Wegen schwieriger Marktbedingungen passt Freiburg die Vermarktungskriterien an. Neben dem Erbbaurecht sollen Grundstücke nun auch gekauft werden können.
Inklusiv, nachhaltig, sozial, innovativ: Für Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) soll Kleineschholz "ein ganz besonderes Wohnviertel" werden. Damit das auch bei gestiegenen Baukosten realisierbar bleibt, lockert die Stadt nun die Vorgaben für die Grundstücksfinanzierung. Statt alle Grundstücke im Erbrecht zu vergeben, können diese jetzt auch gekauft werden. Mit einem inflationsbereinigtem Rückkaufrecht in 99 Jahren will die Stadt die Kontrolle über die Flächen erhalten. Bei gleichen Bedingungen sollen Bewerbungen mit Erbkaufrecht aber vorgezogen werden. Mit dem neuen Konzept stelle sich Freiburg mutig den schwierigen Rahmenbedingungen im Bausektor entgegen, so Oberbürgermeister Martin Horn.
Die 50-Prozent Sozialquote bleibt erhalten
Mindestens die Hälfte der Mietswohnungen sollen weiterhin sozial gefördert sein. Allerdings sieht das neue Konzept die Definition von sozialem Wohnungsbau nicht mehr so streng. Stiftungen, kirchliche Einrichtungen oder Unternehmen können sich auch mit Konzepten bewerben, die günstigen Wohnraum, etwa für Mitarbeitende schaffen, die aber nicht staatlich gefördert sind. Insgesamt sollen mehr als 500 Wohnungen zwischen der Sundgauallee und der Lehener Straße ab Ende 2025 entstehen.
Freie Wähler und SPD begrüßen die Änderungen
Als positive "Rolle rückwärts mit Ansage" bezeichnen die Freien Wähler das neue Vermarktungskonzept. "Die jetzige Entscheidung, Grundstücke zu verkaufen und den 50:50 Beschluss quasi aufzuheben, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", findet der Fraktionsvorsitzende Johannes Gröger von den Freien Wählern. Auch die SPD-Fraktion freut sich über den pragmatischen Schritt. Jetzt müsse das Land die Fördertöpfe entsprechend füllen, damit die Bauwilligen auch anfangen können zu bauen, fordert Walter Krögner, wohnungspolitischer Sprecher der SPD.
Baubeginn ab Ende 2025 geplant
Über den Bebauungsplan und das Vermarktungskonzept soll der Gemeinderat am Ende des Jahres abstimmen. Mitte Dezember könnte dann schon der erste Spatenstich erfolgen. Der Baubeginn der ersten Gebäude ist frühstens Ende 2025 möglich.
Das Quartier Schildacker ist schon erfolgreich abgeschlossen
Während Kleineschholz und Dietenbach noch geplant werden, hat die Freiburger Stadtbau im Stadtteil Haslach auf dem Gelände einer Nachkriegssiedlung ein modernes, nachhaltiges Wohnquartier mit über 300 Neubauwohnungen und einem inklusiven Kindergarten entwickelt. In der sechsjährigen Bauzeit wurde die Wohnbaufläche von 7.000 auf ca 21.000 Quadratmeter verdreifacht. Gleichzeitig wurden die großzügigen Grünflächen erhalten und mit neuen Spielflächen erweitert. Die CO2 Emissionen wurden um 80 Prozent gesenkt. Für Freiburgs Oberbürgermeister Horn hat das Quartier Schildacker Modellcharakter für weitere Quartiersentwicklungen. Denn sechs Gebäude sind ausschließlich in Holzbauweise entstanden.
Bezahlbare Mietwohnungen in bauwirtschaftlich schwierigen Zeiten
Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag hat besonderen Wert darauf gelegt, bezahlbares Wohnen und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Es sei außergewöhnlich, dass es der Freiburger Stadtbau (FSB) gelungen sei, Mieten in Höhe von zwölf Euro pro Quadratmeter anzubieten. Außergewöhnlich sei zudem, dass 80 Prozent der Wohneinheiten öffentlich gefördert würden.
Alle Wohnungen sind barrierefrei erreichbar
Die technische Geschäftsführerin der FSB, Magdalena Szablewska, ist stolz auf alle Mitarbeitenden. Denn das Quartier Schildacker habe alle sozialen, ökologischen und ökonomischen Anforderungen erfüllt. Für die Quartiersentwicklung Schildacker wurde die Freiburger Stadtbau im Jahr 2022 von der Architektenkammer Baden-Württemberg mit dem Preis für "Beispielhaftes Bauen" ausgezeichnet.