Eine Gewaltambulanz am Klinikum Stuttgart bietet Menschen, die Gewalt erfahren haben, künftig einen Anlaufpunkt. Rechtsmedizinerinnen und -mediziner beraten und untersuchen Betroffene.
Misshandlung oder Missbrauch von Kindern, sexuelle oder häusliche Gewalt – wer davon betroffen ist, findet künftig in der Gewaltambulanz am Klinikum Stuttgart Hilfe. Direkt neben der Notaufnahme werden dort die Opfer kostenlos und auch ohne juristisches Verfahren von Rechtsmedizinerinnen und -medizinern untersucht, betreut und beraten. Das Angebot steht Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder finanzieller Situation offen.
Insgesamt vier Fachleute sollen den Opfern künftig zur Seite stehen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist dabei auch die Beweissicherung an Körper und Kleidung sowie die Dokumentation von Gewalterfahrungen. Das Team ist auch mobil unterwegs, es besucht Gefängnisse, Jugendheime und Ärzte, wenn es einen Verdacht gibt und man sich an sie wendet.
Kooperation des Klinikums Stuttgart mit der Uni Heidelberg
Die neu eröffnete Gewaltambulanz ist eine Kooperation zwischen dem Klinikum Stuttgart und dem Universitätsklinikum Heidelberg. In Heidelberg werden bereits seit längerem Gewaltopfer betreut. Dort kommen im Schnitt fast genauso viele Männer wie Frauen. Die Anbindung an die Notaufnahme gibt den Ärzten die Möglichkeit, in Verdachtsfällen gleich fachlichen Beistand bieten zu können.
Land unterstützt Betrieb der Gewaltambulanz Stuttgart
Das Land unterstützt den Betrieb der Einrichtung mit jährlich 400.000 Euro. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) erinnerte zur Eröffnung der Ambulanz daran, dass in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben physische oder sexualisierte Gewalt erlebe.
Deshalb brauche es die Ambulanzen: "Betroffene Opfer können in Ruhe und mit zeitlichem Abstand zur Tat entscheiden, ob sie Anzeige erstatten wollen, ohne dass die Beweise für die Tat verloren gehen", so Lucha.