Was für ein Brot hat Jesus Christus eigentlich beim letzen Abendmahl gegessen? Das wollte Bäcker Matthias Schwehr wissen und fing an, zu recherchieren. Jetzt backt er den Laib Christi.
Bäckermeister Matthias Schwehr steht hinter der Ladentheke seiner Bäckerei in Endingen am Kaiserstuhl (Landkreis Emmendingen). In der Vitrine liegen süße Teilchen, Brötchen, Brezeln. Und auf der Theke: Das Brot Christi. Das nachgebackene Original. Ein solches Brot könnte Jesus Christus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl geteilt haben. Zumindest ist Matthias Schwehr davon überzeugt.
Das Meisterstück des Brotsommeliers
Der 53-Jährige ist Brotsommelier. Das Brot Christi ist sein Meisterstück, beziehungsweise die Abschlussprüfung seiner Ausbildung zum Sommelier. Auf die Idee für das Projekt kam Matthias Schwehr durch die Bibel selbst. Er sei stutzig geworden, weil das Wort "Brot" über 400 Mal im Heiligen Buch stehe, aber scheinbar niemand wisse, wie genau es gebacken wird. Denn in der Bibel stünde kein Rezept, erzählt Schwehr. Die wichtigste Info habe er schließlich beim letzten Abendmahl gefunden. Weil das am jüdischen Pessachfest stattfand, war eins klar: "Das Pessachfest ist das Fest der ungesäuerten Brote. Dann wusste ich, dass es ungesäuertes Brot sein muss, also Fladen."
Die Zutaten: Ein Kilogramm Mehl auf 570 ml Wasser. Etwas Salz. Nicht zu viel davon - Salz war kostbar vor 2.000 Jahren - Mehr braucht das Brot Christi nicht.
2000 Jahre altes Brot bei Ausgrabungen in Pompeji gefunden
Aus weiteren Texten konnte Matthias Schwehr schließlich Rückschlüsse auf die Form des Brotes ziehen. So sei bei Ausgrabungen in Pompeji gut erhaltenes Brot in einem Ofen gefunden worden. Es soll eine Form gehabt haben, wie sie vor 2.000 Jahren in Palästina üblich war. Ganz typisch: Das Loch in der Laibmitte – das sogenannte Opferloch. Damals wurde ein Teil des Teiges dem Brot als Opfergabe entnommen.
15 Minuten braucht das Brot heute im Ofen in der Backstube. Das sei früher natürlich anders gewesen. Die Menschen hätten damals den Teig in Palmenblätter gewickelt und in die Asche gesteckt, erzählt Schwehr.
Zu Besuch in der Backstube - den SWR1-Beitrag gibt es hier zum Nachhören:
Katholischer Pfarrer freut sich über das Brot Christi aus Endingen
Der örtliche Pfarrer Jürgen Schindler ist begeistert. Brot sei im christlichen und jüdischen Glauben mehr als nur ein Grundnahrungsmittel. Er habe schon Gruppen-Gottesdienste mit dem Brot gefeiert. Anders als die Oblate kann das Brot von Matthias Schwehr nicht schnell heruntergeschluckt werden, erzählt Schinder. Das gemeinsame Essen bei der Feier nehme dadurch einen anderen Raum ein: Es sei ursprünglicher.
Wohin mit den gesegneten Brotkrümeln?
Für größere Abendmalfeiern am Sonntag sei es allerdings nicht. Weil das Brot sehr trocken ist, müsse man dazu einen Schluck trinken, sagt Schindler. Dafür sei sonntags leider keine Zeit. Und da sei ja noch die Sache mit den Krümeln. Denn nach katholischem Verständnis wird bei der Eucharistiefeier das ganze Brot und damit auch die Brotkrümel vollständig und dauerhaft in den Leib und Blut Christi gewandelt. Damit ließe sich bei Gruppengottesdiensten gut umgehen, nicht aber bei großen Abendmahlfeiern.
Verkaufshoch zu Ostern
Und wie kommt das Brot bei den Kunden an? Ganz gut, sagt Matthias Schwehr. Jetzt in der Karwoche und zu Ostern sei das Brot natürlich besonders beliebt, sonst eher weniger. Ein Verkaufsschlagger sei es nicht. Aber: "Es hat noch keinen gegeben, dem es nicht geschmeckt hat", sagt Schwehr. Der Geschmack sei puristisch, pur.
Online vorbestellen: Brot Christi im digitalen Zeitalter
Der einzige Nachteil: Das ungesäuerte Brot wird schnell hart. Deswegen backt Matthias Schwehr das Brot Christi nur auf Vorbestellung - die Kundinnen und Kunden können es online bestellen. Der Laib Christi ist im digitalen Zeitalter angekommen.