Wer hat einen auffälligen Mercedes gesehen?

Nach gewaltsamem Tod einer Sprachlehrerin: Zeugenaufruf veröffentlicht

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Philipp Pfäfflin
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Luisa Bleich
SWR-Redakteurin Luisa Bleich

Ein Geflüchteter aus Oberboihingen sitzt in U-Haft. Er wird verdächtigt, eine Flüchtlingshelferin getötet zu haben. Die Polizei sucht nun dringend weitere Zeugen.

Nach dem gewaltsamen Tod einer 66-jährigen Sprachlehrerin für Geflüchtete im Oktober sucht die Polizei nach Zeuginnen und Zeugen. Trotz des schnellen Ermittlungserfolgs der für den Fall eingerichteten Soko Ufer und der Festnahme eines Tatverdächtigen, arbeite man weiter an einer Rekonstruktion des Geschehens, heißt es in einer Mitteilung von Mittwoch.

Soko Ufer veröffentlicht Zeugenaufruf

Weiterhin würden Spuren gesichert und ausgewertet sowie Zeuginnen und Zeugen vernommen. Die Polizei suche aber in diesem Zusammenhang weitere Personen, die wichtige Beobachtungen gemacht haben könnten. Vor allem gehe es dabei um Menschen, die eventuell als Gruppe in der Nacht von Samstag, 19.10. auf Sonntag, 20.10., gegen 00:30 Uhr im Bereich der Neckarsteige zu Fuß in Richtung Neckar unterwegs waren und dort eventuell einen Mercedes gesehen haben, dessen Fahrer mit auffälliger, aggressiver Fahrweise unterwegs war. Zeuginnen und Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0711-3990 660 zu melden.

Unruhe in Nürtingen und Oberboihingen nach der Tat

Eine Woche nach der Tat war die Unruhe rund um Nürtingen und Oberboihingen (Kreis Esslingen) relativ groß. Die Menschen stünden unter Schock, sagte Ulrich Spangenberg. Er ist parteiloser Bürgermeister der 5.600-Einwohner-Gemeinde, in der sich auch die Unterkunft befindet, in der der mutmaßliche Täter zuletzt gewohnt hatte. Spangenberg ist nach eigenen Angaben im ständigen Austausch mit Ehrenamtlichen, die sich in der Arbeit mit Geflüchteten engagieren.

Bürgermeister: Tat kann nicht auf andere Geflüchtete übertragen werden

Die getötete Frau sei bekannt und sehr geschätzt gewesen, so Bürgermeister Spangenberg, entsprechend groß seien die Trauer und das Entsetzen vor Ort. "Das Tötungsdelikt lässt die Gemeinde fassungslos zurück", sagte er dem SWR. Er verwies auf das gute Miteinander und den Zusammenhalt in der Gemeinde. Der mutmaßliche Täter habe vom ersten Tag an versucht, sich zu integrieren. Er galt als besonders freundlich, schnell lernend und hilfsbereit.

Sein Sprachniveau sei so gut gewesen, dass er fast schon einen Job hätte annehmen können, so Spangenberg. Umso härter treffe es die Menschen vor Ort, dass er unter dringendem Tatverdacht stehe. Weiter verwies der Bürgermeister darauf, dass die Ehrenamtlichen an ihrer Arbeit festhalten würden und die Gemeindeverwaltung nicht die Notwendigkeit sehe, jetzt besondere Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Denn: "Für mich ist es nicht erwiesen, wer der Täter ist, deswegen würde ich dringend davon abraten, vorschnelle Schlüsse zu ziehen", so Spangenberg. Der Fall liege jetzt in den Händen der Ermittlungsbehörden - bis es zu einer Verurteilung kommt, gelte für den festgenommenen Mann die Unschuldsvermutung.

Oberbürgermeister von Nürtingen fordert Respekt für Opfer

Zuvor hatte sich auch der Oberbürgermeister von Nürtingen, Johannes Fridrich (parteilos), geäußert. Auf seiner Facebook-Seite schrieb er: "Das Opfer ist eine sehr engagierte und kompetente Dozentin der Volkshochschule Nürtingen, die mit 66 Jahren gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde." Im Gespräch mit dem SWR warnte er am Montag vor Hass und Hetze: "Wir haben hier ganz viele Menschen, die wunderbar integriert sind." Da müsse man aufpassen, dass die Tat nicht verallgemeinert werde und die Stimmung nicht in Richtung Rassismus und Ausländerfeindlichkeit gehe.

Dabei gehe es ihm nicht um die Tat an sich, so OB Fridrich. Es bestehe ein dringender Tatverdacht. Ein 37-jähriger Iraner sitzt seit mehreren Tagen in Untersuchungshaft. Vielmehr warnt der Nürtinger OB vor Spekulationen rund um die Tathintergründe.

"Das Opfer ist noch nicht beerdigt. Da muss jetzt auch die Zeit für die Trauer da sein." Die politische Diskussion könne man dann an anderer Stelle führen, etwa in politischen Gremien und der Zivilgesellschaft. Nun gehe es um den Respekt gegenüber dem Opfer sowie den Hinterbliebenen und Angehörigen.

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