Die Stadt Kehl schlägt Ameisenalarm. Denn die krabbelnden Insekten haben sich in zwei Stadtteilen millionenfach vermehrt und inzwischen schon Stromausfälle ausgelöst. So reagieren einige Anwohnerinnen und Anwohner.
In Kehl (Ortenaukreis) sorgt zurzeit die nordafrikanische Ameisenart Tapinoma magnum für Strom- und Internetausfälle. In zwei Stadtteilen sind die Tiere, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammen, bereits im Herbst 2023 aufgefallen. Inzwischen haben sie sich explosionsartig vermehrt.
Kehls Oberbürgermeister Wolfram Britz (parteilos) hat sich eingeschaltet und bittet das Umweltministerium des Landes um Hilfe. Kommunen dürften nicht allein gelassen werden, teilte die Stadt Kehl mit.
Am Spielplatz fühlen sich die Ameisen besonders wohl
Der Ameisen-Hotspot ist auf einem Spielplatz im Kehler Stadtteil Marlen. Hier wimmeln Millionen Tiere unter den Steinplatten und graben sich unter den Sand. Aber auch in den Straßen und Vorgärten rund um den Spielplatz sind sie zu finden.
Silke Hermann wohnt direkt neben an. Vor ihrer Haustür sind die Ameisen auch schon angekommen sagt sie: "Bei uns (im Garten) ist es nur eine Stelle und ich hab sie auch nicht im Haus. Aber auf den Straßen und Gehwegen ist es schon extrem." Da werde alles kaputt gemacht von den Ameisen. Teilweise fallen auch Internetanschlüsse aus. "Ich denk mal, wenn man diese Tiere dann im Haus hat, dann ist es unangenehm. Weil die ja überall drangehen".
In allen Ecken und Zwischenräumen krabbelt es
Auf den ersten Blick wirkt der Stadtteil Marlen unauffällig. Erst beim genaueren Hinsehen wird deutlich: Zwischen den Gehwegplatten und in den Rissen auf der Straße leben Ameisenkolonien. Vor den Hauseingängen stapeln sich die Ameisenköder. Doch das lässt die Krabeltiere kalt - an jeden Zwischenraum, den sie finden können, bauen sie kleine Sandhäufchen. Dadruch lösen sich bereits Pflastersteine und Risse vergrößern sich.
Selbst einen Stromverteilerkasten haben sie eingenommen. Die Auffahrt nebenan ist auch komplett unterwandert, berichtet eine andere Anwohnerin. Wenn sie an einem Tag die Sandhaufen wegkehrt, seien sie am nächsten wieder da - ein endloses Unterfangen. Auch ihr heißes Kochwasser schüttet sie über die Nester - ohne wirklichen Erfolg. Die Tiere sind immer noch da, aber immerhin habe diese Vorgehensweise die Tiere dieses Jahr noch vom Haus ferngehalten.
Kehler Stadtverwaltung ist machtlos gegen die Superkolonie
Laut Kehler Stadtverwaltung gibt es hier auf einer Fläche von mehreren Hektar eine sogenannte Superkolonie mit Millionen von Tieren. Und es werden immer mehr. Der städtische Umweltbeauftragte, Gregor Kuschate hat bereits fünf mal einen Kammerjäger beauftragt. Mit einem Heißschaumverfahren habe dieser versucht der Lage Herr zu werden. Bislang vergebens.
"Es gibt bislang nichts, was gesichert gegen die invasive Ameise wirkt", sagt Gregor Kuschate. Das Bekämpfen allein einer Superkolonie könne die Stadt bei einem wöchentlichen Rhythmus mindestens 50.000 Euro kosten. Viel Geld für heißen Schaum, der vielleicht gar nichts bringt. Zwar habe sich das Verfahren bei einer Invasion derselben Ameisenart in der Schweiz bewährt, die Anwohner in Marlen spüren bisher jedoch keine Verbesserung. Eine andere Lösung gibt es bisher nicht.
Kehls Oberbürgermeister Wolfram Britz hat bereits an höherer Stelle beim Umweltministerium, Regierungspräsidium und beim Landsratsamt um Hilfe gebeten. Bisher auch erfolglos. Er wünscht sich eine überregionale Zusammenarbeit mit wissenschaftlicher Begleitung.
Herkunft der Ameisen ist ungeklärt
Wie die Ameisen in die Kehler Stadtteile Marlen und Neumühl gekommen sind - darüber kann Britz nur Vermutungen anstellen. Die schwarze Ameisenart Tapinoma magnum ist jedoch nicht die erste invasive Tierart, die die Kommune in Atem hält.
Nach streng geschützen Meeresschildkröten im Altrhein und der Tigermücke reihen sich die Ameisenkolonien in die Liste der ungelösten Probleme der Stadtverwaltung ein.