Vorbild und wichtiger Ansprechpartner

Gelungene Integration in St. Blasien: Geflüchteter wird Heimleiter

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Autor/in
Petra Jehle

Hassan Aldib ist ein Beispiel für gelungene Integration. Der Syrer floh 2015 nach Deutschland. Jetzt leitet er Geflüchteten-Unterkünfte im Kreis Waldshut.

Hassan Aldib ist ein Beispiel dafür, wie Integration gelingen kann. Er floh 2015 vor dem Bürgerkrieg in Syrien. In Deutschland angekommen, wurde er in St. Blasien (Kreis Waldshut) in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht. Heute leitet er für den Landkreis Waldshut mehrere Unterkünfte. Für die Bewohner ist er ein Vorbild und für die Behörden ein wichtiger Ansprechpartner.

Seinen Arbeitstag beginnt Hassan Aldib in der Regel im Büro. Er liest seine E-Mails, spricht mit den Kollegen vom Sozialdienst und mit der Security. In den Gemeinschaftsunterkünften in Todtmoos und Wehr leben mehr als 160 geflüchtete Frauen, Kinder und Männer. Er leitet beide Unterkünfte und ist zudem für vier Unterkünfte in den Nachbarorten als Stellvertreter tätigt.

"Ich mag meine Arbeit sehr. Was meine Bewohner jetzt erleben, habe ich vor sieben Jahren selbst erlebt. Ich kenne alle Schwierigkeiten, auf die man hier trifft und ich weiß, wie man diese Schwierigkeiten lösen kann."

Wenn ein Herd kaputt geht, der Strom ausfällt oder das Internet streikt - bei kleinen Problemen repariert Hassan Aldib das schnell selbst. Bei größeren Reparaturen organisiert er einen Handwerker aus dem Ort. Einen großen Teil seiner Zeit ist er jedoch mit der Verwaltung beschäftigt.

Hassan Aldib erzählt seine Geschichte: vom Geflüchteten zum Heimleiter

Bürokratie ist für den studierten Wirtschaftswissenschaftler kein Problem

Anmeldungen ausfüllen, Anträge stellen, Rechnungen bezahlen - das hat er gelernt und er lobt die Abläufe, wie sie in Deutschland sind. Alles sei hier klar vorgegeben und geregelt, sagt er. Wenn man die entsprechenden Schritte einhalte, dann sei das alles gut zu schaffen, findet Hassan Aldip. Der Schlüssel für die Integration sei die Sprache, betont er immer wieder.

"Die Sprache ist der Schlüssel des Landes und ohne diese Sprache kann man nichts tun."

In Deutschland angekommen, hat Hassan Aldib deshalb sofort angefangen, die Sprache zu lernen und sich zu engagieren. Er hat andere Geflüchtete bei Behördengängen und zum Arzt begleitet. Er hat in St. Blasien im Kirchenchor gesungen und sich bei den Domkonzerten ehrenamtlich engagiert.

Hassan Aldib hat sich hochgearbeitet: Er hat als Putz- und Küchenhilfe angefangen, war Rezeptionist und Buchhalter für eine Hotelkette. Bis der Leiter des Heimes in St. Blasien ihm riet, sich auf eine freie Heimleiterstelle zu bewerben. Nun sind die beiden Kollegen.

Hassan Aldib erzählt seine Geschichte: vom Geflüchteten zum Heimleiter

Hassan Aldib ist nicht freiwillig aus Syrien weggegangen

Die Flucht mit dem Boot war schwierig und gefährlich, erzählt er. Der Bürgerkrieg habe ihn gezwungen zu gehen, sagt er. Seine ganze Familie ist noch immer dort. Aber Hassan Aldib bezeichnet nun St. Blasien als seine Heimat und er hat die Deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Hassan Aldib hat sich diesen Ort im Südschwarzwald damals nicht ausgesucht, aber er will keinesfalls zurück, versichert er. In Syrien gebe es keinen Respekt und keine Menschlichkeit mehr. Und er mag St. Blasien und die Menschen hier sehr, sagt er. Tatsächlich wird er überall wo er auftaucht wie ein Freund begrüßt. Er wolle nicht nochmal alle Freunde verlieren, wie damals 2015, sagt er mit traurigem Blick.

"Hier gibt es die Ruhe, die ich brauche und ich will die Leute, die ich hier kennengelernt habe, nicht wieder verlieren."

Zu den Leuten, die er hier in St. Blasien kennengelernt hat, gehört auch seine Frau Angel. Ihren eineinhalb Jahre alten Sohn haben sie Fabian getauft. Mit dem Namen wollen sie ihren Sohn vor Vorurteilen schützen.

Hassan Aldib erzählt seine Geschichte: vom Geflüchteten zum Heimleiter

Wenn Hassan Aldib seine Geschichte erzählt, wirkt er bescheiden und glücklich. Er hat in seiner neuen Heimat viel erreicht, aber einen großen Wunsch hat er noch: Er will seine und die Eltern seiner Frau wenigstens für einen kurzen Besuch nach St. Blasien holen. Die Großeltern sollen endlich ihren ersten Enkel, den kleinen Fabian, kennenlernen.

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