Bei heißem Wetter können Fische im Wasser ersticken, weil sie zu wenig Sauerstoff bekommen. Das Problem betrifft Gemeinden und Fischzüchter. Einige haben bereits reagiert.
Bei heißem Wetter springen wir Menschen gerne zum Abkühlen ins Wasser. Doch für Fische kann das Wasser bei heißen Temperaturen zum Tod führen: Je wärmer das Wasser wird, desto weniger Sauerstoff enthält es. Fische können ersticken. Das ist zum Beispiel 2019 im Brandweiher in Märkt, einem Stadtteil von Weil am Rhein im Kreis Lörrach, passiert.
Großes Fischsterben 2019 im Brandweiher Märkt
Der Brandweiher in Märkt wirkt idyllisch, am Ufer wachsen Bäume und Schilf. Viele Menschen kommen in der Freizeit hier her, auf dem Platz daneben werden Feste gefeiert. Doch 2019 erlebten die Menschen dort eine böse Überraschung: Massenweise tote Fische trieben mit dem Bauch nach oben auf dem Wasser. Ortsvorsteher Stefan Hofmann erinnert sich noch gut: "Es sind Bürger auf mich zu gekommen, haben die Fische eingesammelt und sie mir hier ans nahe liegende Rathaus gebracht."
Der Brandweiher wurde damals an einer Stelle ausgebaggert, damit die Fische einen kühleren Ort mit mehr Sauerstoffgehalt haben. Denn durch das heiße Wetter hatte der Weiher damals zu wenig Sauerstoff. Gleichzeitig war der kleine See stark verschlammt und es gab wegen fehlender Fressfeinde zu viele Fische - beides führte dazu, dass die Tiere noch weniger Sauerstoff hatten.
Fische haben ein grundsätzliches Problem mit Klimawandel
Dabei brauchen Fische gerade bei warmen Temperaturen mehr Sauerstoff als sonst, sagt Dominik Geray, Fischereireferent vom Regierungspräsidium Freiburg: "Fische sind wechselwarme Tiere und können daher ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren." Das führt dazu, dass sie mehr Stoffwechselprozesse haben und dadurch mehr Sauerstoff brauchen.
Ab etwa 20 Grad Wassertemperatur wird es kritisch. Forellen sind dabei empfindlicher als etwa Karpfen, sagt Geray. Fische haben also ein grundsätzliches Problem, wenn es bei uns durch den Klimawandel immer wärmer und trockener wird - ob sie in Flüssen, Weihern oder Teichen einer Fischzucht leben.
Gefahr von Fischsterben betrifft auch Fischzüchter
Das Problem kennt inzwischen auch Forellenzüchter Marco Degen aus Efringen-Kirchen (Kreis Lörrach). In seinen Teichen leben rund 5.000 Forellen, Saiblinge und Karpfen. Vor dem Sommer hat er seinen Bestand etwas reduziert, aus Sorge vor einem Fischsterben.
Seit zehn Jahren hat Degen zwei Belüfter für seine Teiche und misst dort täglich Temperatur und Sauerstoffgehalt. Sind die Werte zu schlecht, schaltet er die Belüfter an. Die holen das kühlere Wasser vom Grund der Teiche nach oben. Außerdem hat Degen den Wasserzulauf zu seinen Teichen erhöht. Dadurch fällt das neue Wasser von oben in den Teich und bringt durch die Bewegung mehr Sauerstoff ins Wasser.
Sorgen um die Forellenzucht
Bisher hatte der Fischzüchter Glück, bei ihm sind noch keine Fische wegen der hohen Temperaturen gestorben. Doch er macht sich Sorgen wegen des Klimawandels: In den vergangenen zwei Jahren musste er fast täglich seine Teiche belüften. Das kostet ihn Zeit und Geld. Wenn die Wasserqualität schlechter werde und er den Fischen kein Wohlbefinden mehr garantieren könne, müsse er mit der Forellenzucht aufhören, sagt er.
Wie ist aktuell die Situation für Fische im Kreis Lörrach?
Im Kreis Lörrach sind laut dem Landratsamt in diesem Jahr noch keine Fische gestorben. Auch in den vergangenen Jahren habe es kein Fischsterben im Kreis Lörrach gegeben. Vereinzelt hätten Fischervereine bei kritischem Niedrigwasser künstlich aufgestaute Rückzugsräume für die Fische geschaffen.
Auch beim Brandweiher in Märkt sieht die Situation laut Ortsvorsteher Hofmann derzeit gut aus. Zumindest kommen keine Fische an die Oberfläche, um nach Luft zu schnappen, sagt er. Ergänzt aber auch: "Wir wissen nicht, wie die Situation morgen oder übermorgen aussieht." Deshalb bestehe weiter dringender Handlungsbedarf.
Wie sich Fischsterben in Zukunft verhindern lässt
Beispiel Märkt: Im Brandweiher schwimmen inzwischen Hechte, die als Fressfeinde dafür sorgen, dass es nicht wieder zu viele Fische werden. Außerdem sollen jetzt zwei Belüftungsanlagen in den Weiher eingebaut werden. Das größte Problem aber ist der Schlamm.
Am liebsten würde die Gemeinde den Weiher ausbaggern, doch der Schlamm ist mit dem Schadstoff PAK - kurz für Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe - belastet. Der Schadstoff hat sich laut der Stadt Weil am Rhein gebildet, weil viel Laub im Weiher liegt, das sich wegen dem fehlenden Sauerstoff nicht gut zersetzen kann. Ein Teufelskreis. Die sachgerechte Entsorgung des Schlamms würde viel Geld kosten - rund 200.000 Euro. Alternativ könnte ein Teil des Weihers abgetrennt werden - etwa durch eine Kiessperre. Der Schlamm würde dann in diesen Teil umgelagert werden. Eine Notlösung.
Experte: Klimawandel macht langfristige Lösungen bei Gewässern notwendig
Fischereireferent Geray vom Regierungspräsidium Freiburg rät zu langfristigen Lösungen. Etwa für mehr Schatten an Flüssen, Seen und Weihern zu sorgen. Dadurch erhitze sich das Wasser weniger. Weiter empfiehlt Geray, bei größeren Gewässern wie dem Hochrhein den Mündungsbereich von kleineren Gewässern auszubaggern. Denn deren Wasser hat meist eine geringere Temperatur. Wenn der Mündungsbereich tiefer ist, vermischt sich das kühlere Wasser nicht so schnell mit dem warmen und die Fische können sich dort bei großer Hitze zurückziehen.