In Endingen am Kaiserstuhl will eine Immobilienfirma ein Haus bauen. Doch dann stellt sich heraus: An der Stelle stand bereits ein Haus – vor 7.300 Jahren.
Um auf dem Grundstück bauen zu dürfen, bekam die Immobilienfirma die Auflage, vorher das Gelände archäologisch zu untersuchen. Dabei kam heraus: Vor rund 7.300 Jahren stand auf dem Gelände nahe des Bahnhofs im Endingen ein neolithisches Langhaus. Auch in der Bronzezeit siedelten dort Menschen. Die Grabungsfirma E&B Excav hat bei den Ausgrabungen Brunnen, Scherben und Gruben gefunden, die auf eine weitere Siedlung hindeuten.
Ausgrabungen sind nicht immer wie im Film
Dafür sitzen die Archäologen aber nicht wie im Film mit Pinsel und Tropenhut im Sand: "Die Werkzeuge, die wir benutzen, reichen von Bagger bis Kelle. Arbeiten mit einem Pinsel ergibt hier bei diesem Boden keinen Sinn," sagt Archäologe Benjamin Hamm, als er auf dem lehmigen, braunen Boden der Baustelle steht. Um ihn herum sieht man unterschiedlich tiefe Gruben im Boden. In einem Bereich von etwa 14 auf 18 Metern stand einmal in jeder dieser Gruben ein Pfosten des Langhauses.
Dorfgemeinschaft in der Jungsteinzeit
Bis zu 30 Bewohnerinnen und Bewohnern konnten in einem solchen Haus leben. Experimente der Forschenden haben ergeben, dass zwölf Personen nötig waren, um das Haus zu bauen. Daher geht man davon aus, dass sich schon damals soziale Strukturen gebildet haben und nicht nur einzelne Familien zusammengelebt haben. Wie heute auch, war das Haus in Schlafbereich, Speicher und Wohnzimmer aufgeteilt. Möglicherweise hatte es sogar einen zweiten Stock.
Steinzeitlicher Abfall: Heute interessant für die Forschung
Neben dem Langhaus wurden auch Brunnen, Vorratsgruben und Scherben aus der Bronzezeit gefunden. Vor allem die Speichergruben sind für die Archäologen interessant: "Die Bauern, die hier gelebt haben, haben die Speichergruben irgendwann aufgeschüttet: Mit Abfällen aber auch Keramik. Heute sind das für uns wertvolle Funde", erklärt Gertrud Kuhnle vom Landesamt für Denkmalpflege. Noch können die gefundenen Stücke nicht genau datiert werden. Naturwissenschaftliche Proben und Experimente sollen darüber bald Aufschluss geben.
Ab Oktober wird das Haus gebaut
Tausende Jahre nach der Siedlung aus der Bronzezeit wurde dann eine Metallverarbeitungsfirma auf dem Gelände ansässig: "Die Hallen der Firma hatten keinen Keller, weshalb die archäologischen Grabungen jetzt erst stattfinden. Danach kann der Bau aber normal weitergehen", berichtet Martina Müller von der Immobilienfirma, die jetzt mehrere Wohnhäuser auf dem Gelände baut. Voraussichtlich wird die Grabungsfirma Mitte Oktober ihre Arbeiten abschließen.