Die Branche steht vor einem Problem

Waiblinger Entsorgungsfirma warnt vor Lithium-Ionen-Akkus im Hausmüll

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Autor/in
Maxim Flößer
Maxim Flößer arbeitet im SWR Studio Stuttgart.

Immer wieder verursacht Elektroschrott im Hausmüll schwere Brände in Müllwägen und Entsorgungsanlagen. Diese Brände sind explosionsartig und lassen sich nur sehr aufwendig löschen.

Rund zwei Jahre nach einem Großbrand bei dem Entsorgungsunternehmen Alba in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) ist dort die Sorge vor weiteren Bränden noch immer präsent. Im März 2022 stand in den frühen Morgenstunden eine Lagerhalle für Altpapier in Flammen.

Als Brandursache wurde damals ein Stück Elektroschrott identifiziert, in dem eine Lithium-Ionen-Batterie verbaut war, berichtet Alba-Pressesprecher Matthias Hochstätter nun rund zwei Jahre nach dem Brand dem SWR. Der finanzielle Schaden lag damals bei mehr als einer Million Euro.

Gequetschte Akkus entzünden sich selbst

Lithium-Ionen-Brände sind laut Alba besonders gefährlich: Das Problem sei, dass die Akkus und Batterien, wenn sie in den Müllanlagen gequetscht werden, mit Sauerstoff reagieren und sich selbst entzünden. Dadurch komme es in Müllwagen oder Sortieranlagen schnell zu explosionsartigen Bränden, die kaum zu löschen sind, erklärt Hochstätter.

Dann helfe nur noch, den brennenden Müll mit einem Bagger aus der Deponie zu fahren und in ein Wasserbecken zu werfen - oder in einem gesonderten Bereich komplett abbrennen zu lassen. Denn ansonsten besteht Gefahr für die gesamte Anlage: Lithium-Verpuffungen verursachen bis zu 1.200 Grad Celsius heiße Flammen, die mühelos anderen Schrott, Papier und die Anlagetechnik in Flammen setzen können, berichtet das Waiblinger Entsorgungsunternehmen.

Der Branchenverband Bund der deutschen Entsorger-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) geht davon aus, dass sich Lithium-Ionen-Akkus oder -Batterien statistisch gesehen dreißigmal am Tag in den Betrieben selbst entzünden. In zwei dieser Fälle müsse dann sogar die Feuerwehr anrücken, erzählt Alba-Sprecher Hochstätter.

Akkus und Batterien sorgen immer wieder für Brände

Egal, ob in elektrischen Zahnbürsten, Zigaretten, Grußkarten oder Handys: In immer mehr Alltagsgegenständen werden Akkus und Batterien aus Lithium verbaut. Denn Lithium-Ionen sind lange haltbar, haben eine hohe Ladungsdichte und wiegen vergleichsweise wenig. Gleichzeitig können sie immer wieder be- und entladen werden, ohne ihre Kapazität zu verlieren. 2019 wurden beinahe 600 Millionen Akkus und Batterien nach Deutschland importiert, fast dreimal so viele wie noch vor zehn Jahren.

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Für die Entsorgungsunternehmen stellt diese Entwicklung ein großes Problem dar: Zum einen können die Brände für Mitarbeitende lebensgefährlich sein. Zum anderen entstehen mitunter Millionenschäden in den Betrieben. Eigentlich gibt es dafür extra Feuerversicherungen. Doch Alba-Sprecher Hochstätter berichtet, durch die schiere Menge an solchen Akkus und Batterien und der gestiegenen Brand-Wahrscheinlichkeit hätten "die Versicherungen langsam keine Lust mehr, die Entsorgungswirtschaft auf Feuerschaden zu versichern". Doch sie sei wichtig für die Gesellschaft und sei Teil der "kritischen Infrastruktur", gibt er zu bedenken.

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Immer mehr Akkus, immer mehr Probleme

Zukünftig könnten die Lithium-Ionen-Akkus für noch mehr Ärger sorgen: Laut EU werden bis 2030 mindestens 30 Millionen emissionsfreie Elektrofahrzeuge auf den Straßen sein. 2022 war dem Statistischem Bundesamt zufolge jedes achte Fahrrad ein E-Bike. Laut einer Umfrage des Instituts Allensbach besaßen 2023 über 12 Millionen Haushalte in Deutschland ein elektrisches Fahrrad. Auch in Akkus von E-Bikes ist Lithium verbaut. Doch Batterien und Akkus werden oft nicht fachgerecht entsorgt, kritisiert das Waiblinger Entsorgungsunternehmen: Stattdessen landen teilweise sogar Autobatterien im Hausmüll.

Die Leute werfen auch ihre Auto-Batterien in die schwarze Tonne.

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Damit nicht noch mehr Lithium-Ionen-Akkus und -Batterien im Hausmüll landen, sind Einzelhändler seit 2022 eigentlich dazu verpflichtet, alte Elektrogeräte wieder zurückzunehmen und zu entsorgen. Doch es sei nötig, dass Rückgabe-Stationen eindeutig sichtbar im Kassenbereich eingerichtet werden, fordert der Alba-Sprecher: "Und die Kommunen müssen da wirklich drauf aufpassen und das auch kontrollieren." Denn ansonsten komme es immer wieder dazu, dass gefährlicher Elektroschrott im Hausmüll lande. "Ein Mitarbeiter in Karlsruhe hat erst neulich ein ganzes E-Bike inklusive Akku in der Tonne gefunden", berichtet Hochstätter.

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