Eine Grundschule in Herrenberg und ein Gebiet in Bahnhofsnähe haben ein Ratten-Problem. Wie die Schule vorgeht und was das für die Schüler bedeutet.
An der Pfalzgraf-Rudolph-Schule in Herrenberg (Kreis Böblingen) sind wegen Ratten am Montag mehrere Klassenzimmer gesperrt worden. Derzeit kann nach Angaben der Schule nur im Obergeschoss unterrichtet werden. Deshalb wird es an der Schule bis zu den Weihnachtsferien Schichtbetrieb geben, sagte Konrektorin Frauke Michel dem SWR am Mittwoch. Die Kinder in der ersten und zweiten Klasse werden in den ersten drei Schulstunden unterrichtet, die Kinder der dritten und vierten Klasse in den folgenden drei Schulstunden, so Konrektorin Michel. Dabei konzentriere sich die Schule auf die Kernfächer Deutsch und Mathe.
Für Kinder, deren Eltern die verkürzten Schulzeiten nicht abfedern können, gibt es eine Notfallbetreuung. Von dem Schichtunterricht seien alle Klassen betroffen, weil die Schule mit ihrem Personal eben auch noch die Notfallbetreuung anbiete, so die Schule. Deshalb komme auch kein paralleler Online-Unterricht in Frage, während die andere Schulhälfte vor Ort Unterricht hat.
Notfallplan soll bis Weihnachten gelten - Zahl der Ratten in Grundschule unklar
Bereits am Montag war bekannt geworden, dass Ratten in der Schule sind. Die Tiere zu fangen könnte gut drei bis fünf Wochen dauern, sagte die Konrektorin Frauke Michel dem SWR am Montag. Ratten seien nämlich sehr schlau. "Die Ratten sind erstmal skeptisch, und das braucht Zeit, bis die sich auch wirklich an die Köderdosen herantrauen", erklärte Michel. Sie sei notgedrungen zur Rattenexpertin geworden, sagte die Konrektorin.
Die Kammerjäger hätten nun im Erdgeschoss in allen betroffenen Räumen Köder für die Ratten ausgelegt. Die Zimmer sind bis auf weiteres gesperrt und dürfen nicht betreten werden. Neun Klassenzimmer sind davon betroffen, auch die Treffpunkte der Grundschul-Förderklasse und der Internationalen Klasse. In all den Zimmern sei Rattenkot gefunden worden.
Rattenköder auch nahe Herrenberger Bahnhof
Auch in der Bahnhofstraße in Herrenberg gibt es Probleme mit Ratten. Auch dort wurden deshalb Rattenköder angebracht, sagte Klaus Maisch, der Leiter des Herrenberger Tiefbauamts, dem SWR. Die Köder befinden sich in grünen Kunststoffboxen.
Laut Maisch gehen Ratten in die Box, fressen das ausgelegte Gift, gehen wieder aus der Box heraus und sterben erst einige Zeit später. Die Köder seien bereits seit einiger Zeit in Verwendung.
Maisch appelliert an Bürgerinnen und Bürger, keine Essensreste in die Toilette zu kippen. Denn Essen im Abwasserkanal sei ein gefundenes Fressen für Ratten. Außerdem sollten keine Essensreste in Büschen oder anderswo im Freien entsorgt werden, so Maisch. Ein Kompost im Garten sollte zudem in einem verschlossenen Behälter sein.
Die Stadt Herrenberg betont: Probleme mit Ratten gebe es auch in anderen Kommunen - nur sei die Aufmerksamkeit wegen der betroffenen Grundschule derzeit nun besonders auf Herrenberg gerichtet.
Lehrkräfte sind Notbetrieb durch Corona gewohnt
An der Pfalzgraf-Rudolph-Schule versuchen die Lehrerinnen und Lehrer, die Vorweihnachtszeit für die Kinder trotzdem schön zu gestalten. "Durch Corona sind wir schon darin erprobt, dass nicht alles ist wie sonst", sagte eine Lehrerin, die anonym bleiben möchte. Jetzt müsse man eben schauen, wie man den Unterricht gestalte.
Schon aufgebaute Adventskalender, auf die sich die Klasse gefreut habe, müssten nun leider in den geschlossenen Klassenzimmern zurückbleiben. Aber: "Wir als Schulgemeinschaft halten da jetzt gut zusammen", so die Lehrerin. Trotz Rattenproblem war am Mittwoch auch der Nikolaus an der Schule zu Besuch.
Ratten an Schulen häufigeres Problem
Wie die Ratten ins Gebäude kamen, stehe noch nicht fest, hieß es am Montag. Da gebe es mehrere Möglichkeiten, so Konrektorin Michel: "Es ist wohl auch an Schulen ein häufigeres Problem. Es stehen immer wieder Türen offen; jetzt ist es kalt geworden, da kommen die Ratten rein."
Sie könnten an der Wand entlang gelaufen sein und eine offene Türe gefunden haben. Zudem äßen die Kinder in der Schule ja auch Pausenbrote, es gebe immer irgendwo Lebensmittelreste. Aber das seien nur Vermutungen bisher.