Hanf ist viel mehr als Cannabis. Der erste Hanfmarkt in Oberkirch zeigte am Wochenende, was man mit der vielseitigen Pflanze alles anstellen kann - und zog zahlreiche Neugierige an.
Nutzhanf ist nicht gleich Cannabis: Beim ersten Hanfmarkt auf dem Rathausplatz in Oberkirch (Ortenaukreis) haben Händlerinnen und Händler auf ganz unterschiedliche Weise gezeigt, wofür sie Hanf nutzen. Zahlreiche Fans der Pflanze, aber auch Neugierige kamen. Die Organisatoren vom Hanfverband Freiburg wollten Vorurteile abbauen und zeigen, dass man Hanf nicht nur zum Rauchen verwenden kann.
Die Idee zu dem Markt stammt aus dem Oberkircher Rathaus. Der neue Oberbürgermeister, Gregor Bühler (CDU), kam auf Aktivistinnen und Aktivisten zu mit der Frage: "Was kann man außer rauchen eigentlich alles mit Hanf machen?" Musik und Vorträge von Experten zu Themen wie Hanf als Medikament oder Baustoff ergänzten den Markt.
Kiffen auf dem Hanfmarkt verboten
Auf dem Markt selbst war es untersagt, einen Joint zu rauchen. "Wir wollen nicht, dass jemand ungewollt passiv rauchen muss und Kinder schützen", erklärt Manuel Wiegert. Er ist der Sprecher des Hanfverbands Freiburg. Wer Cannabis genießen wollte, konnte das im "Freche Hus" tun, direkt nebenan.
"Ich finde es korrekt, dass es in einem abgetrennten Bereich ist", sagt Stephan George. Er gehört zwar zu den Kritikern der Cannabis-Legalisierung, aber seine Neugierde habe ihn doch aus Köln her geführt, erzählt er.
Alles aus Hanf: Häuser, Kleidung, Getränke
Hanf lässt sich auf sehr unterschiedliche Weise nutzen: Zum Beispiel zum Häuser bauen, Pullover stricken oder als Kosmetiksubstanz. Und kosten kann man Hanf übrigens auch, ohne "high" zu werden. Der Schweizer Marcel Amann präsentierte in Oberkirch Kaffee und Spirituosen mit Hanfaroma.
Uwe und Sandra Bührer zeigten an ihrem Stand, wie vielseitig sich Hanffasern in der Industrie einsetzen lassen, etwa in Kunststoffen, Kleidung oder Baumaterialien. Die beiden freuten sich über die Aufmerksamkeit. Nach der Teillegalisierung von Cannabis fordert Uwe Bührer von der Politik nun auch neue Regelungen für Nutzhanf: "Wir haben durch die Legalisierung von Cannabis keinen Hype um Nutzhanf festgestellt - das wird staatlich strengstens reguliert und kontrolliert."
Familien, Jugendliche, Jung und Alt zog die berühmte Pflanze ins Renchtal - nicht nur die, die ohnehin Fans des Cannabiskonsums sind. Viele zeigten sich offen und interessiert und freuen sich über die etwas anderen Stände beim sogenannten Mantelsonntag. So nennen die Oberkircher den verkaufsoffenen Sonntag im Oktober, bei dem es traditionell Keramik, Handwerk, Antiquitäten oder Autos zu sehen gibt - und in diesem Jahr eben auch Hanf.
Erste deutsche Hanfkönigin gekrönt
Außerdem wurde in diesem Jahr zum ersten Mal auch eine deutsche Hanfkönigin im Kreise der Community gewählt. "Das ist der Start einer Tradition", glaubt Tobias Pietsch, als er Hanna Höller den Blumenstrauß und Bollenhut überreicht - aus Hanf natürlich. Ab nächstem Jahr sei der Verband offen für Bewerbungen.
Hanfkönigin Hanna Höller betreibt Hanfläden in Freiburg, Lörrach und Lahr und ist selbst mit einem Stand auf dem Markt vertreten. Sie berichtet von einer Art Goldgräberstimmung unter Hanfhändlern. "Alle Leute hatten Bock, Hanf anzubauen und sich auszuprobieren. Wir wurden regelrecht überrannt", sagt sie. Obwohl sie lange auf die Teillegalisierung gewartet hatte, sei diese für sie doch ziemlich plötzlich gekommen, sodass es zu Lieferengpässen gekommen sei.
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