Drei Wochen stand der Zirkus bei Denkendorf. Und das, obwohl das Landratsamt den Zirkus aufgefordert hatte, die Wiese aus Naturschutzgründen zu verlassen. Das Gastspiel war verlustreich.
Nachdem der Zirkus Weisheit drei Wochen bei Denkendorf (Kreis Esslingen) gastierte, hat er am Montag die Zelte abgebrochen und ist weiter gereist. Zurück bleibt eine Wiese, die eigentlich zum Landschaftsschutzgebiet gehört und die Frage, ob ein Schaden entstanden ist. Das Landratsamt hatte ein Zwangsgeld von 12.000 Euro festgesetzt. Aber auch der Schaden für den Zirkus ist deutlich: Nur 1.000 Euro haben die Zirkusleute in den drei Wochen eingenommen.
Am Ende bleibt ein dickes Minus, sagt der Seniorchef des Zirkus Manuel Weisheit dem SWR:
Zirkus geht mit Minus-Geschäft
Die Stimmung ist ruhig auf der Wiese bei Denkendorf. Konzentriert wird abgebaut, nicht viele Worte werden verloren. Das große Zirkuszelt ist schon weg. Die Stimmung: gedrückt. "Die letzten drei Wochen waren schrecklich", erzählt Manuel Weisheit. Denn die Auseinandersetzung mit dem Landratsamt Esslingen, weil der Zirkus im Landschaftsschutzgebiet steht, hat nicht nur Frust, sondern vor allem ein finanzielles Loch hinterlassen.
"Wir haben 1.000 Euro verdient in den drei Wochen", erklärt Manuel Weisheit, der Seniorchef des Zirkus. Zuvor hatte man 15.000 Euro nur für die Werbung im Kreis Esslingen ausgegeben. Doch dann hatten die Behörden in der Gemeinde verkündet, dass der Zirkus nicht auftreten dürfe. Die Folge: viel weniger Gäste als normalerweise - durch die Negativschlagzeilen, glaubt Weisheit. "Gestern zur letzten Vorstellung waren 12 Besucherinnen und Besucher da." Das Zelt hat Platz für 500 Besucher. "So etwas habe ich noch nicht erlebt."
Ärger im Unteren Körschtal Hohe Geldstrafe: Zirkus gastiert im Landschaftsschutzgebiet
Für den "Circus Weisheit" wird das Gastspiel bei Denkendorf zum Albtraum. Denn das Landratsamt Esslingen drängt auf einen Umzug und verhängt Geldstrafen - zum Schutz der Natur.
Hätten Freunde des Zirkus nicht den Sprit für die Fahrzeuge gespendet, hätte der Zirkus am Montag nicht mal weiter ziehen können. Zum Zirkus gehören auch die vier Söhne, sieben Töchter und 21 Enkelkinder von Manuel Weisheit. "Und mein Sohn hat sich gestern Nacht beim Abbau auch noch das Bein gebrochen." Den Aufenthalt in Denkendorf wird die Familie wohl nicht so schnell vergessen.
Warum ist der Zirkus auf der Wiese geblieben?
Voraus ging seit Ankunft des Zirkus in Denkendorf Streit um den Platz, auf dem der Zirkus gastiert. Das Landratsamt hatte dem Zirkus einen alternativen Stellplatz angeboten. "Das war ein Acker", erklärt Weisheit. Zuvor hatte es tagelang geregnet. "Da hätte keine Verankerung gehalten und das Zelt hätte nicht sicher stehen können." Aber warum ist man nicht einfach weitergezogen? Manuel Weisheit lacht verbittert: "Wir brauchen ja eigentlich das Geld von den Vorstellungen, um weiterziehen zu können. Dass so wenige kommen würden nach der Auseinandersetzung, damit hatten wir nicht gerechnet."
Vor Ankunft sei alles wie üblich nach den geltenden Vorgaben erledigt worden. Es gab einen schriftlichen Vertrag sowohl mit dem Pächter wie auch mit dem Eigentümer der Wiese. Der Veranstaltungsort sei auch bereits Wochen im Voraus beim Ordnungsamt angemeldet gewesen. Erst am Tag, als aufgebaut wurde, sei das Landratsamt auf den Zirkus zugekommen, so Manuel Weisheit.
Ist ein Schaden an der Natur in Denkendorf entstanden?
Klar ist: Die Wiese ist wieder frei. Wo das große Zirkuszelt gestanden hat, ist deutlich zu erkennen: Das Gras ist vergilbt und niedergetreten. Bereits am Montagmorgen waren Vertreter vom Landratsamt vor Ort und haben eine erste Schadensbegutachtung vorgenommen. "Schäden wurden insbesondere an der Vegetation, der Grasnarbe und durch Fahrspuren in der Wiese festgestellt", teilte das Landratsamt dem SWR mit. "Ferner kam es in dem betroffenen Bereich zu Bodenverdichtungen." Zur Behebung der Schäden müsste die Fläche zunächst eingeebnet und mit einer angepassten Saatgutmischung neu eingesät werden. Ob für die Wiederherstellung allerdings der Zirkus, der Eigentümer oder der Pächter der Wiese zuständig ist, müsse geprüft werden.
Müssen die 12.000 Euro Zwangsgeld gezahlt werden?
Immerhin eine gute Nachricht dürfte es für den Zirkus noch geben. Die festgesetzten 12.000 Euro Zwangsgeld werden wohl nicht vollstreckt. Denn nachdem der Zirkus die Fläche geräumt hat, sei der sogenannte Beitreibungsgrund entfallen, erklärt das Landratsamt auf SWR-Anfrage. Man prüfe unabhängig davon, ob ein Bußgeldverfahren eingeleitet wird.
Der Zirkus Weisheit ist weitergezogen nach Horb am Neckar (Kreis Freudenstadt). Manuel Weisheit hofft dort auf mehr Besucher und höhere Einnahmen als in Denkendorf.