Lange wurde spekuliert, wie es für den ehemaligen Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, weitergeht. Einem Zeitungsbericht zufolge ist das nun geklärt.
Der ehemalige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, soll einem Medienbericht zufolge in sein Heimatbistum Freiburg zurückkehren, und zwar ohne Amt. In Rom gebe es keine neuen Aufgaben mehr für ihn, berichtete am Freitag die Zeitung "Welt". Papst Franziskus habe den 66-Jährigen angewiesen, Rom bis spätestens 1. Juli zu verlassen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur laufen Gespräche über den Wechsel, diese seien aber noch nicht abgeschlossen.
Entscheidung soll ein "Hin und Her" vorausgegangen sein
Die Entscheidung dazu sei schon im Mai bei einer Privataudienz gefallen, berichtet die "Welt" und beruft sich auf mehrere hochrangige Kirchenquellen. Der Entscheidung soll "ein mehrwöchiges Hin und Her" vorausgegangen sein. Gänswein soll verschiedene Aufgaben vorgeschlagen haben. Franziskus dagegen habe an eine Tätigkeit als Theologieprofessor gedacht. Ein Sprecher des Erzbistums Freiburg teilte auf Anfrage mit, die Bistumsleitung könne zu dem Bericht keine Stellung nehmen.
Gänswein - umstrittene Bekanntheit in der katholischen Kirche
Erst Mitte Mai hatte Gänswein im Freiburger Münster einen Gottesdienst geleitet. Seit dem Tod von Benedikt XVI. an Silvester 2022 hatte Gänswein darauf gewartet, dass ihm Papst Franziskus eine neue Aufgabe zuweist. Dreimal empfing er ihn zu einer offiziellen Privataudienz. Es gab Spekulationen über eine mögliche Versetzung als Vatikan-Botschafter nach Costa Rica oder darüber, dass Gänswein Erzbischof von Bamberg werden könnte. Der Bischofssitz dort ist nach dem Rücktritt von Ludwig Schick vakant.
Zuletzt war Gänswein aus dem Kloster "Mater ecclesiae" ausgezogen, in dem er zuvor mit dem emeritierten Papst gelebt hatte. "Wenn ich heute Abend nach Rom zurückfliege, werde ich zum ersten Mal in meiner neuen Wohnung übernachten", hatte Gänswein der dpa im März gesagt. "In Absprache mit Papst Franziskus habe ich diese bereits vor einigen Jahren erhalten, aber durch Corona ist zunächst nichts passiert. Nach und nach wurde sie dann hergerichtet. Nun kann ich einziehen. Es sind noch ein paar Sachen im Kloster, die hole ich dann noch. Aber es sind nur noch wenige Kleinigkeiten."
Gänswein ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Mit seiner Direktheit eckt er auch mal an. Schon vor der Veröffentlichung seines Buches über sein Leben mit dem Titel "Nichts als die Wahrheit" war er ein Medienstar: Er galt als George Clooney des Vatikans, die Designerin Donatella Versace ließ sich von ihm zu einer Männerkollektion inspirieren. Mit seinem Buch sorgte er für Aufsehen in der Kurie. Darin berichtet er über seine Enttäuschung, 2020 von Franziskus als Präfekt des päpstlichen Hauses beurlaubt worden zu sein. Zudem veröffentlichte er den Inhalt teils privater Briefe des Papstes.
Kindheit im Südschwarzwald
Als Modernisierer gilt Gänswein derweil nicht. Er hält etwa den Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland - Synodaler Weg genannt - für falsch.
Georg Gänswein wuchs als Sohn eines Schmieds als ältestes von fünf Geschwistern im Südschwarzwald auf. Nach dem Abitur auf einem Wirtschaftsgymnasium studierte er Theologie, unter anderem an der Jesuitenhochschule Gregoriana in Rom. Später wurde er Referent des damaligen Freiburger Erzbischofs und folgte schließlich dem Ruf nach Rom, wo er schließlich in Kardinals Ratzingers "Kongregation für die Glaubenslehre" arbeitete. Ab 2003 arbeitete er als Privatsekretär des späteren Papstes.
Mehr über Gänswein
Audio zur Sendung | 18.5.2023 Georg Gänswein | Erzbischof
Benedikt XVI. nannte ihn liebevoll "Don Giorgio" und machte ihn zu einem der mächtigsten Männer im Vatikan.