Schülerinnen und Schüler aus 132 Ländern

Die Welt zu Gast in Freiburg: United World College feiert 10-jähriges Bestehen

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Autor/in
Lukas Herzog
Lukas Herzog

Mit Menschen aus verschiedensten Ländern lernen und so die Welt ein Stück besser machen: Das ist die Idee des United World College. In Freiburg feiert es sein 10-jähriges Bestehen.

Seit zehn Jahren lernen in einem ehemaligen Kloster am Freiburger Stadtrand Schülerinnen und Schüler aus aller Welt mit- und voneinander. Das United World College, das weltweit 18 Ableger hat, möchte damit einen Beitrag zu Frieden und Nachhaltigkeit in der Welt leisten.

Kommunikation auf Englisch und auf Augenhöhe

Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler kommunizieren auf Englisch und auf Augenhöhe. Das Einkommen der Eltern soll keine Rolle spielen: Über 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler erhalten für die zwei Schuljahre am College ein Stipendium. So treffen Jugendliche mit unterschiedlichsten Hintergründen aufeinander, die sich sonst nie begegnet wären.

Das Gelände der United World College in Freiburg: Neben dem ehemaligen Kloster, das heut als Schule dient, stehen moderne Wohngebäude für die Schülerinnen und Schüler.
Das ehemalige Kloster auf dem Gelände des United World College in Freiburg dient heute als Schule. Daneben wurden moderne Wohngebäude für die Schülerinnen und Schüler errichtet.

Zentrale Ziele des United World College: Frieden und Nachhaltigkeit

Der Einsatz für Frieden und Nachhaltigkeit steht im Zentrum des Schulkonzepts. Das erste der insgesamt 18 United World Colleges wurden Mitte der 60er-Jahre vom Pädagogen Kurt Hahn in Wales, Großbritannien, gegründet. Unter dem Eindruck des Kalten Krieges wollte er mit dem College den verhärteten Fronten in der Welt etwas entgegensetzen. Seine Überzeugung: Menschen müssen sich kennen, um friedlich miteinander leben zu können.

Lena ist eine von aktuell rund 200 Schülerinnen und Schülern am Freiburger College. Sie stammt aus Frankreich und dem Senegal. Für sie ist das Besondere am College, dass Religion und Herkunft dort keine Rolle spielen. Stattdessen stehe die Gemeinsamkeit aller Jugendlichen im Vordergrund. Alle wollten die Welt positiv beeinflussen. "Ich denke, das ist noch schöner als die Vielfalt der Nationalitäten", sagt Lena.

Lena, eine Schülerin am United World College.
Lena stammt aus Frankreich und dem Senegal. Am United World College schätzt sie besonders, dass alle Jugendlichen ein gemeinsames Ziel haben: Sie wollen die Welt zum Positiven verändern.

Eine Familie aus 200 Schülerinnen und Schülern

Jolanda aus Deutschland hat am College einen Ort der Gemeinschaft gefunden. Der Fokus liege hier immer auf dem Menschen und nicht auf seiner Herkunft.

Am Ende sind gar nicht Religion oder die Länder das, was uns unterscheidet, sondern eher wer mit offenem Fenster schläft oder wer im Zimmer essen möchte oder in der Mensa.

Lucas aus Venezuela hingegen fiel der Start schwer: Es war nicht einfach, seine Heimat für zwei Jahre zu verlassen. Am College habe er aber Menschen gefunden, auf die er sich verlassen kann. "Man hat das Gefühl wie in einer Familie zu sein", sagt Lucas.

United World College: Aus Ländern werden Menschen

Möglichst vielfältig soll die Gruppe der Lernenden sein. Am College sollen sie aus ihrer eigenen Blase rauskommen, sich mit unterschiedlichen Meinungen auseinandersetzen und voneinander lernen. "Bevor die Schülerinnen und Schüler an das College kommen, ist ein Land nur ein Ort auf einer Karte. Hier wird der Ort eine Person", sagt die Rektorin des United World College Freiburg, Helen White. Genau darum gehe es: "Zu verstehen, dass wir alle Menschen sind".

Helen White, die Rektorin des United World College.
Helen White ist seit diesem Jahr Rektorin des United World College in Freiburg. Sie hofft, dass die Schülerinnen und Schüler zukünftig die Werte des Colleges "wie Wellen" in die Welt hinaus tragen.

Der Blick auf aktuelle Konflikte verändert sich

Henrieke, aktuell Schülerin am College, weiß von früheren Schülerinnen und Schülern, dass die Erfahrungen am College diese nachhaltig geprägt haben. Zum Beispiel nähmen sie Nachrichten nun anders wahr, weil sie Menschen persönlich kennen, die von Konflikten betroffen sind. "Natürlich nimmt dich das dann auch mit. Und dann möchtest du auch einen Unterschied machen. Weil du einfach all diese Leute kennst, weil das Freunde von dir sind", meint Henrieke. In zwei Schuljahren erlebe sie mehr, als andere in einem ganzen Leben.

Ein jugendlicher folgt interessiert dem Unterricht.
In den Klassenzimmern des United World College in Freiburg treffen Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt aufeinander. Das Einkommen der Eltern soll für den College-Besuch keine Rolle spielen.

Küchentisch oder UN: Die Botschaft zählt

In den vergangenen zehn Jahren wurden 886 Schülerinnen und Schüler aus 132 Ländern am College in Freiburg unterrichtet. Die Schulleiterin Helen White guckt mit Stolz auf diese zehn Jahre zurück. Wenn die Schülerinnen und Schüler nach zwei Jahren das College verlassen, sollen sie die Werte in die Welt tragen, die sie am College vermittelt bekommen haben. Ob das zu Hause am Küchentisch oder auf der großen politischen Bühne geschehe, sei zweitrangig.

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