Die Polizei war 2022 mit mehr Straftaten beschäftigt als 2021. Ein Teil der neuen Kriminalstatistik lässt sich mit dem Ende von Lockdown-Maßnahmen erklären - aber nicht alles.
Weil sich das öffentliche Leben in Stuttgart im Vergleich zur Pandemie wieder normalisiert hat, ist zugleich auch die Zahl der Straftaten wieder gestiegen. Während es sich der Polizei zufolge 2021 noch um ein "historisches Tief" mit rund 42.400 Fällen handelte, kam es in Stuttgart 2022 zu fast 52.000 Straftaten. "Trotz des Anstiegs liegt die Kriminalitätsrate immer noch deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie", teilte Polizeipräsident Markus Eisenbraun mit.
SWR-Reporter Werner Trefz fasst die Ergebnisse kurz zusammen:
Stuttgarter Nachtleben befeuert Kriminalstatistik
Gerade die Wiedereröffnung von Clubs und der Gastronomie zeigt sich in der Stuttgarter Kriminalstatistik: Die Polizei musste den Angaben zufolge 2022 wieder verstärkt zu Einsätzen im Bereich der Stuttgarter Innenstadt ausrücken. Straftaten an den Wochenenden und nachts seien in der Statistik "überrepräsentiert", so die Polizei. "Knapp die Hälfte aller Straftaten aus den Deliktsbereichen gegen das Leben, der Sexual- und Rohheitsdelikte ereigneten sich im Jahr 2022 in diesen Zeiträumen." Sie setze daher auf eine "Doppelstrategie aus Prävention und Repression". Außerdem verweist die Polizei auf die Installation von Kameras in der Innenstadt und die Waffenverbotszone.
Stuttgarter Innenstadt: Keine Vorfälle bei Kontrollen Keine Messer in Waffenverbotszone entdeckt
Erstmals galt in den Nächten auf Samstag und Sonntag die neue Waffenverbotszone in der Stuttgarter Innenstadt. Laut Polizei wurden bei Kontrollen keine Verstöße festgestellt.
Drogendelikte nehmen zu
Dass das Stuttgarter Nachtleben nach der Pandemie wieder stattfindet, dürfte auch zum Anstieg bei Drogendelikten beigetragen haben. Insgesamt nahm die Zahl der Fälle um 17,4 Prozent zu. Besonders auffallend sei, dass sich die Zahl der Delikte im Zusammenhang mit Kokain mit fast 450 Fällen fast verdoppelte. Bei Amphetamin sei die Zahl um mehr als ein Drittel gestiegen.
Täter flüchtig Erneut Schüsse in Plochingen - LKA ermittelt
Großeinsatz der Polizei am Sonntagmorgen in Plochingen: Nachdem aus einem Auto auf eine Gaststätte geschossen wurde, fehlt von den Tätern weiterhin jede Spur. Das LKA ermittelt.
Jugendliche stehlen wieder häufiger
Bei Straftaten von Jugendlichen - meistens Diebstahl - zeigt sich zwar beim ersten Blick auf die Statistik eine Zunahme von Fällen um knapp 25 Prozent. Doch auch dieser hohe Anstieg zwischen 2021 und 2022 lässt sich weitgehend damit erklären, dass die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie vorbei sind und Jugendliche wieder unterwegs sein können. Im Vergleich zu 2019 - und damit sozusagen pandemiebereinigt - ist die Zahl der jugendlichen Straftaten um knapp vier Prozent gestiegen und betrug zuletzt 5.222.
Häusliche Gewalt: "Tendenzieller Anstieg"
Auch bei Häuslicher Gewalt weist die Statistik für Stuttgart für 2022 einen zunächst enormen Anstieg der Fälle von rund 45 Prozent aus - und das, obwohl häusliche Gewalt gerade in den Lockdown-Jahren als häufiger verbreitet galt als in Jahren vor der Pandemie. "Seit einigen Jahren gibt es einen tendenziellen Anstieg bei der Häuslichen Gewalt", teilt die Polizei dazu mit. Der Anstieg auf 1.333 Fälle lässt sich aber auch zum Teil dadurch erklären, dass 2022 die Statistik verändert wurde: Seither zählen auch Straftaten in Ex-Partnerschaften dazu, ebenso wie erstmals Beleidigungen.
Mehr über Polizeieinsätze in der Region
Offenbar Fehlalarm Großeinsatz an Realschule in Sindelfingen nach Amokalarm
Große Aufregung in der Realschule am Klostergarten in Sindelfingen (Kreis Böblingen): Wegen eines Amokalarms am Dienstag wurde die Schule abgesperrt. Am Ende gab die Polizei Entwarnung.