Interview mit Leiter der Landesbergdirektion Axel Brasse

Tiefe Geothermie: "Bei uns bohrt niemand in das Kristallin hinein"

Stand
Autor/in
Christine Veenstra

Der Leiter der Landesbergdirektion spricht darüber, wie in Südbaden bei Geothermie-Bohrungen Erdbeben verhindert werden sollen und warum es Geothermie-Firmen bisher eher nach Mittel- und Nordbaden zieht.

SWR: Im Gebiet des Regierungspräsidiums Freiburg hat die Landesbergdirektion drei sogenannte Aufsuchungserlaubnisse für bestimmte Gebiete erteilt. Das scheint erstmal nicht viel. Dabei heißt es doch immer, der Oberrheingraben sei so attraktiv für Geothermie. Ist das in Südbaden gar nicht zutreffend, Herr Brasse?

Axel Brasse: Die Geologie in Baden ist etwas unterschiedlich – das heißt das Sedimentpaket oberhalb des sogenannten Kristallins (Anm. d. Red.: Grundgebirge) ist in Südbaden, in Mittelbaden und Nordbaden unterschiedlich dick. In Mittel- und Nordbaden ist es dicker, und wo es dicker ist, da kann man tiefer hineinbohren und erreicht höhere Temperaturen. Firmen, die Erdwärme verstromen wollen, die brauchen höhere Temperaturen. Die sind dann eher in Mittel- und in Nordbaden unterwegs.

SWR: Badenova hat im vergangenen Jahr in ihrem Konzessionsfeld westlich von Freiburg eine Art Ultraschall des Untergrunds gemacht, um potentielle Standorte für Geothermie-Projekte zu finden. Wie tief könnte denn in dort voraussichtlich gebohrt werden?

Brasse: Das wird die Auswertung der Messungen ergeben. Da kann ich jetzt nur ganz grob sagen, das dürfte in der Breisgauer Bucht im Bereich von 2000 Metern sein.

SWR: Ganz im Süden, in Basel und auch in Straßburg, wurde viel tiefer gebohrt - bis in das sogenannte Kristallin hinein. Daraufhin hat die Erde gebebt. Könnte so etwas auch bei uns passieren?

Brasse: Bei uns bohrt niemand in das Kristallin hinein. Das ist zunächst einmal ein ganz wichtiger Unterschied. Und wir haben auch eine 3D-Seismik als Grundlage für eine gute Planung, wohin man bohrt. Eine gute Lagerstätte für Geothermie macht erstens aus, dass sie die notwendige Wärme liefert. Aber man muss auch absehen können, dass sie möglichst wenig oder gar keine Erdbeben verursacht.  

SWR: Also so ein Projekt wie im elsässischen Vendenheim, wäre hier so nicht genehmigt worden?

Brasse: Die Bergbaubehörde in Baden-Württemberg, die ja im Regierungspräsidium Freiburg sitzt, hätte dieses Projekt in Vendenheim so, mit diesen Randbedingungen, nicht genehmigt.

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