Marius Lichtl, Student Luft- und Raumfahrt

Teurer Studienalltag

Inflation: Auch Studierende klagen über höhere Kosten

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Marius Lichtl, 27 Jahre, studiert Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart. Wegen des Studiums ist er in die Landeshauptstadt gekommen. Doch hier wird das Studentenleben zunehmend teuer.

Die Inflation bekommen alle zu spüren - auch die Studierenden. Einer von ihnen ist Marius Lichtl. Der Student der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart erzählt, dass er schon allein beim Einkaufen die hohen Preise spüre. Der Döner oder die Pizza nach der Uni seien inzwischen doppelt so teuer. Auch das Essen in der Mensa und der Pflichtbeitrag für das Studierendenwerk wird deutlich angehoben. Noch geht es ihm gut, aber Lichtl macht sich Sorgen vor dem, was kommt. Von der Politik und ihrem Umgang mit den Studierenden ist er enttäuscht.

Marius Lichtl, Student Luft- und Raumfahrt
Marius Lichtl (rechts) studiert Luft- und Raumfahrt an der Universität Stuttgart. Die Inflation macht sich auch unter den Studierenden bemerkbar.

Studieren wird teurer

Der 27-jährige Marius Lichtl ist auch Mitglied in der Stuvus, der Studierendenvertretung der Universität. In den Verhandlungen und Absprachen bekommt er mit, dass die Inflation auch das Studierendenwerk in Stuttgart trifft. Das wiederum schlägt sich auf die Studierenden nieder, erklärt Lichtl. Das Werk betreibt unter anderem Unimensen und Studierendenwohnheime. Um die Angebote wie die Unimensa und die Wohnheime weiter betreiben zu können, soll der Pflichtbeitrag für Studierende pro Semester um 25 Euro angehoben werden - von bisher 74 auf 99 Euro. Das werde sich für Studierende bemerkbar machen, sagt Lichtl. Aber wenn Unimensa und Wohnheim weiter betrieben werden sollen und die Politik selbst nicht unterstützte, komme man um die Erhöhung nicht herum.

Darüber hinaus sollen auch die Preise in der Mensa angepasst werden. Bisher gab es zwei Gerichte in der Mensa: für 2,59 Euro oder 2,99 Euro. Das wird bald vorbei sein, sagt Lichtl. Dann wird das günstigste Gericht 2,99 Euro kosten und die anderen Gerichte sollen deutlich über drei Euro liegen.

Wohnheim ist beliebt - wegen der Festmiete

Doch wer neu nach Stuttgart zieht, braucht vor allem zuerst ein Zimmer oder eine Wohnung. Die Wohnungen im Studentenwohnheim sind beliebt wie nie, denn: Dort wird nur eine Warmmiete abgerechnet. Eine überteuerte Nebenkostenabrechnung droht da den Studierenden bisher nicht. Noch wurden die Mietpreise auch nicht angehoben. Laut einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" soll das aber im Januar 2023 der Fall sein. Insgesamt gibt es über 3.500 Wohnplätze in den Wohnheimen, erzählen die Studierenden. Und über 3.000 Bewerberinnen und Bewerber stehen auf der Warteliste.

200 Euro für Studierende im dritten Entlastungspaket

Immerhin: Mit dem dritten Entlastungspaket gibt es für Studierende eine Einmalzahlung von 200 Euro - besser als nichts, sagt Lichtl. Aber er fordert: Es muss mehr kommen aus der Politik. Die Studierenden seien schon in den vergangenen zwei Jahren durch Corona immer wieder eingeschränkt worden und seien von der Politik nicht oder zu wenig berücksichtigt worden. Lichtl geht es nicht schlecht, er kommt gut über die Runden. Aber er und seine Kommilitonen haben Angst vor dem, was kommt. Und davor, wieder von der Politik vergessen zu werden.

Marius Lichtl, Student Luft- und Raumfahrt
Marius Lichtl ist auch in der Studierendenvertretung aktiv. Daher weiß er: Vor allem die Studierendenwerke sind von der Inflation betroffen.

Im Interview mit SWR Aktuell erklärt der Student Marius Lichtl, warum das Entlastungspaket aus seiner Sicht für Studierende nicht ausreicht:

SWR Aktuell: Herr Lichtl, wie macht sich für Studierende die Inflation bemerkbar?

Marius Lichtl: Man merkt es beim Einkaufen. Es wird überall teurer. Wenn man Gemüse zum Beispiel einkauft. Ich habe neulich die Paprika das Kilo für 2,99 Euro gesehen. Da merkt man das schon stark. Man merkt das auch, wenn man nach der Uni schnell was essen möchte, einen Döner oder so. Schnelles Essen, das hat sich zum Teil verdoppelt. Da merkt man einen immensen Preisanstieg.

Sie sind ja auch Mitglied in der Stuvus, der Studierendenvertretung der Universität Stuttgart. Haben Sie auch in dieser Hinsicht mit der Inflation zu tun?

Marius Lichtl: Auf jeden Fall. Denn der Sozialbeitrag für das Studierendenwerk soll erhöht werden. Der liegt zurzeit bei 74 Euro im Semester. Ab April 2023 soll der um 25 Euro steigen. Das Studierendenwerk finanziert sich aus drei Teilen: aus der Finanzierung des Landes, aus den eigenen Gewinnen, wie zum Beispiel der Unimensa, und aus dem Beitrag der Studierenden. Jetzt steigen die Preise, aber das Land steigert nicht den Zuschuss fürs Studierendenwerk. Jetzt müssen zwangsläufig irgendwie die Studierenden dafür aufkommen. Das ist eine Scheißsituation. Das sind 50 Euro mehr im Jahr, die auf jeden Fall spürbar sind. Gleichzeitig sind die aber, wenn die Politik nichts macht, notwendig, um überhaupt das Studierendenwerk am Laufen zu halten. Das ist halt die große Problematik.

Sind Sie von der Politik enttäuscht? Immerhin gibt es jetzt im Entlastungspaket 200 Euro für jeden Studierenden als Einmalzahlung.

Marius Lichtl: Die 200 Euro sind gut, aber ich denke, da muss noch mehr kommen. In den letzten drei Jahren sind viele Minijobs weggekommen. Da waren die Studis schon sehr am Rande, sich überhaupt noch ohne Inflation das Studium leisten zu können. Jetzt kommt die Inflation noch dazu, was das Ganze noch verschärft.

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