Streit unter Parteifreunden

Ist Stuttgart zu träge und satt? Nopper kontert Oettinger

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Kerstin Rudat
Kerstin Rudat

Verschlafen, träge und satt - so hatte Ex-Ministerpräsident Oettinger Stuttgart vor Kurzem bezeichnet. OB Nopper lobt hingegen die Entwicklung der Stadt - und lädt Oettinger ein.

Nach seinen kritischen Äußerungen über Stuttgart will der frühere Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) die Landeshauptstadt besuchen. Das teilte der CDU-Politiker dem SWR auf Anfrage mit. Oettinger sagte, er nehme die Einladung von Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) an. Bei dem Treffen der beiden CDU-Politiker soll es demnach auch um Äußerungen Oettingers gehen, wonach Stuttgart verschlafen, träge und satt sei.

Oettinger war in der vergangenen Woche bei einem Treffen mit Bürgerinnen und Bürgern in Stuttgart-Gablenberg eingeladen. Dort lobte er Stuttgart 21 - und kritisierte die Landeshauptstadt als "verschlafen, träge und satt". Es fehle Stuttgart an Dynamik, sagte Oettinger bei dem Bürger-Treffen.

So könne die Stadt nicht in einer Liga mit München oder Hamburg spielen. Denn Wohlstand sei nicht durch Stillstand, sondern nur durch Dynamik zu erreichen. Sein Partei-Kollege, Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper, konterte am Dienstag.

Nopper nennt Beispiele für starken Wirtschaftsstandort

Er habe die "harsche Stuttgart-Kritik von Günther Oettinger" mit Verwunderung wahrgenommen, so Nopper. "Offensichtlich hat Oettinger seit seinem Ausscheiden als Ministerpräsident von Baden-Württemberg im Jahr 2010 seine Heimatstadt Stuttgart etwas aus den Augen verloren. Deswegen scheint ihm die dynamische Entwicklung Stuttgarts als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort entgangen zu sein", sagte Nopper laut Mitteilung von Dienstag.

Günther Oettinger
Günther Oettinger (Archivbild)

Während Oettinger seine Aussage nicht mit Beispielen belegte, nennt Nopper gleich einige. So habe sich beispielsweise die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Stuttgart in den letzten zehn Jahren um rund 80.000 erhöht. Die Zahl der jungen Menschen, die in Stuttgart studieren, sei von 45.000 im Jahr 2010 auf über 60.000 im Jahr 2020 gewachsen.

Stuttgart sei ein starker Wirtschaftsstandort: Hier würden täglich in allen Sektoren mehr als zwölf Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Laut einem aktuellen Bericht der "Wirtschaftswoche" liege Stuttgart als Start-Up-Standort auf Platz 1 – noch vor den von Oettinger so gelobten Standorten wie Hamburg und München.

Nopper: "Stuttgart ist eine Boom-Town"

Auch die Kultur spielt bei Noppers Beispielen eine Rolle: "Es spricht auch für unsere Stadt, dass eines der größten Hip-Hop-Festivals Europas, die 'Hip Hop Open', nach achtjähriger Pause wieder zurückkehrt an den Neckar."

Oberbürgermeister Frank Nopper
Oberbürgermeister Frank Nopper (Archivbild)

Natürlich müsse permanent an der Wettbewerbsfähigkeit und der Stärkung gearbeitet werden, räumt der OB ein. Aber "Stuttgart ist eine Boom-Town, die sich in den letzten Jahren dynamischer weiterentwickelt hat als viele andere deutsche Städte." Daher lade er Oettinger zu einer gemeinsamen Besichtigungstour quer durch Stuttgart und bei Stuttgarter Unternehmen ein.

Oettingers Kritik traf auch schon die SSB

Erst im März hatte Oettinger eine Kampagne der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) kritisiert. Hierbei hatte die SSB gezielt Stuttgarter Autofahrer und -fahrerinnen aufs Korn genommen. Mit Sprüchen wie "Park dein Geld lieber woanders" waren für die Werbe-Kampagne Autos verhüllt worden. Was viele humorig und kreativ fanden, bezeichnete Oettinger als "unverschämt". Dass ein städtisches Unternehmen gegen die Autoindustrie mobil mache, von der Stuttgart lebe und profitiere, sei unmöglich.

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