Für Integration soll es im kommenden Jahr weniger Geld geben, konkret für die Sprachkurse. Schulen und Zugewanderte in Freiburg fragen sich, was das für sie bedeutet.
Für Sprach- und Integrationskurse wird im kommenden Jahr weniger Geld zur Verfügung stehen. Insbesondere die Finanzierung von speziellen Kursen für Jugendliche oder Frauen mit Kindern soll komplett gestrichen werden. Auch bei Fahrtkosten und Wiederholungsstunden soll gespart werden. Für Zugewanderte und Bildungsträger in Freiburg ist unklar, welche Kurse nächstes Jahr noch stattfinden können.
Spezielle Integrationskurse für Frauen und Eltern werden gestrichen
"50 Prozent weniger Geld für Integrationskurse": Das war der Plan der Ampelregierung fürs kommende Jahr. Im Haushaltsentwurf waren für die Kurse statt einer Milliarde nur noch 500 Millionen Euro eingeplant. Allerdings: Den Haushalt für das kommende Jahr hat der Bundestag noch nicht verabschiedet. Mit dem Ampel-Aus wird das auch nicht mehr passieren.
Träger und Verbände sind besorgt
Auch wenn in diesem Jahr keine Entscheidung zu der genauen Finanzierung mehr kommt: Sozialverbände und Bildungsträger sind beunruhigt. Insbesondere, seitdem die Regierung am 27. November eine neue Integrationskursverordnung beschlossen hat. Diese verspricht, dass die Kurse künftig effizienter werden und mehr "auf die individuellen Lernvoraussetzungen ausgerichtet" sein sollen. Gleichzeitig soll massiv gespart werden.
So sollen Kurse für spezielle Zielgruppen wie Jugendliche, Eltern oder Frauen sollen ab nächstem Mai nicht mehr finanziert werden. Der Freiburger Verein Südwind hat sich gerade auf solche Kurse für Frauen und Eltern spezialisiert. Die Leiterin des Fachbereichs Integration, Carmen Burger, äußerte sich bestürzt über die Entscheidung der Regierung.
Integrationskurse helfen Zugewanderten auf dem Arbeitsmarkt
Insbesondere diese Kurse für Gruppen wie Mütter seien wichtig, sagt Burger. Denn gerade Eltern müssten gut Deutsch lernen, um ihren Kindern die Integration zu erleichtern: "Das sind Menschen, die später eine Arbeit finden, und Eltern, die ihren Kindern Orientierung bieten können bei der Berufs- und Ausbildungswahl, weil sie das Schulsystem in Deutschland kennen."
Solche Elternsprachkurse gibt es auch im Mehrgenerationenhaus in Freiburg-Weingarten: Rund ein Dutzend Frauen sitzen hier im Klassenzimmer, auf dem Stundenplan steht zum Beispiel das Thema "Feiertage und Feste feiern". Die Teilnehmerinnen wollen Deutsch auf dem Niveau B1 lernen. Und damit besser in Deutschland ankommen.
Während des Unterrichts werden ihre Kinder in der Kita direkt nebenan betreut. Im Unterschied zu regulären Integrationskursen sind die Kurszeiten an die Schulferien angepasst. Die Teilnehmerinnen bekommen auch zusätzliche Unterrichtsstunden. Denn zu Hause ist das Lernen häufig neben Kinderbetreuung und Hausarbeit nicht möglich. Auch Nahid Farid aus Afghanistan besucht aktuell einen solchen Kurs. Sie ist seit etwas mehr als zwei Jahren in Deutschland. Der Kurs ist für sie optimal.
Für einen regulären Integrationskurs hätte die Mutter wahrscheinlich nicht genug Zeit.
Kritik an beschlossenen Änderungen bei Integrationskursen
Doch Nahid Farid könnte eine der letzten Teilnehmerinnen des Elternsprachkurses sein. Nach dem Beschluss auf Bundesebene versuchen Bildungsträger wie Südwind nun auszuloten, wie es weitergehen kann. Klar ist: Geld für zusätzliche Unterrichtsstunden und spezielle Anforderungen, etwa von Eltern, wird es vom Bund nicht mehr geben.
Auch in weiteren Bereichen soll gekürzt werden. Jugendintegrationskurse, bei denen Jugendliche und junge Erwachsene auf eine Ausbildung vorbereitet werden, sind nach der neuen Verordnung ebenfalls nicht mehr vorgesehen. Und: Wer die Prüfung im ersten Anlauf nicht schafft, kann anders als bisher keine Wiederholungsstunden mehr in Anspruch nehmen. Auch die Fahrtkosten sollen in Zukunft nicht mehr erstattet werden.
Der Deutsche Volkshochschulverband kritisiert die Änderungen scharf. Das Ziel, mehr Effizienz zu schaffen, sei nur vorgeschoben. "Der Staat spart also kurzfristig Geld, indem er Menschen, die langsamer lernen, praktisch vom Erwerb der für die Aufnahme einer Berufstätigkeit erforderlichen Mindestsprachkenntnisse ausschließt", heißt es in einer Stellungnahme. Tatsächlichen seien die Beschlüsse pädagogisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll.
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