Die Zahl an E-Scooter-Unfällen ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Stuttgart verzeichnet mit rund 100 Unfällen die meisten im Land. Die Sicherheit könnte höher sein, meint der ADAC.
Um rund 30 Prozent sind die Unfallzahlen im ersten Halbjahr 2024 mit E-Scootern im Vergleich zum Vorjahr in Baden-Württemberg angestiegen. Mit etwa 100 Unfällen, darunter einem tödlichen, verzeichnet die Stadt Stuttgart die meisten Unfälle im Landesvergleich. Laut dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) Württemberg läge das daran, dass vor allem in Großstädten mehr E-Scooter genutzt werden und es mehr Verkehr mit unterschiedlichen Fahrzeugen gebe. Der ADAC sieht aber Verbesserungspotenzial für mehr Sicherheit.
ADAC: E-Scooter-Fahrer müssen besser aufgeklärt und informiert werden
Aus den Zahlen geht hervor, dass die meisten Unfälle durch Eigenverschulden passieren. Ganz vorne sieht der ADAC Alkoholeinflüsse als Unfallursache. Viele der Menschen wüssten nicht, dass es eine Promillegrenze von 0,5 gebe. Man müsse die Nutzer und Nutzerinnen besser aufklären und informieren. Auch die Leihanbieter ziehe der ADAC mit in die Verantwortung dafür zu sorgen, dass Nutzer und Nutzerinnen zum Beispiel vor Fahrtbeginn in der App erst mal ein Video mit Regeln anschauen müssen.
Das gilt für E-Scooter in Stuttgart
Der Stuttgarter Gemeinderat hat im vergangenen Sommer beschlossen, die Anzahl der Fahrzeuge pro Anbieter auf 1.500 Scooter zu reduzieren. Zusammen mit anderen Maßnahmen soll so verhindert werden, dass die Stadt mit E-Scootern überfüllt sei, so die Stadt Stuttgart im April. Auch das Abstellen der Fahrzeuge soll mit Hilfe von Abstellzonen geregelter laufen. Überprüft wird das durch ein Foto, das der Nutzer oder die Nutzerin nach dem Abstellen in der App des jeweiligen Anbieters hochladen muss. In Stuttgart würden diese Abstellflächen bereits gut genutzt, so die Stadt.
Stuttgart: E-Scooter-Routen und mehr Abstellzonen sollen kommen
Maßnahmen wie die Reduzierung der Zahl der E-Scooter im Stadtgebiet hätten bereits Wirkung gezeigt. Angesichts der sehr hohen Nutzungszahlen sei die Unfallquote sehr gering, so die Stadt. Dennoch soll die Verkehrsinfrastruktur weiter angepasst werden, zum Beispiel mit durchgängigen E-Scooter-Routen, Umleitungsstrecken und der Ausweitung von Abstellzonen, so die Stadt Stuttgart.
Auch das Bundesverkehrsministerium schlägt nun in einem Entwurf vor, verpflichtende Blinksignale und die Öffnung von Gehwegen und Fußgängerzonen umsetzen, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Am Ende entscheiden darüber aber die Kommunen. Die Stadt Stuttgart stimmt sich derzeit darüber mit beteiligten Fachämtern ab.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) würde E-Scooter aber am liebsten aus Fußgängerzonen verbannen. Damit widerspricht er Plänen aus dem Bundesverkehrsministerium, die Elektroroller weitgehend Fahrrädern gleichzustellen. "Wir haben heute schon oft schwierige Situationen in den Fußgängerzonen, insbesondere wenn der Verkehrsraum insgesamt eng ist. Wenn jetzt noch E-Scooter durchflitzen, dann glaube ich nicht, dass das besser wird. Das ist keine gute Idee, die der Bundesverkehrsminister hier hat, eher eine Schnapsidee", sagte er in Heilbronn. Die Stadt Heilbronn hatte ihre Fußgängerzone versuchsweise für E-Scooter geöffnet.
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Die Zahl der Unfälle mit E-Rollern nimmt immer weiter zu. Tödliche Unfälle sind zwar selten, aber es gibt immer mehr Verletzte. Die Bundesregierung plant neue Regeln.
ADAC sieht Problem in fehlendem Opferschutz
Neben geplanten Regelungen, um Unfallzahlen zu minimieren, sieht der ADAC ein zentrales Problem unberücksichtigt: Rechtlich ist es so, dass wenn jemand durch einen E-Scooter zu Schaden kommt, der Geschädigte dem E-Scooter-Fahrer ein persönliches Verschulden nachweisen muss. Nur dann kann er von einer Versicherung einen Schadenersatz erhalten. Dies müsse dahingehend geändert werden, dass der Halter oder die entsprechende Leihfirma durch die Haftpflichtversicherung eine Entschädigung an den Geschädigten leisten müsse, so der ADAC.
Das tun E-Scooter-Anbieter für mehr Sicherheit
Nach eigenen Angaben setzt beispielsweise der Anbieters Voi Technology Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit ein. Dazu zählen ein Reaktionstest gegen Drogen- und Trunkenheitsfahrten, ein Sicherheits-Onboarding vor der ersten Fahrt und ein Anfänger-Modus mit reduzierter Geschwindigkeit. Außerdem weist das Unternehmen darauf hin, die Unfallzahlen im Kontext mit den Nutzerzahlen zu sehen. Seit Jahren steigen die Nutzerzahlen, und somit komme es auch dazu, dass die Zahlen der Unfälle ansteigen. Gemessen an der Nachfrage werde deutlich, dass es eine Abnahme der schweren und fatalen Unfälle gebe, so Voi Technology. Die Zahl der E-Scooter-Fahrten wachse demnach also mehr als die Zahl der Unfälle.
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