Stolpersteine sollen an Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Seit genau 20 Jahren sind sie auch ein Teil der Stuttgarter Straßen.
Die ersten Stuttgarter Stolpersteine wurden im Oktober 2003 verlegt. Sie liegen in der Landhausstraße und erinnern an die Arztfamilie Holzinger. Während ihre Kinder damals noch fliehen konnten, hielten die Eltern dem dauerhaften Verfolgungsdruck nicht stand und begingen Suizid. 20 Jahre nachdem die Steine für Familie Holzinger verlegt wurden, gibt es in Stuttgart etwa 1.000 Stolpersteine.
"Lebensthema" Stolpersteine
Das ist auch Gudrun Greth zu verdanken. Fast ein Drittel ihres Lebens beschäftigt sie sich schon als aktives Mitglied in der Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost. Stolpersteine seien für sie längst zum "Lebensthema" geworden.
Gudrun Greth begleitet Überlebende
In unterschiedlichsten Archiven sucht die 66-Jährige nach Geschichten, verlegt Steine und putzt diese. Ihr Ziel ist es, "all die Menschen, die aus den Stadtteilen vertrieben oder ermordet wurden, wieder sichtbar und hörbar zu machen". Insbesondere, weil Greth seit Jahren eine Überlebende begleitet, sei das Thema tagtäglich um sie.
Fokus auf junge Menschen
Diesen Gedanken soll laut Greth jeder junge Mensch weitertragen, um einen guten Umgang miteinander zu ermöglichen. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, dass die Jugend zum Nachdenken angestoßen wird. "Wir merken, dass wenn die Stolpersteine geputzt werden, auch bei jungen Menschen viel Besinnung stattfindet. Man begegnet den Menschen dabei nochmal ganz anders."
Künstler entscheidet, wer einen Stein bekommt
Stolpersteine sind das Werk des Künstler Gunter Demnig. Die knapp 10x10x10 cm großen Pflastersteine werden an der Oberseite von einer Messingplatte geschmückt. Darin sind Namen, Geburtsdaten und das Schicksal der Opfer eingraviert. Wer an solch einem Stein vorbeikommt, soll gedanklich darüber stolpern und zum Nachdenken angeregt werden.
Demnig hat die Kriterien festgelegt, wem ein Stolperstein zusteht. Darunter fallen in erster Linie Mordopfer des Faschismus, aber auch Überlebende der betroffenen Familien. Schließlich sollen in dem Projekt keine Familien auseinandergerissen werden. Auch Jahre nachdem die ersten Stolpersteine verlegt wurden, wird in Stuttgart noch nach weiteren Opfergeschichten gesucht.
Stolpersteine und NS-Zeit
Zeitgenossen Gunter Demnig: „Stolpersteine sind eine Verneigung vor den Opfern“
Gunter Demnig arbeitet seit etwa einem halben Jahrhundert als Künstler, doch bekannt ist er nur für ein einziges Werk: Die „Stolpersteine“ zur Erinnerung an NS-Opfer in Europa, das wohl größte dezentrale Mahnmal der Welt.