Persönlichkeit einfach so gestrickt sind. Manchmal könnte einem das Lachen durchaus vergehen. Aber wir schaffen es wirklich jeden Tag mindestens einmal, aber eher zehnmal kräftig mit mehreren Personen gelacht zu haben.
SWR Aktuell: Schule verändert sich schon immer mit der Gesellschaft, in der sie stattfindet. Corona hat das enorm beschleunigt. Von jetzt auf gleich wurde Fernunterricht Thema. Jetzt kommt noch künstliche Intelligenz hinzu wie ChatGPT. Sogar Wissenschaftler sind damit oft überfordert. Wie gehen Sie damit in der Schule um?
Maier: Wir stecken noch in den Grundfesten der Digitalisierung fest. Wir werden gerade saniert und gewöhnen uns an die tollen neuen Smartboards. Wir haben immer mehr Klassen mit iPads. Das heißt, wir sind da auf einem ganz guten Weg. ChatGPT und die ganze künstliche Intelligenz hat bei uns noch keinen großen Stellenwert.
Aber es gibt natürlich immer wieder diese Unterrichtsstunden, wo man dann auch fragt: Was sagt denn eigentlich der Chat GPT dazu? Das wird mit Sicherheit in sehr, sehr kurzer Zeit eine aus meiner Sicht nicht abzusehende Rolle spielen. Selbst die Wissenschaftler wissen nicht, was da ganz konkret abläuft und wie es sich in wenigen Monaten darstellen wird. Aber wir sind offen dafür.
SWR Aktuell: Was sagen eigentlich Ihre Schülerinnen und Schüler, dass Ihre beiden "Chefs" jetzt in Berlin den Preis bekommen?
Maier: Diese Nominierung wurde hochgradig geheim gehalten. Wir erfuhren im März davon. Danach hieß es aber: Haltet bitte so lange wie möglich den Mund, damit es in der Schulgemeinschaft einen umso größeren "Bumms" gibt. Daran haben wir uns gehalten. Deswegen sind wir sehr gespannt, wenn wir dann morgen früh wieder unseren Dienst am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Rottweil antreten, wie die Resonanz sein wird.