Frauen aus dem Landkreis Waldshut lassen immer häufiger in der Schweiz entbinden. Das stellt das deutsche Klinikum Hochrhein vor finanzielle Schwierigkeiten.
Wer in Waldshut wohnt, kann auch im schweizerischen Leuggern entbinden. Immer mehr Frauen nehmen diese Möglichkeit in Anspruch, denn die meisten Versicherungen tragen die Kosten dafür. Das Klinikum Hochrhein auf der deutschen Seite der Landesgrenze gerät dadurch allerdings in finanzielle Schwierigkeiten.
Wirtschaftlichkeit von Geburtshilfen muss gegeben sein
Rund 1.000 Geburten pro Jahr sind nötig, um eine Geburtsstation wirtschaftlich zu führen. Am Klinikum Hochrhein im Landkreis Waldshut entbinden jährlich allerdings nur rund 650 Frauen. Durch die fehlenden Geburten entsteht ein finanzielles Defizit von zwei Millionen Euro, so das Klinikum. Die Kosten muss der Landkreis mit Steuergeldern abdecken. Eine Förderung des Landes von rund 100.000 Euro sei nur "ein Tropfen auf den heißen Stein“, heißt es im klinikeigenen Magazin.
SWR-Reporterin Andrea Worthmann hat sich in Kliniken umgehört und mit Frauen über ihre Erfahrungen gesprochen:
Gleiche Leistungen in beiden Geburtshilfen
Weil deutsche Krankenkassen die Kosten für Entbindungen in beiden Kliniken übernehmen, fällt die Wahl inzwischen immer häufiger auf das schweizerische Krankenhaus. Die Gründe dafür sind nicht offensichtlich, denn beide Kliniken bieten im selben Spektrum unterstützende Methoden bei der Geburt an. Die Schweizer Klinik registrierte letztes Jahr trotzdem bereits 326 Geburten von Frauen aus dem Landkreis Waldshut - mit steigender Tendenz. Die Versicherungsgelder fließen dabei in die Schweiz und fehlen dem Klinikum Hochrhein.
Dort kommen die meisten Frauen aus dem Landkreis Waldshut lediglich für Komplikationen und für die Nachsorge der Geburten in die gynäkologische Notfallambulanz - Leistungen, die wirtschaftlich allein jedoch nicht rentabel sind. Sollten die Fallzahlen in Waldshut weiter schwinden, steht die Zukunft der Geburtsstation auf dem Spiel, denn es gibt klare Vorgaben vom Gesetzgeber.