Wegen des durchgehend nassen Wetters kämpfen besonders Biowinzer mit dem falschen Mehltau. Besonders betroffen sind die Ortenau und das Markgräflerland.
Gelb-braune Flecken auf den Blättern, verschrumpelte und abgefallene Trauben: "Wir waren die letzten sechs Wochen am Anschlag, was die Arbeitskraft angeht, aber auch was die Nerven angeht", erzählt Thomas Walz. Er leitet in Heitersheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) ein Weingut, und er ist Vizepräsident des Deutschen Weinbauverbands. Denn der falsche Mehltau breite sich wie eine Epidemie aus, sehr schnell und exponentiell.
Der Pilz kann zu hohen Ernteverlusten führen, wenn das Wetter feucht bleibt. Biowinzer wie Walz haben mit dem falschen Mehltau besonders zu kämpfen.
Beim Weingut Dr. Heger in Ihringen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) steigt gerade eine Drohne in die Luft. Sie spritzt die Reben in den Hanglagen - streng nach Bio-Vorgabe, denn das Weingut möchte das Bio-Label. Zugelassen ist ein kupferhaltiges Mittel. Das Problem: Es lässt sich leicht abwaschen. In normalen Jahren muss deshalb schon acht bis zehn Mal gespritzt werden. Das Team um Winzerin Rebecca Heger war dieses Jahr schon 15 Mal im Einsatz. Sie hatten überlegt, es mit dem Bioweinanbau doch zu lassen. Am Ende habe aber die Überzeugung überwogen, so Heger.
Pflanzenschutzmittel für Biobetriebe sind stark reglementiert
Eine Möglichkeit wäre das Pflanzenschutzmittel Kaliumphosponat. Doch seit die EU 2013 das Mittel für alle Betriebe erlaubt hat, dürfen Biobetriebe es nicht mehr nutzen. Dabei mache das Kaliumsalz die Blätter nur härter, sodass es der Pilz schwerer hat, in das Blatt einzudringen, so Walz. Zusammen mit dem Deutschen Weinbauverband fordert er eine Wiederzulassung des Pflanzenschutzmittels im Ökoweinbau. Gerade kleinere Weinbaubetriebe, die schon vor 25 Jahren auf Biobetrieb umstellten, bräuchten eine Änderung. "Die wollen nicht jedes Jahr Angst um ihre Weinreben haben", sagt der Biowinzer.
Das bestätigt auch Ökowinzerin Rebecca Heger in Ihringen. Es gebe Kollegen, die aus einem Feld auch mal gar nichts holen: Das gefährde am Ende auch die Existenz, mahnt sie.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten als Alternative?
Umweltschutzverbände wie der BUND setzen sich stattdessen für Alternativen ein, die ohne Pflanzenschutzmittel auskommen. Pilzwiderstandsfähige Rebsorten, sogenannte PIWIs, könnten mit dem falschen Mehltau deutlich besser klarkommen und müssten nur etwa zwei Mal im Jahr gespritzt werden, sagt Christoph Schramm, Agrar-Referent für Baden-Württemberg.
Thomas Walz hat in seinem Heitersheimer Weingebiet vor einigen Jahren ein Feld mit einer "PIWI"-Sorte gepflanzt. Doch die Rebsorte Regent biete nicht die gewünschte Qualität, und vor allem verkaufe sie sich zu schlecht. "Unsere Kunden sind die klassischen deutschen Rebsorten gewohnt und haben auch den Anspruch, diese weiterhin zu bekommen", erzählt Walz. Von der Rebsorte Regent werde er sich daher verabschieden und das Feld wieder frei machen für neue Reben. Aber er wolle eine neue "PIWI"-Sorte ausprobieren, fügt er hinzu.
Akzeptanz von widerstandsfähigen Rebsorten muss verbessert werden
"Die Winzer und die Genossenschaften müssten viel progressiver in die Vermarktung gehen", meint Christoph Schramm vom BUND. Wein, der nicht nur ein Genussmittel, sondern auch gut für die Umwelt sei, das sei doch ein gutes Kaufargument.
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