KI-Innovation aus dem Schwarzwald

Freiburger KI-Startup "Black Forest Labs" legt Raketenstart hin

Stand
Autor/in
Florian Doetsch

"Black Forest Labs" hat einen Bildgenerator entwickelt, der mit den Großen mithält. US-Investoren stecken dutzende Millionen Dollar in die Firma. Doch es gab auch schon Kritik.

Im Bereich "Künstliche Intelligenz" gibt es in Deutschland bisher wenige internationale Big Player - besonders im Vergleich zu den USA. Das Freiburger Startup "Black Forest Labs" hingegen ist eines der aufstrebenden KI-Unternehmen und konnte bereits nach wenigen Monaten nicht nur viele Investoren aus den USA von sich überzeugen, sondern auch Elon Musk und seine Plattform "X".

Die Technik dahinter ist - wie so häufig bei künstlicher Intelligenz - komplex, dennoch ist das Produkt der Freiburger leicht zu erklären: Ihr KI-Modell "Flux" erstellt Bilder, die ziemlich realistisch aussehen. Teilweise fällt es auf den ersten Blick schwer, sie von echten Fotos zu unterscheiden. Mittlerweile nutzt auch die Social Media-Plattform "X" das Modell der Unternehmer aus dem Schwarzwald und integriert es im hauseigenen Chatbot "Grok".

Täuschend echte Bilder

Genau das macht das KI-Modell besonders gut. Sagt auch Professor Michael Beigl vom Karlsruher Institut für Technologie, die KI von "Black Forest Labs" "leistet Erstaunliches". Sie fantasiere weniger und setze Details besser um, als es Mitbewerber tun.

Michael Beigl, Karlsruher Institut für Technologie, im Video-Chat
Prof. Dr. Michael Beigl, Karlsruher Institut für Technologie

Das KI-Modell ist aber nicht nur für jene interessant, die mit der KI einfach ein bisschen spielen wollen, sondern richtet sich auch an Berufsgruppen wie zum Beispiel Grafikdesigner oder Marketing-Abteilungen. Diese können das Modell wiederum mit ihren eigenen Daten trainieren und "Flux" dann für ihre Zwecke nutzen und sich inspirieren lassen.

Ein wenig unter dem Radar: Die Gründer

So viel Aufmerksamkeit die KI erzeugt, so sehr halten sich die Gründer selbst im Hintergrund. Die Gründer - das sind Robin Rombach, Andreas Blattmann und Axel Sauer. Sie haben bereits gemeinsam in Heidelberg und auch in München studiert, zwei von ihnen beim Londoner Startup "Stability.AI" gearbeitet. Vor einigen Monaten haben sie dann das Unternehmen "Black Forest Labs" gegründet.

In der Öffentlichkeit sind sie kaum präsent, sprechen nicht oft mit Journalisten. Auch auf unsere Anfrage gab es keine Antwort. Vor Ort, in ihrem Büro in der Freiburger Innenstadt, konnten wir niemanden antreffen.

Wirtschafts- und Tech-Journalist Nicolas Killian konnte sie hingegen vor wenigen Monaten treffen und erzählt, wie die Gründer so drauf sind: Sie "sind Anfang 30, nette junge Männer, die sehr offen sind, die aus dem süddeutschen Raum kommen und auch ganz bewusst in Freiburg ihr Unternehmen gegründet haben." Killian betont, dass die drei "hochspezialisierte Forscher" seien und hebt hervor, dass sie das KI-Modell komplett selbst aufgebaut haben.

Nicolas Killian, Wirtschafts- und Techjournalist, im Video-Chat
Nicolas Killian, Wirtschafts- und Techjournalist

Freiburger OB: "Ein dickes Ausrufezeichen"

Zwar hat das Startup auch einen Firmensitz in den USA, macht aber die meiste Arbeit direkt in der Freiburger Innenstadt. Das gefällt auch dem Oberbürgermeister: Für die Stadt und dessen Startup-Förderung sei das Unternehmen "ein dickes Ausrufezeichen", sagt Oberbürgermeister Martin Horn.

Man sei "gespannt, wie sich dieses kleine junge, agile Unternehmen weiter verändern wird, weiterwachsen wird und was davon alles am Ende in Freiburg bleibt." Denn laut Horn spiele das große KI-Business in den USA.

Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos)
Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) über das erfolgreiche Startup in seiner Stadt


Erste Kritik nach "X"-Zusammenarbeit

Allerdings gab es in der Vergangenheit auch schon Kritik am Freiburger Startup und dessen KI-Modell. Denn manchmal spuckt das Modell Bilder aus, die ziemlich realistisch sind und zusätzlich noch einen fragwürdigen Inhalt darstellen - gewaltverherrlichende Bilder oder Politiker in merkwürdigen Kontexten. So zum Beispiel Donald Trump, der vor dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un kniet.

Ganz grundsätzlich kann das ein Problem sein, denn schon beim aktuellen technologischen Stand fällt es häufig schwer, zumindest auf den ersten Blick zwischen echten Bildern und KI-Fälschung zu unterscheiden. Die Gründer, die in einem ZEIT ONLINE-Interview darauf angesprochen wurden, sehen die Verantwortung hierfür nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei den Nutzern sowie den Plattformen - in diesem Fall bei "X".

Auch die Zusammenarbeit mit Elon Musk und der Social Media-Plattform "X" wird teils kritisch hinterfragt - Stichwort Desinformation. ZEIT ONLINE erzählten die "Black Forest Labs"-Gründer, dass sie die Entscheidung nicht über Nacht getroffen hätten. Man sei sich bewusst, dass die Plattform umstritten ist, dennoch sei sie für die Gründer vertretbar. Außerdem wollte man damit kein politisches Statement absetzen.

Das nächste Projekt: Ein Videogenerator

So oder so kommt das Produkt von "Black Forest Labs" gut an: Nicht nur bei Elon Musk, sondern auch bei Investoren aus den USA. So ergab die erste Finanzierungsrunde eine Summe von 31 Millionen US-Dollar, mittlerweile ist von weiteren 200 Millionen US-Dollar die Rede. Schon bald könnte das Startup eine Unternehmensbewertung von einer Milliarde US-Dollar erreichen. Das nächste Projekt ist ein KI-Videogenerator, den sie bereits auf ihrer Homepage ankündigen - mit einem alten Röhrenfernseher, der in einem Wald steht. Neben ihrem Namen wohl eine weitere Anspielung auf den Schwarzwald, dem sie sich offenbar noch immer sehr verbunden fühlen.

Ankündigung der generative Video-KI auf der Homepage der "Black Forest Labs"
Ankündigung der generativen Video-KI auf der Homepage der "Black Forest Labs"

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