In Freiburg wird am Samstag der Christopher Street Day zelebriert. Wegen seines Logos wird der Landesverband der Lesben und Schwulen nicht bei der Veranstaltung dabei sein.
Die Bollen auf dem Hut im Logo sind so bunt wie die Regenbogenfahne, aber die schwarz vermummte Person, die diesen Hut trägt, sorgt für Empörung. Der Landesverband der Lesben und Schwulen hat seine Teilnahme beim diesjährigen Freiburger CSD deshalb abgesagt, so wie auch die IG CSD Stuttgart. Die Vorstände beider Vereine sind "entsetzt, dass der CSD Freiburg das Logo der Antifaschistischen Aktion nutzt, um den CSD Freiburg zu bewerben und dieses in das eigene Logo integriert."
Regenbogenfamilie nicht offen für gewaltbereiten Linksradikalismus
Kerstin Rudat vom baden-württembergischen Vorstandsteam des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) war in den vergangenen Jahren zusammen mit der Initiative queerer Eltern immer in Freiburg mit dabei. Der LSVD stehe insbesondere in Baden Württemberg für Regenbogenfamilien und trete für Familienrechte und Kindeswohl ein, sagt sie. Das passe für sie aber nicht zum Logo mit der vermummten Person. "Wenn das Motiv der diesjährigen Kampagne des CSD Freiburg in die Nähe gerückt wird zu gewaltbereitem Linksradikalismus, dann können wir als familienorientierter Verband da leider nicht teilnehmen."
"100 Jahre CSD Freiburg": Achtung, Ironie!
Der CSD Freiburg kann die Kritik aus Stuttgart nicht verstehen. Schließlich sei das gesamte Logo "100 Jahre CSD in Freiburg" gespickt mit Ironie und Witz, da sich der CSD auf die Ausschreitungen in der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969 bezieht. Man habe es bewusst auch am 1. April veröffentlicht. Es solle zu Diskussionen anregen, etwa darüber, dass von mehr als zwei Dutzend Forderungen in den letzten 10 Jahren bis heute so gut wie keine erfüllt worden sei.
CSD Freiburg: Antifaschismus als "grundsolide Überzeugung"
Der Organisator des CSD Freiburg, Ronny Pfreundschuh, betont, dass für ihn Antifaschismus eine grundsolide Haltung ist, die nichts mit gewaltbereiten Steinewerfern zu tun habe. Vielmehr gehe es um eine bürgerliche Haltung für alle Menschen, die eine Rückkehr des Faschismus verhindern wollen. Er verweist auf Besorgnis erregende Entwicklungen für queere Menschen in Polen, Ungarn und Italien.
Lesben- und Schwulenverband stößt sich an Vermummung
Der Lesben- und Schwulenverband Baden-Württemberg stört sich an der Vermummung der Figur, das größte Problem hat er aber damit, dass das Logo der Antifa mit auf dem eigenen Kampagnen-Logo ist. Andererseits betont der Verband, dass er nichts gegen Antifaschismus oder eine linke Gesinnung habe. Im Gegenteil. Gerade jetzt brauche es auch in der queeren Community mehr Antifaschisten und Antifaschistinnen, die selbstbewusst auf die Straße gehen. "Aber Vermummung, eine Nähe zu gewaltbereiten Gruppierungen, die das Logo symbolisiert, und sich als Veranstalter gemein zu machen mit einer politischen Ideologie - das geht gar nicht", sagte Rudat.
Trotz der Absage aus Stuttgart werden in Freiburg Tausende erwartet
Der CSD Freiburg beginnt am Samstag um 14 Uhr auf dem Platz der alten Synagoge, dann zieht die Parade mit 14 Wagen durch die Innenstadt, vorbei am erzbischöflichen Ordinariat bis zum Platz vor dem Konzerthaus. Im vergangenen Jahr waren laut Veranstalter mindestens 15.000 Menschen beim CSD Freiburg auf den Straßen unterwegs. Von 13 Uhr bis ungefähr 18 Uhr können zwischen Stadttheater und Schwabentor sowie zwischen Europaplatz und Holzmarkt daher keine Straßenbahnen fahren.
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