Mehr Platz für Kinder, weniger Autoverkehr und Sitzmöglichkeiten an der Straße - in Stuttgart ist der erste sogenannte Superblock offiziell eröffnet worden. Was steckt dahinter?
In Stuttgart gibt es seit Dienstag einen ersten sogenannten Superblock. Dabei handelt es sich um einen Verkehrsversuch, der nicht das Reinfahren ins Quartier verhindert, dafür aber den Durchgangsverkehr reduzieren soll. Gleichzeitig soll mit Sitzmöglichkeiten an der Straße, Bäumen am Straßenrand sowie Stellplätzen für Fahrräder und Lastenräder das Wohnen und Leben in dem Quartier mit seinen rund 700 Haushalten attraktiver gemacht werden.
Superblock in Stuttgart: Das Viertel wird nicht autofrei
Die Straße ist unterbrochen durch Poller und Diagonalsperren, Bäume in Pflanzkübeln stehen am Straßenrand, Sitzgelegenheiten sollen zum Ausruhen und Nachbarn treffen einladen. Das Ziel des Superblocks im Stuttgarter Westens ist es, mehr Lebensqualität in die Stadt zu bringen.
Die Anfahrt zu den Wohnungen, den Läden, den Büros, Praxen und Tiefgaragen ist weiterhin möglich. Menschen sollen mobil und das Viertel erreichbar bleiben. 17 der 750 Parkplätze fallen nach Angaben der Quartierswerkstatt Augustenstraße e.V. weg. Es gilt weiterhin ein Tempo von maximal 30 Kilometern pro Stunde.
Idee aus Barcelona
Der Begriff Superblock ist die sinngemäße Übersetzung des katalanischen Begriffs "Superilles". Barcelona war die erste Stadt, die Superblocks eingerichtet hat, um in dicht bebauten Vierteln den Verkehr neu zu organisieren und so die Lärm- und Schadstoffbelastung zu verringern.
Die Idee zum Superblock im Stuttgarter Westen kam von Anwohnerinnen und Anwohnern. Sie sind auf die Stadtverwaltung zugegangen und haben so den nun gestarteten Verkehrsversuch angestoßen. Das neue Verkehrskonzept im Stuttgarter Westen umfasst insgesamt zehn Wohnblocks.
Superblocks in anderen Städten - Verkehrsversuch läuft bis Herbst 2025
Auch in anderen deutschen Großstädten gibt es Verkehrsversuche, die in eine ähnliche Richtung gehen. In Berlin, Hamburg und Leipzig beispielsweise wurden Straßen beruhigt. Die bisherigen Erfahrungen sind unterschiedlich. Teilweise sind die Versuche aufgrund mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung gescheitert.
Es ist ein Versuch, der auf anderthalb Jahre angelegt ist. Deshalb wachsen die Bäume beispielsweise in Kübeln und sind nicht direkt in die Erde gepflanzt. Es geht darum zu testen, ob die Aufenthaltsqualität im Quartier gesteigert werden kann. Wie die Stadt Stuttgart dem SWR mitgeteilt hat, liegen die Kosten für das Verkehrsprojekt in einem sechsstelligen Bereich. Bis Herbst 2025 bleibt die Augustenstraße ein Superblock. Dann wird entschieden, wie es weitergeht.