Freiburg soll Schwammstadt werden. Die Idee: Grüne Flächen speichern Regenwasser und geben es bei Hitze wieder ab. Einer Initiative geht der Plan der Stadt aber nicht weit genug.
Hitze, Trockenheit und Starkregenereignisse nehmen zu - auch in Freiburg. Die selbsternannte "Green City" will mit dem "Schwammstadt-Konzept" weiter etwas dagegen tun. Bei großen Bauprojekten, auch schon etwa beim Stadtteil Vauban, baut die Stadt schon lange nach solchen Prinzipien. In zwei Wochen, am 19. März, stimmt der Gemeinderat aber über einen neuen Plan ab. Dieser geht einem Bündnis aus verschiedenen Umweltgruppen aus Freiburg aber nicht weit genug. Es fordert unter anderem mehr Tempo und lädt an diesem Dienstagabend zu einer Diskussion zum Thema in der katholischen Akademie ein.
Wie funktioniert die Schwammstadt? Und wodurch wird sie gebremst? Konkrete Beispiele gibt es in diesem SWR Aktuell TV-Beitrag:
Was braucht es, damit Freiburg Schwammstadt wird?
Die Idee von Stadt und Umweltgruppen ist eigentlich die gleiche. Die Stadt soll - wie ein Schwamm - den Regen aufnehmen. Das soll Überschwemmungen bei starkem Regen verhindern. Gleichzeitig kann das gespeicherte Wasser bei Trockenheit und Hitze wieder durch Verdunstung abgeben werden - die Stadt bleibt kühler. Dass dies alles wichtig ist, darin sind sich Fachleute, die Stadt Freiburg und das Bündnis, die Gruppierung regioWASSER e.V., einig.
Stadt will Konzept bei Bauarbeiten beachten
"In allen Neubaugebieten sind in den letzten Jahrzehnten bereits Schwammstadt-Elemente eingesetzt worden", sagt Susanne Knospe, Projektleiterin für das Klimaanpassungskonzept der Stadt Freiburg - genauso wird beim neuen Stadtteil Dietenbach so geplant. Damit bei allen anstehenden Baumaßnahmen - sei es für das Fernwärmenetz, für Radwege oder neue Häuser - aber immer das Konzept "Schwammstadt" mitgedacht wird, soll es künftig den "Klimaanpassungsplan für das Handlungsfeld Regenwasser" geben.
Der Plan, über den der Gemeinderat Mitte März abstimmt, bietet vor allem Grundlagen und mögliche Maßnahmen. Es ist außerdem vorab analysiert worden, wo Potential für weitere Anpassungen bestehen. Laut Knospe sind das zum Beispiel Industriegebiete, wo viel Fläche versiegelt ist und wo Bäume, Laubengänge oder neue Versickerungsflächen gegen Hitze helfen könnten.
Umweltgruppen: Flächen müssen entsiegelt werden
Das reicht nicht, findet das Bündnis aus Umweltgruppen. Es kritisiert, dass die Stadt nicht schnell genug handelt, und fordert mehr Tempo und mehr Verbindlichkeit.
Konkret propagieren die Verbände die "0,5 Prozent-Idee" aus der Schweiz. Heißt: Die Stadt soll sich verpflichten, jährlich 0,5 Prozent des öffentlichen Straßenraums zu entsiegeln und mit Bäumen zu bepflanzen. Somit würden die Maßnahmen messbar und transparent - und man würde Zeitvorgaben ins Konzept bringen. All das bringe nicht nur mehr Drive auf dem Weg zur Schwammstadt, sondern auch weitere Synergien, zum Beispiel mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität, mehr Verkehrswende, mehr urbane Artenvielfalt.
Niklas Geiler von regioWASSER kritisiert auch, dass Bäumepflanzen alleine nicht ausreiche - die Bäume müssten auch genügend Wasser abbekommen. Das sei oft nicht berücksichtigt worden. Die Folge: Die Bäume werden nicht alt. Da ohnehin die nächsten Jahre jährlich zehn Kilometer an Fernwärmeleitungen in Freiburg verlegt werden sollen, gäbe es für Entsiegelungsmaßnahmen sicherlich zahlreiche Gelegenheiten, sagt Geiler.
Stadt befürchtet Konflikte
Die Stadt befürchtet, dass eine Entsiegelung zu Konflikten führen könnte. Beispiel: Wenn eine Straße verkleinert wird, beschweren sich die, die dort mit Rädern oder Autos regelmäßig entlang fahren. Susanne Knospe, die Freiburger Projektleiterin für Klimaanpassungen, will darum insbesondere auf großen, freien Flächen, wie Schulhöfen oder Parks, dafür sorgen, dass Wasser versickern kann. Fest steht also: Freiburg soll langfristig eine Schwammstadt werden - der Weg dorthin ist aber lang.